Damien

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Lillys p.o.v.

Es war zu viel. Es war einfach zu viel. Dort vorne stand meine Vergangenheit. Ich dachte, ich hätte sie hinter mir zurückgelassen.
Gut, sie verfolgte mich immer noch in irgendeiner Weise, aber verdammt, ich hatte wenigstens die Leute zurückgelassen!
Hatte ihn zurückgelassen! Und jetzt stand er hier? Vor meiner Schule?!

Das wollte mir einfach nicht in den Kopf. Das hier war meine neue Realität. Mein Mate neben mir. Mein neues Rudel. Meine neue Schule. Einfach alles.
Und jetzt krachte er in mein neues Leben, in meine Gegenwart?
Das konnte doch nicht wahr sein!

Das war einfach zu viel für mich. Einfach zu viel.
Und alles, was ich wollte, war weg zu gehen. Einfach weg. Egal, wohin.

Und das tat ich dann auch.

Schnell drehte ich mich um und flüchtete.

"Lilly?", hörte ich noch Bens verwirrte und besorgte Stimme hinter mir.
Doch das konnte ich jetzt einfach nicht.

Ich drängte mich an den Schülermassen vorbei, ging zurück in die Schule.
Manche schenkten mir verwirrte Blicke, aber die meisten interessierte es schlichtweg nicht.
Genauso wenig wie mich ihre Blicke interessierten.

Ich steuerte auf die Mädchentoilette zu. Zog die Tür auf und stürzte ans Waschbecken.
Mein Atem ging schnell. Dabei war ich gar nicht so viel gelaufen.
Aber ich wusste schon, woran es lag. Verdammt, ich stand kurz vor einer Panikattacke!
Tief und langsam atmete ich ein. Dann aus. Wieder ein. Aus.
Nach einer Weile ging mein Puls wieder langsamer. Wieder regelmäßig.

Ich schaute hoch, in den Spiegel.
Meine Wangen waren noch etwas gerötet, mein Blick hatte etwas Hektisches, Getriebenes.
Na toll. Wenn mich Ben so sah....
Ben. Scheiße. Ich war einfach so abgehaut. Hatte ihn stehen lassen, ohne jegliche Erklärung.

Was musste er nur von mir denken?
Scheiße, Scheiße, Scheiße.

Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, wurde die Tür aufgemacht.
Unwillkürlich riss ich den Kopf hoch, sah in den Spiegel. Und blickte in grüne Augen.

Die Tür fiel hinter ihm zu, doch das nahm ich kaum wahr.
Mein Puls wollte sich wieder beschleunigen. Scheiße. Ich biss die Zähne zusammen.
Auf keinen Fall würde ich vor ihm Schwäche zeigen. Allein mit meinem eisernen Willen und meiner Wut, weil er so eine Wirkung auf mich hatte - immer noch - ließ ich meinen Puls wieder auf eine normale Stufe kommen.

Ich drehte mich zu ihm um und legte meine Maske auf. Ließ mein ganzes Gesicht ausdruckslos werden.
Meine Augen kalt.
Und verschränkte meine Arme.

Er lächelte mich amüsiert an.
Mit ebenfalls verschränkten Armen lehnte er am Türrahmen.
Schaute mich nur an.
Er musste seine Wirkung auf mich, meinen beschleunigten Puls, mitbekommen haben. Und das amüsierte ihn. Arschloch.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an. Forderte ihn heraus, etwas zu sagen. Schließlich war er kaum hergekommen, um mich nur doof anzugucken.

Sein Lächeln schien noch eine Spur breiter zu werden.

"Lilly.", sagte er schließlich leise.
"Lange nicht mehr gesehen."

"Nicht lange genug.", erwiderte ich kühl.

Daraufhin lachte er leise.
Aufmerksam betrachtete er mich.

"Du hast dich verändert.", stellte er dann fest.

"Leider kann ich nicht dasselbe von dir behaupten.", erwiderte ich kalt.
"Du bist noch immer dasselbe Arschloch, das ich kenne."

I wanna be free, MateWhere stories live. Discover now