Wiedersehen macht Freude Teil 3

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Ich führe ihn zu der Abstellkammer neben dem Kunstraum. Sehr klischeehaft, ich weiß, aber solange es funktioniert, ist mir das egal.

Ich schiebe ihn rein und schließe die Tür von innen ab. Es ist Pause, also wird uns auch keiner stören.

Magnus sieht mich neugierig an, aber ich kann auch leichte Nervosität erkennen. Aufgeregt leckt er sich über die Lippen und ab da gibt es für mich kein Halten mehr.

Alle Bedenken werfe ich schwungvoll über Bord, als ich den kleinen Abstand zwischen uns überbücke, ihn gegen eins der Regale schubse und dann endlich meine Lippen auf seine presse.

Ich seufze leise, denn das Gefühl ist mehr als berauschend.

Es ist ganz anders als ein Mädchen zu küssen, denn hier sind die Lippen nicht von einem Lippenstift bedeckt, der dann später auch am eigenen Mund klebt. Diese Lippen sind Natur pur und bewegen sich sogleich heiß auf meinen, als er den Kuss erwiedert.

Ich drücke ihn stärker gegen das Regal, damit ich ihm noch näher komme und das Gefühl besser auskosten kann.

Erst kribbelt es nur in meinem Bauch, aber dann breitet es sich aus, bis es nur so durch meine Adern rauscht.
Auch ihn scheint dieser heiße Kuss nicht kalt zu lassen, denn seine Hände vergraben sich leidenschaftlich in meinen Haare und er zieht leicht daran, was mich keuchen lässt.

Aber auch meine Hände gehen auf Wanderschaft und ziehen sein Hemd endgültig aus der Hose, damit sie darunter fahren können. Die Haut seines Bauchs ist mindestens genauso erhitzt wie meine und er keucht auf und bekommt eine zarte Gänsehaut, als ich mit meinen Fingerspitzen über seine definierten Bauchmuskeln fahre.

Ich habe zwar überhaupt keine Ahnung, was ich hier wie tue, aber es gefällt mir. Es gefällt mir sogar sehr, Magnus hier so zu küssen und sich dabei zu fühlen, als könnte ich fliegen.

Ich bin froh, dass mein Verstand vorübergehend verreist ist, denn dieser hätte sich jetzt schon Gedanken darüber gemacht, was dieses Es gefällt mir für mich und die ausstehende Frage nach meiner Sexualität bedeutet.

Aber ich will gerade nicht darüber nachgrübeln, sondern das hier genießen, weshalb ich einfach meiner Intuition folge und der Leidenschaft die Kontrolle überlasse.

Ich fahre mit meinen Lippen erst über seinen markanten Kiefer und dann zu seinem Hals, wo ich lange und schwere Küsse hinterlasse. Um mehr Platz zu haben, schiebe ich sein Hemd beiseite und löse blind die Krawatte, bevor ich sie auf den Boden fallen lasse.

Ich will ihn makieren und somit bewirken, dass sich jeder schonmal abschminken kann, ihn irgendwie anzumachen.

Ich will das nämlich nicht, denn er soll das hier nur mit mir machen. So besitzergreifend bin ich sonst eigentlich nie, aber er scheint nichts dagegen zu haben.

Im Gegenteil, er lehnt den Kopf sogar zur Seite, um mir mehr Platz zu verschaffen. Seine Hände haben mittlerweile von meinen Haaren abgelassen und ziehen mir ebenfalls das Hemd aus der Hose, bevor er anfängt die Haut meines unteren Rückens zu erkunden.

Aus einem Impuls heraus beiße ich ich leicht -ich will ihn schließlich nicht verletzen- in die zarte Haut am Hals, was ihm ein Stöhnen entlockt.

~Alexander.~, keucht er und dreht meinen Kopf wieder zu sich hoch, um mich erneut in einen Kuss zu verwickeln, aber ich erstarre augenblicklich.

Dann weiche ich wie von der Tarantel gestochen zurück und sehe ihn mit schnell klopfenden Herzen von oben bis unten an.

Sein Hemd ist zerknittert und so verrutscht, dass man noch immer einen Streifen seiner weichen Haut sehen kann, die Krawatte liegt irgendwo am Boden, genau wie der Blazer, den ich ihm irgendwann wohl ausgezogen haben muss. Mein eigener liegt über meiner Schultasche. Seine Haare sitzen immernoch perfekt und nur sein Make Up ist leicht verschmiert. Der fette Knutschfleck an seinem Hals scheint mich diabolisch anzugrinsen.

Alles an ihm ist mir neu, aber auch irgendwie ... vertraut. Haben seine braunen Augen schon immer so bekannt ausgesehen oder sehe ich das erst jetzt, weil er mich Alexander genannt hat?

Das tut sonst niemand. Nur einer hat es immer gemacht. Egal wie oft ich ihn gebeten habe, das zu lassen.
Aber er kann doch nicht ...

Das ist doch absolut unmöglich! Er ist weggezogen, weil er mich nicht mehr mochte. Warum sollte er jetzt wieder zurück sein? Das kann doch nicht sein. Das geht nicht. Das ...

~Ich schätze, bei dir bringt Wiedersehen wohl keine Freude, Alexander?~, fragt mich Magnus mit einem leicht unsicheren Lächeln.

Magnus ... ein ungewöhnlicher Name, wenn man so überlegt. Wie konnte ich diesen nur vergessen? Ich weiß es nicht, aber meine Zweifel schwinden nicht.

Im Gegenteil, sie werden zu handfesten Tatsachen.

Plötzlich habe ich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, weshalb ich kurzerhand meine Sachen schnappe und die Abstellkammer beinahe fluchtartig verlasse. Ich bin verwirrt und in heller Panik.

Das kann doch nicht wahr sein!

~Hey! Was ist denn los?~, fragt Jace, als er mich sieht,~Hattest du gerade eine heiße Nummer oder warum siehst du so aus, als hättest du's irgendwo getrieben?~

Ich ignoriere seinen Kommentar und auch sein nervtötendes Gewackel mit den Augenbrauen. Stadessen packe ich ihn am Oberarm und sage~Mitkommen.~

Wortlos und seinen Protest ignorierend ziehe ich ihn in den Aufzug, der eigentlich nur für Behinderte da ist. Aber das missachte ich gekonnt und warte ungeduldig bis sich die Türen schließen.

~Also, was ist passiert, du alter Geheimniskrämer?~, fragt Jace mit einem schiefen Lächeln.

Mir hingegen ist nicht wirklich nach lächeln zumute. Am liebsten würde ich ... Ach keine Ahnung!

~Kennst du Magnus? Meinen besten Freund aus der Middleschool?~
~Du meinst den, der ein paar Mal bei uns zum Essen war, bevor er plötzlich verschwunden ist?~
~Genau den.~

~Was ist mir ihm?~, fragt Jace sichtlich verwirrt.
~Er ist wieder an der Schule.~
~Und?~

Ich zögere.
Wie soll ich ihm nur etwas erklären, das ich selbst nicht wirklich einschätzen kann? Was ich selbst gerade erst entdecke?

Ich weiß es nicht, aber mir ist auch klar, dass es zu spät für einen Rückzieher ist.
Ich hoffe nur, dass er mich ab jetzt nicht hasst oder abstoßend findet oder gar beides ...

~Ich habe ihn geküsst ... und es hat mir gefallen.~

Malec-One ShotsWhere stories live. Discover now