Valentinstag Teil 1

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Überall sind rote Herzchen aufgeklebt und es stinkt nach zu süßen Parfüm, welches sogar den Kaffeegeruch überdeckt. Dazu noch die kitschige Musik. Ich könnte kotzen, aber wenn mir an diesem Tag auch nur eine Sache Freude bereiten kann, dann ist das Kaffee.

Also trete ich miesgelaunt in das kleine Café ein.

Drinnen ist es laut und etwas stickig und es wimmelt vor verliebten Pärchen, die ihre Zärtlichkeiten schamlos in der Öffentlichkeit austauschen.

Heute ist der 14.02, Valentinstag, der Tag der Liebe, zumidest für all diejenigen, die in einer glücklichen Beziehung sind. Aber für alle, die das nicht sind, ist dieser Tag einfach nur ätzend.

Nicht, dass ich auf der Suche wäre oder so. Bei mir ist eigentlich das Gegenteil der Fall, denn ich genieße mein Singleleben, nur die Menschen um mich herum anscheinend nicht.

Die Schlange vor der Theke ist sehr lang und immer wieder huschen die Angestellten mit ihren braunen Schürzen umher und bringen den Pärchen Kaffee oder Kuchen an den Tisch oder nehmen benutzte Teller wieder mit.

Sie tun mir leid, denn ich stelle es mir mehr als ekelhaft vor, all diesen glücklichen Pärchen beim Rummachen zuzusehen.
Wenn ich so etwas freiwillig sehen wollen würde, würde ich nach Hause gehen und das im Internet innerhalb meiner sicheren vier Wände tun.

Vor mir steht eine Frau mittleren Alters, die ihren Kaffee in einen, von ihr mitgebrachten, Becher füllen lässt, so richtig umweltbewusst.

War nicht einer meiner Vorsätze, umweltbewusster zu leben?
Ich weiß es nicht mehr, denn ich glaube, den Zettel mit meinen guten Vorsätzen für dieses Jahr dafür benutzt habe, um eine Spinne aus meinen vier Wänden zu entsorgen. Wie ich Spinnen vielleicht hasse!

~Die Schlange hinter dir wird auch nicht kürzer.~, reißt mich eine belustigt klingende Stimme aus meiner Gedankenwelt, in der ich den Zweck von Spinnen hinterfrage -ich habe wegen ihnen im Sommer nicht weniger Mücken.

Ich blicke auf und muss an mich halten, um nicht aufzuseufzen.
Hinter dem Tresen steht ein junger Mann mit hinreißenden braunen Augen, die mich leicht gestresst, aber auch freundlich ansehen.
Diese Augen liegen in einem hübschen Gesicht mit reiner, karamellfarbener Haut.

Sein Lächeln ist umwerfend und ich lächle sogar zurück. Eine Tatsache, die ich sofort ändere, weshalb ich ihn jetzt so mürrisch anstarre, wie ich mich bis vor ein paar Augenblicken noch gefühlt habe.
Auch das Strahlen seiner Augen erlischt ein wenig, auch wenn das Lächeln weiterhin besteht.

~Und, was willst du?~, fragt er mit einer samtigen, angenehmen Stimme.

~Einen Kaffee. Schwarz.~
~Ok, wie heißt du?~, fragt er mich und kurz bin ich verwirrt,~Für den Kaffee.~
~Achso. Ich bin Alec.~
~Gut, ich bring dir den Kaffee gleich.~

Ich nicke und lege das Geld auf den Tresen, aber er hat sich schon dem nächsten Kunden zugewamdt, der mit seiner Freundin im Arm hinter mir steht.
Diese himmelt ihn so an, dass ich mit Mühe ein Würgegeräusch unterdrücke und mich stadessen auf die Suche nach einem Platz begebe.

Das hört sich einfacher an, als es ist, denn das Café ist gut gefüllt.
Dennoch finde ich einen Platz unweit vom Tresen, auf den ich mich seufzend fallen lasse.

Die Rose, die in einer hohen Vase steht, ziehe ich am Kopf heraus und lege sie so weit weg, wie nur möglich.
Auch die rote Herzchenkarte, die auf dem runden Tisch steht, kommt so weit wie möglich weg von mir. Man muss wohl kaum erwähnen, dass ich den Valentinstag hasse, aber dieses Jahr ist es besonders schlimm, das gebe ich zu.

Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Vielleicht, weil mir dieser Tag immer zeigt, wie lange ich eigentlich schon single bin, jetzt sind es auf den Tag genau fünf Jahre, aber vielleicht geht mir auch nur all dieser Tamtam, den man um diesen Tag macht, schlichtweg auf den Wecker.

Als ob man einen besonderen Tag bräuchte, um seiner Freundin oder seinem Freund etwas zu schenken!

Plötzlich landet eine dampfende Kaffeetasse, zusammen mit einem Muffin, auf meinem Tisch.

Ich sehe auf und verliere mich wieder in diesen braunen Augen, die mich freundlich anfunkeln. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie mit einem schwarzen Strich betont sind.

Ich meine, dass meine Schwetser mal etwas von Eyeliner gesagt hat, aber ich kenne mich wirklich nicht mit diesen ganzen Beauty Produkten aus. Ich hatta ja nie eine Freundin, die sich damit zugekleistert hat.

Mein letzter Freund hat lediglich täglich in Haargel gebadet, sodass seine Haare immer wie von einer Kuh abgeleckt ausgesehen haben.
Auch der Schönling vor mir hat seine Haare gestylt, auch wenn es bei ihm mehr als gut aussieht.

~Danke.~, murmel ich und er dreht sich lächelnd um und geht zurück zum Tresen. Dabei genieße ich einen hervorragenden Blick auf seinen Hintern, der in der dunklen Hose gut zur Geltung kommt.

Auch die braune Schürze und das weiße Shirt, welches er darunter trägt, passen irgendwie zu ihm, auch wenn ich glaube, dass er in seiner Freizeit eher ein schriller und aufregender Kerl ist.

Seit wann schenke ich anderen Menschen so viel positive Beachtung?

Überrascht von mir selbst schüttel ich den Kopf und genehmige mir einen großen Schluck der braunen Lebensessenz.

Auf der Untertasse liegt ein kleiner Zettel, auf dem mein Name und ein kleines Herz stehen.
Kitschig.

Ich sehe wieder zu ihm hinüber, während er geschäftig weitere Kunden bedient.

Beinahe habe ich etwas Mitleid mit ihm, denn es wird nicht einfach sein, an diesem Tag zu arbeiten. Es ist voll und jeder will etwas von einem, von der Turtelei ganz zu schweigen, aber dennoch hat er für jeden Kunden ein Lächeln übrig, auch wenn sich der naive Teil von mir einbildet, dass seins bei mir noch eine Spur breiter und ehrlicher war.

Das denke ich mir, bis mir der Muffin mit der Herzchenglasur auffällt.

Kurz gerät mein Herz ins Stocken, aber bevor mich die Erinnerungen übermannen können, springe ich wütend auf und maschiere zurück zum Tresen, wo es für einen kurzen Augenblick leer ist.

~Den habe ich nicht bestellt!~, mache ich wütend klar, während ich das Gebäck auf dem Tresen abstelle und zu ihm rüberschiebe.

Er zieht eine perfekt geschwungene Augenbraue nach oben und sieht mich kurz verständnislos an.
Dann antwortet er~Ich weiß, aber du siehst so aus, als könntest du ein wenig Schokolade vertragen. Geht aufs Haus.~

~Ich will ihn aber nicht!~
Nun wandert auch seine zweite Augenbraue nach oben und er zuckt die Schultern.
~Wenn du ihn nicht willst~, sagt er, schnappt sich den Muffin und beißt einmal hinein,~Ich nehm ihn gerne.~

Ich starre ihn sprachlos an.
Ich habe nämlich mit einem Streit gerechnet oder damit, dass er den Muffin einfach zurücklegt.
Denn jetzt läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich den flüssigen Schokokern des Muffins so ansehe.

~Wenn ich es mir recht überlege, will ich den Muffin doch haben.~
~Tja, jetzt ist er weg.~, antwortet er kauend.

Kurz rauscht Wut durch meine Adern, aber diese verpufft schlagartig, denn er sieht irgendwie süß aus, mit den strahlenden Augen und den Schokoresten am Mundwinkel, während er den letzten Rest aus dem Papier holt und sich in den Mund seckt.

Ich fange an zu grinsen, während ich mich über den Tresen lehne und den kleinen Schokorest von seinem Mundwinkel streiche. Er zuckt erschrocken zusammen und wird doch tatsächlich etwas rot, was mein Grinsen noch vergrößert.

Kurz halten wir den intensiven Augenkontakt, bevor er sich räuspert~Also ich glaube, dass wir vielleicht doch noch einen Muffin für dich übrig haben, Alexander.~

Malec-One ShotsWhere stories live. Discover now