Ein Wiedersehen mit dem Ex Teil 5

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Mein One Night Stand mit Alexander ist nun schon drei Monate her und endlich bin ich wieder im normalen Leben angekommen.

Nachdem Alec endlich meine Wohnung verlassen hatte, bin ich zusammengebrochen. Genau, wie ich es befürchtet habe. Ich habe natürlich Cat angerufen und wenig später war sie bei mir, um mich zu halten und zu trösten.

Das Gespräch mit Alec hatte erneut tiefe Wunden in mein Herz gerissen, denn natürlich war das nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Ich konnte es lediglich gut verstecken.

Es hat lange gebraucht, bis ich wieder so weit war, um so weiterzumachen wie bisher. Mit der Zeit kamen sogar Teile meines One Night Stands wieder zu mir zurück, weshalb ich weiß, dass vorwiegend ich daran Schuld bin, dass wir in meiner Wohnung gelandet sind.

Das hat mich schockiert, aber nicht wirklich überrascht.

Von ihm und Lydia habe ich nichts mehr gehört, weshalb ich nicht weiß, wie seine Entscheidung nun ausgefallen ist. Ich weiß nur, dass mein Entschluss, nichts mit ihm anzufangen, richtig war. Ich hätte eine Affäre nicht lange ertragen, denn so etwas hätte mich wahrscheinlich zerstört.

Es ist bereits früher Abend, als ich die letzten Patienten verabschiede. Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen ich einem Paar dazu verholfen habe, zu erkennen, dass sie keine gemeinsame Zukunft mehr haben. Das ist stets schade, aber wenn das, was zwei Menschen miteinander verband, zu schwach oder überhaupt gar nicht mehr da war, dann war es besser, fortan getrennte Wege zu gehen. Man muss ein Ende nur akzeptieren.

Warum ist es nur immer leichter, das bei anderen festzustellen und durchzusetzen, als bei einem selbst? Das hat etwas von schlechter Ironie, denn natürlich haben sich meine eigenen Gefühle nicht dazu entschlossen, dass es endlich Zeit für jemand Neuen in meinem Leben ist.

Nein, mein Herz liegt noch immer zerstückelt und wie von einem Kind zusammengebastelt am Boden, aber diese Stellung ist es mittlerweile gewohnt.

Es ist zu einem dumpfen Schmerz geworden, den man für kurze Zeit ignorieren kann, solange es nur laut genug um einen herum ist. Aber wenn es ganz still wird, dann treten die Schmerzen mit voller Stärke auf.

Aber das habe ich mittlerweile akzeptiert und ich kann nur hoffen, dass dieser Schmerz irgendwann so wenig wird, dass ich ihn nur noch ganz selten spüre.

Ich trete aus meinem Besprechungszimmer und will gerade zum Eingang laufen, um abzuschließen, als ich ihn sehe.

Er steht vor dem unbesetzten Empfangstresen und hält einen Strauß gelber Rosen in der Hand. Ich liebe gelbe Rosen ...

Cool bleiben, ermahne ich mich und setze ein proffesionelles Lächeln auf.

~Wie kann ich Ihnen helfen, Mr Lightwood oder sollte ich Sie jetzt doch lieber Mr Branwell nennen?~

Er dreht sich ruckartig zu mir um und kurz scheinen seine blauen Augen zu leuchten.

~Wie wäre es, wenn du mich einfach Alexander nennst?~, schlägt er vor,~Können wir reden?~

Ich nicke perplex und deute ihm an, mir zu folgen. Mein Weg führt mich zurück ins Besprechungszimmer, das ich auch liebevoll meine Bibleothek nenne.

Der Name deshalb, weil an den zwei kurzen Seiten des rechteckigen Raums jeweils ein vollgestopftes Bücherregal steht. Vor den großen Fenstern hängen rote Vorhänge und die Wände sind in einem dunklen Grün gehalten. In der Mitte stehen drei Sessel, zwei nebeneinander und einer vor den beiden. Auf den kleinen Beistelltischchen ist Platz für Getränke, Bücher oder mein Tablet -wenn ich mir mal Notizen machen möchte.

Ich bin gerne hier, auch in meiner Freizeit, und es freut mich immer, wenn ich sehe, wie sich meine Patienten entspannen, wenn sie in diesem Raum sind. Er hält mittlerweile bestimmt schon dutzende Geheimnisse in sich, aber behält jedes einzelne gut.

Ich deute ihm an, sich auf einen Sessel zu setzen, bevor ich mich zu meinem aufmachen will, aber wieder überrascht Alec mich.

Plötzlich greift er nach meiner Hand und zieht mich mit einem Ruck zu sich. Ich stolpere und lande auf seinem Schoß. Mir steigt die Hitze ins Gesicht und ich will aufstehen, doch er hält mich fest und sieht mich flehentlich an.

Mit einem kurzen Nicken gebe ich ihm zu verstehen, dass es für mich ok ist, bevor ich mich seitlich auf seine Beine setze, um ihn ansehen zu können, ohne in seinen herrlich tiefblauen Augen zu versinken. Der schöne Blumenstrauß liegt auf einem der dunkelbraunen Beiststelltische.

~Lass mich bitte zu Ende erzählen.~
Ich nicke und bin gespannt, was er jetzt zu sagen hat.

~Ich habe mich geoutet. Erst vor Lydia, weil es mir unfair erschienen wäre, sie nicht als erstes einzuweihen. Sie jedoch hat gesagt, dass sie es schon wusste, da sie uns auf der Tanzfläche gesehen hatte. Dennoch war sie stolz auf meine verspätete Ehrlichkeit und wir haben beschlossen, das mit der Hochzeit sein zu lassen. Dann habe ich es meinen Geschwistern gesagt, die es anscheinend auch schon vermutet hatten. Zumindest haben sie ähnlich verständnisvoll reagiert. Jace hat mich nur gefragt, ob er in meinen Augen heiß sei ... Du kennst ihn ja.~

Ich grinse und nicke. Jace war schon etwas zu selbstverliebt für meinen Geschmack, aber er ist Alecs bester Freund. Also kann an ihm nicht so viel falsch sein.

~Dann habe ich es meinen Eltern gesagt. Sie waren geschockt und am Anfang sehr sauer, weshalb ich sofort die Flucht ergriffen habe. Nach ein paar Tagen hat sich allerdings meine Mutter bei mir gemeldet und mir versichert, dass es für sie auch ok ist. Sie war nur so überrascht und von sich selbst enttäuscht, dass sie es nicht früher gemerkt hat. Solange ich glücklich bin, ist sie es auch, hat sie gesagt. Von meinem Vater kam nichts, aber das habe ich auch nicht erwartet~, berichtet er,~Ich bin einerseits hier, um mich bei dir zu bedanken. Ohne deine Worte hätte ich wahrscheinlich nie den Mut dafür aufgebracht, endlich zu mir selbst zu stehen und stolz darauf zu sein, wer ich bin. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.~

~Und andererseits?~, frage ich vorsichtig und kann den hoffnungsvollen Ton in meiner Stimme nicht unterdrücken.

Er lächelt nervös und seine Augen funkeln so schön wie eh und je. Er wirkt tatsächlich befreiter und ruhiger. Seine Ausgeglichenheit überträgt sich auf mich und ich beruhige mich ein wenig.

~Ich wollte dich fragen, ... ob du vielleicht mal mit mir ausgehen möchtest? Ich habe die Worte bei unserem letzten Treffen ernst gemeint. Ich liebe dich und ich will nicht mehr ohne dich sein. Also, wenn du willst, wenn du mich willst.~

Mein Herzschlag beschleunigt sich und von einem Moment auf den anderen wird pure Glückseligkeit durch meine Adern gepumpt.

Er will mich zurück! Und dieses Mal richtig und mit allem, was dazu gehört.

Jetzt kann ich es auch endlich genießen, denn er ist ein freier, offen homosexueller Mann, der mich liebt. Ich kann mein Glück kaum fassen, weshalb ich mich stumm freue.

~Magnus?~, fragt er mich und streicht mir über die Wange.

Eine Träne glitzert an seinem Daumen. Eine Glücksträne.

Ruckartig presse ich mich an ihn und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
Intuitiv umschließt er meinen bebenden Körper mit seinen starken Armen und drückt mich fest an sich.

~Ja. Ja, natürlich will ich dich! Ich liebe dich!~

Malec-One ShotsOnde as histórias ganham vida. Descobre agora