In Liebe, dein Romeo Teil 4

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Ich gehe am nächsten Tag mit gemischten Gefühlen in die Schule.

Ob Magnus von unserer missglückten Begegnung erzählt hat? Hat er allen bereits eröffnet, dass ich kitschig und schwul bin?

Ich weiß es nicht und ich fürchte mich davor, es herauszufinden.
Aber ich sehe, dass ich nichts davon sehe, denn es ist alles normal, als ich zu meinem Spind pilgere. Ohne genau hinzusehen, öffne ich ihn und plötzlich segelt mir wieder ein zusammengefaltetes Blatt Papier entgegen.

Verwundert, was das jetzt noch soll, hebe ich es auf und falte es auseinander. Es ist ein Brief, wie die letzten Wochen, von meinem Romeo also Magnus Bane.

Lieber Alexander,
Es tut mir leid, wenn ich dich
nochmals mit einen meiner Briefe belästigen
muss, aber ich musste es einfach
noch einmal tun, ein letztes Mal.
Es tut mir leid, dass ich nicht deinen
Ansprüchen entspreche und ich kann verstehen,
dass du keine hohe Meinung von mir hast. Diese habe ich
auch nicht. Aber du solltest wissen, dass
all die Briefe kein Scherz waren. Alles, was ich dir geschrieben habe,
war genauso gemeint, wie es auf dem Papier steht.
Du bist einfach wundervoll und ich hätte dich gerne näher kennengelernt, aber so etwas kann man nicht erzwingen. Aus diesem Grund werde ich dich jetzt auch in Ruhe lassen. Ich glaube, diese Briefe waren nur ein Versuch, einer interessanten Person näher zu kommen, ohne, dass diese zurückschreckt. Aber natürlich war klar, dass ich diese Maskerade eines perfekten Manns nicht länger aufrechterhalten konnte. Dennoch bin ich froh, es wenigstens versucht zu haben, auch wenn es gescheitert ist und ich noch lange darüber nachdenken werde. Ich werde dich aber nicht mehr mit meinem zusammenhangslosen Geschreibe belästigen und dir auch sonst aus dem Weg gehen, um dir sämtliche Unanehmlichkeiten zu ersparen.
Magnus.

Mein Herz zieht sich zusammen, als ich das lese, denn die Zeilen triefen nur so vor Kummer.

Auch bekomme ich ein schlechtes Gewissen. War ich zu vorschnell mit meinem Urteil?

Plötzlich wird es laut im Schulgang und ich sehe auf. Gerade rechtzeitig, um die Modenshwow der Beliebten zu sehen, die gerade geschlossen das Gebäude betreten haben.

Sofort suchen meine Augen nach Magnus und finden ihn auch bald. Sein Gang ist erhaben, auch wenn er etwas abseits der anderen ist. Heute scheint er sich noch auffälliger angezogen zu haben, als ohnehin schon und auch der Lidschtten um seine Augen ist greller.

In der Bücherei hat er nur einen dünnen Eyeliner aufgelegt, wie mir gerade einfällt.

Vielleicht ist das viele Make Up nur eine Fassade? Hätte ich in in Lyrik nur besser aufgepasst! Dann wüsste ich, was ich wie interpretieren muss. Aber Lyrik Kurs hin oder her, als sich Magnus' und meine Blicke treffen, zuckt er kaum merklich zusammen.

Kurz huscht Trauer über sein Gesicht und eine so tiefe Art von Sehnsucht, dass es mir schier den Atem raubt. Aber so schnell sie kam, so ging sie auch wieder und seine Miene wird wieder hart und ausdruckslos.

In diesem Moment fasse ich einen Entschluss: Ich werde nicht aufgeben.

Ja, Magnus Bane ist der Anführer der Beliebten, der Player der Schule und arrogant, aber irgendwo, irgendwo muss er noch eine andere Seite haben. Irgendwo tief unter den Tonnen von Make Up ist mein liebevoller und vorsichtiger Romeo, der mir allein durch seine Worte den Kopf verdreht hat.

Genau diesen werde ich finden und wenn das heißt, dass ich über meinen Schatten springen muss, dann ist das eben so.

Jetzt brauche ich nur noch einen Plan, wie ich Magnus alleine erwische und mich bei ihm entschuldige. Damit wäre meine Tagesaufgabe geklärt, weshalb ich mich dann auch nicht mehr wirklich auf den Unterricht konzentrieren kann. Geschichte, Englisch und Kunst rauschen nur so an mir vorbei, ohne dass ich wirklich etwas davon mitbekomme.

In Informatik bin ich sogar so abgelenkt, dass ich einfach die Schulklingel überhöre, die das Ende dieses Tages einleutet. Das bemerke ich aber erst, als mich Mr Garroway, unser Informatiklehrer, freundlich darauf hinweist.

Mit roten Wangen, die Magnus wahrscheinlich zum Seufzen gebracht hätten, packe ich meine Sachen zusammen und verlasse den Raum. Aber dieser Schultag hat mich zumindest dahingehend weitergebracht, dass ich jetzt einen halben Plan habe.

Ich werde es einfach nochmal in der Stadtbibleothek versuchen, immerhin arbeitet Magnus da und wenn er heute keine Schicht hat, dann erkundige ich mich, wann er wieder dort ist.

Das ist die einzige Möglichkeit, in der ich ihn alleine, ohne seine Anhänger, erwische und wo er mir zuhören muss.

Deshalb stehe ich um Punkt drei Uhr nachmittags wieder vor den Türen der Bücherei, als mich wieder die Zweifel überkommen.

Was, wenn Magnus mir doch nicht zuhörem will, sondern mir einfach Hausverbot erteilt? Will ich es wirklich riskieren, eine weitere Kerbe an seinem Bettpfosten zu sein, einer von vielen?

Aber dann kommen mir wieder Izzys Worte in den Sinn.

Ich glaube, er meint es ernst mit dir und will dich kennenlernen, hat sie erzählt, Und du machst diesen zaghaften Versuch durch Gerüchte, die du irgendwo mal aufgeschnappt hast, zunichte.

Nicht nocheinmal, verspreche ich mir selbst, bevor ich entschlossen die Tür aufdrücke.

Ein kleines Glöckchen kündigt mein Eintreten an und wieder umgibt mich der einladende Geruch nach Büchern.

In der Bücherei ist es heute nicht ganz so leer, wie Gestern. Ein paar Erwachsene sind vereinzelt unterwegs und schlendern durch die Gänge, ein paar Teenager sitzten an den Regalen gelehnt und lesen, einige Studenten nutzen die Tische neben dem Ausleihtresen, um zu lernen und einige Rentner suchen sich eine neue Lektüre.

Ich schenke ihnen nur wenig Beachtung und begebe mich auf die Suche nach Magnus.

Die Bücherei erstreckt sich über vier Etagen und erst in der obersten, bei den Fantasybüchern, werde ich fündig.

Da steht er, den Rücken zu mir gewandt, während er einige Bücher wieder in die Regale räumt, die ordenrlich auf einem kleinen Wagen aufgehäuft sind.

Er trägt ein einfaches, weißes T-Shirt und eine schwarze Jeans. Nichts im Vergleich zu seinem Auftreten in der Schule.

Gerade reckt er sich, um ein Buch in eins der oberen Fächer zurückzuschieben, sodass sein Shirt leicht hochrutscht und einen Teil der glatten karamellfarbenen Haut seines unteren Rückens freilegt. Diese Haut sieht so weich aus. Augenblicklich lecke ich mir über die Lippen und bin wie hypnotisiert, als sich Magnus plötzlich umdreht und erschrocken zusammenzuckt.

~Alexander!~, keucht er überrascht,~Was machst du denn hier?~

Malec-One ShotsWhere stories live. Discover now