Das Leben in einer WG Teil 1

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~Kommt rein, Ladys ... und Magnus.~, begrüßt Jace Clary, Izzy und Magnus, bevor er sie mit einer schwungvollen Geste hereinbittet.

Ich verdrehe darüber nur die Augen, schweige aber.

~Was riecht hier denn so gut?~, fragt Clary neugierig.
~Ich natürlich!~
~Ich denke nicht. Das hier riecht nach Essen, nicht nach lächerlicher Überheblichkeit.~, antwortet Magnus charmant wie immer, während er sich aufs Sofa fallen lässt.

Jace schnappt fassunsglos nach Luft, als alle anfangen zu lachen, selbst seine eigene Feundin. Ich grinse nur, während ich die drei Pizzakartons auf dem winzigen Couchtisch plaziere und mich ebenfalls aufs Sofa quetsche.

Ja, wir sind schon eine ziemlich seltsame Konstellation. Zwei Pärchen, getrennt auf zwei nebeneinanderliegenden Wohnungen und zwei Singles. Drei Mal dürft ihr raten, wer hier noch single ist.

Ich war eigentlich ziemlich glücklich darüber, dass ich mit Jace, meinem Adoptivbruder, und Simon, einem guten Kumpel, in diese Wohnung gezogen bin. So war ich zumindest nicht alleine und es ist auch ziemlich entspannt zwischen uns, obwohl ich hier meistens alleine für Ordnung sorgen darf.

Dummerweise haben ihre Freundinnen Clary und Isabelle dieselbe Idee gehabt und sind in die Wohnung gegenüber gezogen.

Und damit waren unsere entspannten Männerabende dahin, weil meine Kumpels entweder in der WG nebenan oder die Mädels eben bei uns waren.

Leider sind die Wände hier ziemlich dünn, weshalb man wirklich ALLES hört. Einfach widerlich!
Trotzdem mag ich diese Clique irgendwie, auch wenn sie mir oft Arbeit oder nervige Auseinandersetzungen beschert.

Ich liebe meine Freunde und bin auch dankbar, sie zu haben, denn sie haben mich auch nach meinem Outing bei allem untersützt. Sie waren für mich da, als mir mehrere Mitschüler mein letztes Jahr auf der Highschool zur Hölle gemacht haben und haben mich sehr oft verteidigt.

Magnus ist das neuste Mitglied unserer kleinen Gemeinschaft. Er ist vor einem Monat bei den Mädchen eingezogen, um nach einem Jahr im Ausland hier zu studieren.

Warum er nicht in das freie Zimmer unserer WG gezogen ist, wurde relativ schnell klar, denn wenn man nicht wusste, dass er ein Kerl ist, könnte man glatt meinen, er sei eine zweite Isabelle.
Er legt ähnlich viel Wert auf ein gutes Aussehen, geht liebend gern shoppen, braucht Jahre im Bad, schminkt sich und fängt ebenfalls jedes Mal bei Titanic an zu heulen.

Naja, und er versteht sich mit den Mädels um einiges besser als mit uns.

Er hat sich seinen Platz hier gewissermaßen erschlichen, aber er scheint ganz nett zu sein. Ich weiß es nicht wirklich, denn oft miteinander gesprochen haben wir nicht.

Anfangs habe ich es zwar versucht, aber als er dann angefangen hat, mit mir zu flirten, wurde es mir zu viel. Ich bin schwul, ja, aber das heißt nicht, dass ich mich automatisch in jeden dahergelaufenen Kerl verliebe.

Auch war ziemlich schnell klar, dass Magnus dem Klischee der Bisexualität alle Ehre macht und wirklich nichts anbrennen lässt.

Auf so jemanden kann ich wirklich verzichten.

Blöd nur, dass die Couch bereits so überbevölkert ist, dass ich zwangsläufig am Rand und neben ihm sitze -auf die zwei knutschenden Pärchen auf der anderen Seite kann ich wirklich verzichten.

~Also. Was wollen wir sehen?~, fragt Simon mit leicht roten Wangen.

Ihm ist es noch immer unangenehm, mit meiner Schwester vor meinen Augen rumzumachen. Das sollte es auch, denn ich beobachte jede seiner Handlungen mit Argusaugen. Sie ist eben meine kleine Schwester, mein Ein und Alles und ich breche jedem das Genick, der es auch nur wagt, sie gegen ihren Willen überhaupt anzufassen.

Allerdings ist Simon wirklich einer der Guten, ein Nerd mit einem Hang zu Star Wars, aber ein netter und sehr zuvorkommender Typ.

Mit seiner Frage tritt er eine laute Diskussion los, an der ich mich vorerst nicht beteilige. Jede Woche treffen wir alle zusammen, entweder in unserer oder der Mädchen&Magnus-WG, und veranstalten einen Filmabend.

Ich genieße die Zeit mit meinen Freunden, obwohl diese Filmabende mittlerweile nur noch ein Vorwand zum Übernachten und diversen Techtelmechtelchen sind.

~Wie wär's mit einer Serie?~, fragt Magnus irgendwann, während er sich ein Pizzastück nimmt,~Einer meiner Exfreunde, totaler Langweiler, hat einmal sehr für eine Serie geschwärmt, sie regelrecht vergöttert. Sie könnte also ganz ok sein.~

~Wie heißt die Serie?~, fragt Izzy, während Jace gleichzeitig eine weitere Frage sellt.
~Wie viele Exfreunde hast du eigentlich, Bane?~
~Mehr als du je haben wirst, Goldlöckchen. Und die Serie heißt Shadowhunters-The Mortal Instruments.~, antwortet Magnus ungerührt und beißt herzhaft in sein Pizzastück.

Da niemand Einwände hat -warum auch, wir sind einfallslos und der Titel klingt interessant- gehen wir auf Netflix und schalten die Serie ein.

Während wir also zusehen, wie eine Rothaarige so dumm ist und wieder nach Hause flieht, obwohl sie extra von dort weggeschickt wurde, machen wir uns langsam über die Pizzen her.
Ich finde die Serie tatsächlich ziemlich spannend und würde alles auch gebannt mitverfolgen, wenn sich Magnus' Hand nicht ständig verirren würde.

Immer wieder berührt er mich nahezu beiläufig am Arm, Hand oder Schenkel. Das lenkt mich ab und sendet jedes Mal einen winzigen Stromschlag durch meinen Körper, der mich vollkommen aus der Storyline der Serie kickt.
Ich kann aber schlecht weiter zurückweichen, da rechts von mir nur noch die Armlehne ist, weshalb ich seine offensichtlichen Annäherungsversuche eiskalt ignoriere.

Nur weil ich noch nie eine Beziehung hatte, heißt das nicht, dass ich so etwas nicht merke. Ich will es aber nicht, gerade auf seine Annäherungsversuche kann ich verzichten, denn ich habe kein Interesse.

Dementsprechend genervt bin ich, als wir beschließen, dass es für heute genug ist und es Zeit wird, dass die Mädchen und Magnus wieder in ihre WG gehen -der einzig positive Aspekt dieses Filmabends.

Für die anderen jedoch scheint es ein Weltuntergang zu sein, denn sie verabschieden sich so, als ob sie sich nie wieder sehen würden. Ich lehne da nur an der Wand und versuche das Treiben vor mir auszublenden.

Magnus scheint es ähnlich zu gehen, denn er auch er meidet den Anblick der zwei verhungernden Pärchen zwischen uns. Kurz treffen sich unsere Blicke und er schneidet eine angewiderte Grimasse, die mich doch tatsächlich leicht zum Lächeln bringt. Er ist echt ein komischer Kauz.

Als die beiden Pärchen endlich nicht mehr versuchen, in den Mund des jeweils anderen zu kriechen, treten die Mädchen einen Schritt zurück und durchqueren den schmalen Flur, der unsere Wohnungen trennt.

~Hast du den Schlüssel dabei?~, fragt Izzy, als sie und Clary vor der Tür stehen.
~Äh nein, du hast doch gesagt, du nimmst ihn mit.~, antwortet Clary und mir schwant Übles.

~Also ich hab keinen dabei, Mädels. Tut mir leid.~
~Oh shit!~, flucht Izzy, bevor sie sich mit nervösen Lächeln zu uns wendet,~Könnten wir heute vielleicht bei euch schlafen, Jungs? Ich glaube, den Hausmeister erreichen wir erst Morgen.~

Oh nein.

Malec-One ShotsWhere stories live. Discover now