Ein Wiedersehen mit dem Ex Teil 2

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Alexander war von Boston hierhergezogen und kam neu an die Highschool. Schon als er den Raum betreten hat, als ruhiger und sicherer Typ mit aufrechten gar erhabenen Gang, habe ich mich in ihn verguckt.

Es schien, als habe Armor meinen Wunschzettel von einem perfekten Mann von mir geklaut, um mir dann den fertigen Alexander zu präsentieren.
Er war genau mein Typ: Groß, tiefschwarze Haare, die dazu einladen, sie zu verwuscheln, und intensiv blaue Augen, die mich einfach nicht mehr losgelassen haben.

Nur wollte er anfangs überhaupt nichts mit mir zu tun haben, denn er gab mir regelmäßig Körbe, wenn ich mich gerade dazu bekommen habe, ihn um ein Date zu fragen. Das war frustrierend und hatte mich stets sehr verletzt, aber ich war noch nie jemand, der leicht aufgab.

Es passierte erst bei einem Geschichtsprojekt, bei dem wir per Zufall -Armor ist der beste- in einer Gruppe landeten. In einem Moment saßen wir also noch auf seinem Bett und haben Karteikarten für unsere Präsentation über die 20er geschrieben und im nächsten lagen wir knutschend übereinander.

Ab da ging es mit uns sehr schnell und wenn ich schnell sage, dann meine ich sehr schnell. Ich hatte nichts dagegen, denn so bekam ich in sehr kurzer Zeit sehr viel von Alexander und außerdem war ich auch schon immer jemand, der nur selten etwas anbrennen ließ. Ich war ja so verliebt.

Da wusste ich allerdings auch noch nicht, dass Alecs Eltern sein Leben schon beinahe komplett durchgeplant hatten und das zu den perfekten Bilderbuchvorstellungen: Also Haus, Frau, Job, Kinder, etc.

Sie verfolgten den Plan, Alec mit der Tochter eines guten Freundes zu verheiraten, eine arrangierte Ehe also. Alec, der nicht den Mut aufbrachte, sich zu outen, stimmte zu und brach mir somit das Herz.

Und besagte Tochter und jetzt wohl auch seine ... Frau steht vor uns und lächelt Alec mild an.

Sie ist hübsch. Klein, blond und nett, zumindest sieht sie in ihrem hellblauen Sommerkleid so aus.

Ich hingegen kann nicht anders, als zu Alec zu sehen, der mich entschuldigend anblickt.

Er hat sich kaum verändert.
Immernoch wunderschön, nur mit dem Unterschied, dass mir sein Anblick jetzt tausend Messer ins Herz rammt.

Ich will hier weg, kann mich aber nicht rühren. Es ist wie eine Art Schockstarre, in der ich mich befinde.

Seine Frau hingegen lächelt jetzt auch mich an und deutet kurz an die Bar. Sie will mit mir reden.

Klar, das hier soll immer noch ein Klassentreffen darstellen, wo man mit seinen alten Schulfreunden quascht und sich über seine Erfolge austauscht, aber bei dem Gedanken, mit Alexanders Frau zu sprechen, wird mir übel.

Plötzlich wird mir kalt. Hat sie uns gerade gesehen? Wie wir getanzt haben? Oder naja, viel mehr kurz davor waren, uns in aller Öffentlichkeit aneinander zu reiben?
Ob sie weiß, dass ihr Mann schwul ist?

Ich weiß es nicht, aber ich spüre, wie mein Magen gegen meine Entscheidung rebelliert. Wahrscheinlich ist es der Alkohohl, der aus mir spricht, denn ich nicke wild und schiebe mich zur Bar, wo ich mich auf einen der Hocker fallen lasse und gleich einen neuen Drink ordere.

~Du musst Magnus sein, oder? Alecs alter Schulfreund?~, fragt sie nun, als sie sich neben mir niederlässt. Auch Alec ist hier, jedoch schweigt er, als er sich neben seine Frau setzt. Bei ihrer Frage ziehe ich belustigt eine Augenbraue hoch.

Schulfreund? Ernsthaft?
Ich könnte ihr jetzt die Wahrheit sagen. Die Wahrheit über ihren Mann und meine Vorgeschichte mit ihm.

Aber ich bin von Natur aus ein taktvoller und zumeist fairer Mensch, weshalb ich mich dazu entschließe, zu schweigen. Das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht leiden lassen will.

~Ja, wir waren befreundet und haben uns später leider aus den Augen verloren. Und du bist ...?~
~Ach, das weiß du gar nicht mehr? Ich bin Lydia, Lydia Branwell.~, stellt sie sich vor und streicht sich dabei eine blonde Haarsträhne hinters Ohr.

Lydia ... Da klingelt irgendetwas bei mir. War das nicht die super korrekte, ernste, aber freundliche Jahrgangssprecherin? Wahrscheinlich.

Gespielt überrascht schlage ich mir die Hand an die Stirn.
~Stimmt! Lydia! Tut mir leid, ich hab schon zweieinhalb Drinks intus. Irgendwie muss man sich das ganze hier ja schöntrinken!~, antworte ich, bevor mein Blick auf Alec fällt,~Bist du Anwalt geworden? Deine Eltern haben sich das ja so für dich gewünscht!~

~Ja, er ist sehr erfolgreich und gut, in dem, was er tut. Wir haben sogar eine eigene Kanzlei.~
~Schön. Dann hoffe ich mal, dass, wenn ich je einen Anwalt brauche, auf dich zählen kann~, antworte ich und zwinker ihr charmant zu,~Ich für meinen Teil bin ja meinen Träumen gefolgt und nun als leidenschaftlicher Paartherapeut tätig.~

~Dann hoffe ich, dass wir, wenn wir je einen Therapeut brauchen, auf dich zrückkommen können.~
~Gern. Ihr seid ja so ein süßes Paar!~, rufe ich gespielt begeistert und klatsche einmal in die Hände, um das zu unterstreichen.

Ich war schon immer ein guter Schauspieler und trotz Alkohol halte ich die perfekte Maskerade oben.

Kurz blicke ich herausfordernd zu Alec. Äußerlich sieht er ruhig aus, aber ich kann in seinen Augen sehen, dass es in ihm ganz anders aussieh.

Ich provoziere ihn, das ist mir bewusst, aber in mir schreit alles nach zumindest etwas Vergeltung, für alles, was war.

~Magnus, ich weiß, wir haben uns gerade erst wiedergefunden, aber ich glaube, ich spreche hier für uns beide, dass es sehr schön wäre, wenn du auf unserer Hochzeit im Mai dabei sein würdest.~, fragt sie schüchtern und mit einem zaghaften Lächeln.

Beinahe hätte ich den Whisky, den ich im Mund habe, wieder ausgespuckt.

Sie lädt mich zur Hochzeit ein?
Sie haben noch gar nicht geheiratet?
Will mich das Schicksal verarschen?
Was muss ich angestellt haben, um das zu verdienen?

Die Fragen fliegen wild in meinem Kopf umher und die Übelkeit nimmt zu.
Ich muss hier weg. Jetzt.

Mit ein paar hektischen Handzeichen deute ich Richtung Toiletten, bevor ich flüchte.
Mir ist so kotzübel. Alles dreht sich und am liebsten würde ich einfach nur zusammenbrechen.

Schon schlimm genug, dass ich dem Ex begegnen muss, über den ich immer noch nicht hinweg bin. Jetzt lädt mich dessen Verlobte auch noch zu ihrer Hochzeit ein.
Das ist einfach zu viel für mich.

Würgend taumel ich in eine der Kabinen, bevor meine Knie nachgeben und ich auf dem Boden sinke. Dann beuge ich mich schon über die Klosschüssel und entledige mich meines Abendessens und einen Teil des Alkohols.

Ich hätte nicht hierher kommen dürfen. Mein Bauchgefühl hat mich doch die ganze Zeit vor so etwas gewarnt. Es hat mich vor der Begegnung mit Alec gewarnt, aber ich habe es einfach überhört. Jetzt zahle ich den Preis dafür.

Dabei will ich doch nur vergessen. Ich will Alec und den ganzen Schmerz, den er mir beschert hat, schlichtweg vergessen und endlich hinter mir lassen.

Ich will mich endlich auf jemanden einlassen können, der es gut und ernst mit mir meint. Ich will zur Abwechslung mal nicht an ihn denken, wenn ich gerade mit einem anderen im Bett lande. Ich will ihn doch einfach nur vergessen!

Ich wische mir den Mund ab und murmel zu mir selbst ~Da braucht es wohl noch etwas mehr Alkohol.~

Malec-One ShotsWhere stories live. Discover now