In Liebe, dein Romeo Teil 3

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Vor mir steht Magnus Bane und lächelt mich beinahe schüchtern an.

~Nein.~, rutscht es mir heraus. Das kann doch nicht sein. Er kann doch nicht mein Romeo sein!

~Was meinst du?~, fragt er.
Langsam verschwindet das Lächeln von seinen Lippen und stadessen verschränkt er die Arme vor seiner Brust. Eine kleine Barriere, die uns trennt. Oder aber ihn vor mir schützt, auch wenn dieser Gedanke mehr als bescheuert ist. Wir reden hier immerhin vom Oberhaupt der Beliebten, dem Selbstbewusstsein und Arroganz in Person!

~Du kannst nicht der sein, den ich suche.~
~Du meinst dein Romeo? Wieso nicht?~, fragt er ruhig, ja scheinbar gelassen.

Allerdings sagt mir mein Gefühl, dass genau das Gegenteil der Fall ist, auch wenn er sich das kaum anmerken lässt.

~Ich-Du ... Du bist so anders.~

Ich kann ihm doch nicht ins Gesicht sagen, dass ich ihm schlichtweg nicht zutraue, solche gefühlvollen Briefe zu schreiben? Ich halte ihn nicht für dumm, aber wie sollte er von solch tiefen Gefühlen schreiben, wenn ihm anscheinend gar nichts an diesen liegt?

Magnus schnaubt belustigt, obwohl ich meine, seine Augen kurz schmerzhaft aufleuchten zu sehen.

~Du traust mir nicht zu, so etwas zu schreiben, nicht wahr? Du hälst mich für dumm, oberflächlich und nicht dazu fähig, etwas zu empfinden, stimmt's?~, fragt er bitter, obwohl es eher einer Feststellung gleicht.

Deshalb dürfte es ihn auch nicht wundern, als ich zögernd nicke.

Dennoch scheint ihn das zu treffen, denn sein Gesicht ziert kurz ein enttäuschter Zug, bevor sich sein Gesicht glättet, damit es einer Maske gleicht.

~Was machst du überhaupt hier?~, frage ich, um die peinliche Stille zu überbrücken.

Wir sind ganz alleine hier in der Bibleothek. Ich presse meine Lippen fest zusammen.
Warum bin ich wohl mit dem größten Player der Schule alleine?, frage ich mich sarkastisch.

Ich bin so furchtbar enttäuscht, denn ich habe wirklich angefangen, etwas für meinen Romeo, diesen stillen und schüchternen Romamtiker, zu empfinden und jetzt? Jetzt ist er ein empfindungsloser Player, der mit so gut wie jedem ins Bett springt, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Ich bin ja so dumm!
Warum habe ich mich überhaupt auf dieses Treffen eingelassen!?
Das war doch ohnehin nur ein blöder Scherz!

~Arbeiten.~, antwortet er kurz angebunden.

Es ist nichts mehr von seiner anfänglichen Freundlichkeit übrig geblieben, was ihn noch unnahbarer macht, als ohnehin schon.

Dennoch kann ich nicht verhindern, dass sich meine Augen vor Überraschung ein Stück weiten. Einer der reichsten Schüler der Highschool soll in einer Bücherei arbeiten? So fangen doch nur schlechte Witze an.
Allerdings ist unser Gespräch auch ein schlechter Witz, wenn man es genau betrachtet.

~Ja, Alec. Ich kann tatsächlich arbeiten! Ich kann sogar noch viel mehr, auch wenn du mir das nicht zutraust~, erklärt er sarkastisch und seine Augen durchbohren mich wie Speere,~Wenn du dann gehen würdest? Ich hätte dich besser nie anschreiben sollen.~

Letzteres murmelt er eher zu sich selbst, denn dabei klingt seine Stimme einfach nur noch traurig. Nicht mehr so hart wie bei mir.

Allein wie er meinen Namen ausgesprochen hat ... da wird mir ganz anders und beinahe vermisse ich schon das sanfte und irgendwie liebevolle Alexander.

~Wird's bald? Oder hast du noch etwas zu sagen?~, fragt er mich und ein kleiner Hoffnungsschimmer ist aus seiner Stimme herauszuhören.

~Nein. Entschuldige.~, sage ich bloß und gebe dann endlich meinem Trieb nach und flüchte.

Ohne langsamer zu werden renne ich nach Hause und schlage dort laut die Tür hinter mir zu.
Eigentlich will ich jetzt einfach nur alleine sein, aber auch das gönnt mir das Schicksal nicht und Izzy kommt aus dem Wohnzimmer.

Erst lächelt sie, bevor sie meine ernste und wütende Miene sieht.

~Was ist denn ...~
~Jetzt nicht.~, unterbreche ich sie und gehe schnurstracks in mein Zimmer.

Dort werfe ich mich auf mein Bett und vergrabe meinen Kopf im Kissen.

Warum er?
Warum er?
Warum kann es nicht irgendein Nerd mit Zahnspange sein? Warum muss es ausgerechnet der Anführer der Beliebten sein?

Wieder wird mein Wunsch nach Einsamkeit nicht erhört und meine Tür wird geöffnet. Im nächsten Moment senkt sich die Matratze unter Izzys Gewicht und sie legt mir sanft eine Hand auf die Schulter.

~Was ist denn passiert?~, fragt sie besorgt.

Ich grummele nur leise~Magnus Bane.~
~Was?~
~Romeo! Es ist Magnus Bane!~, schreie ich aufgebracht und drehe mich zu ihr um.

Sie zieht nur eine Augenbraue hoch. Warum habe ich dieses Talent nicht?

~Und?~
~Und was?~
~Was ist daran jetzt so schlimm?~

Ich sehe sie an, als hätte sie mir gerade erklärt, dass die Erde eine Scheibe ist.

~Was daran schlimm ist? Ich habe gedacht, Romeo ist gefühlvoll, schüchtern und tiefgründig! Stadessen ist der wahrscheinlich oberflächligste und unnahbarste Kerl der ganzen Schule!~, beschwere ich mich,~Du kennst doch die ganzen Gerüchte um ihn?~

~Natürlich~, antwortet sie,~Magnus Bane ist der Kapitän des Schwimmteams und Oberhaupt der Beliebten. Er soll stinkreich sein und schon mit einem Drittel der Schule im Bett gelandet sein. Er ist offen bisexuell und seine Anghängerschafft vergrößert sich jeden Tag. Seine Partys sind legendär und sollen schon oft zu Polizeieinsätzen geführt haben. Er hat auch einmal eine Anzeige wegen Fahrens mit Alkohol im Blut bekommen. Zudem soll er sehr auf sein Äußeres achten und ziemlich überheblich sein.~

~Jetzt verstehst du mich!~
~Nein, das tue ich eben nicht.~, widerspricht sie mir und ich sehe sie verwirtt an.

Izzy seufzt schwer.
~Wie lange macht Magnus sich für gewöhnlich die Mühe, jemanden aufzureißen?~
~Keine Ahnung? Weiß ich doch nicht!~

~Höchstens eine Stunde~, antwortet sie ungerührt,~Und wie lange hat er dir jetzt diese Nachrichten geschrieben?~

~Knappe sechs Wochen?~
~Siehst du? Wenn es ihm wirklich nur darum gegangen wäre, dich ins Bett zu kriegen, hätte er schon lange aufgegeben. Hat er aber nicht. Stadessen hat er dir jeden Tag einen Brief geschrieben, indem er dich bewundert hat. Ich glaube, er meint es ernst mit dir und will dich wirklich kennenlernen~, erzählt sie sanft und streicht leicht über meinen Arm,~Und du machst diesen zaghaften Versuch durch Gerüchte, die du irgendwo mal aufgeschnappt hast, zunichte.~

~Und was soll ich jetzt tun?~
~Entschuldige dich bei ihm~, schlägt sie vor,~Du bist schließlich nicht gezwungen, auf ein Date mit ihm zu gehen, wenn du nicht willst. Ich habe nur gedacht, dass dich dein Romeo so begeistert hat, dass du ihn unbedingt treffen willst.~

~Das war, bevor ich wusste, dass das alles nur ein Spiel ist.~
Izyy seufzt erneut, bevor sie aufsteht.

~Romeo ist vielleicht nicht echt, der Mensch dahinter aber schon. Man muss nur genau hinsehen.~
Dann lässt sich mich endlich alleine.

Malec-One ShotsWhere stories live. Discover now