Herzensmusik Teil 5

967 78 21
                                    

Selbst nach unserer Trennung und meinem Absturz, konnte ich Alec nicht loslassen.
Ich habe jede Information über ihn in den sozialen Medien oder im Fernsehen aufgeschnappt und obwohl es mir jedes Mal tausend Messer in den Rücken gerammt hatte, konnte ich einfach nicht aufhören.

Ich habe seine Lieder in Dauerschleife gehört, was Cat nicht selten in den Wahnsinn getrieben hat, denn Alec war schon immer jemand, der vorwiegend traurige Songs geschrieben hat. Er hat immer die Meinung vertreten, dass Trauer so viel tiefer geht als Freude und ich habe ihm Recht gegeben.

Als dann aber die Gerüchte um seinen Beziehungssatus lauter wurden, hat es mir erneut das Herz zerissen. Vor allem der Glaube, er sei mit seiner Managerin Lydia zusammen, war sehr hartnäckig. Immerhin hat man ihn, wenn er denn mal in weiblicher Begleitung unterwegs war, nur mit seiner Schwester oder eben seiner Managerin gesehen.

Ich habe mir eingeredet, dass das wirklich nur Gerüchte waren, denn Alexander war schließlich schwul, aber es gab ein paar sehr dunkle Momente, in denen ich daran gezweifelt habe.
Vielleicht haben die Medien ja doch recht und er hat mir drei Jahre lang etwas vorgespielt, um herauszufinden, wie es ist, einen anderen Mann zu küssen.

Jetzt kann ich kaum glauben, dass ich das mal gedacht habe, aber ich habe in dieser Zeit an sehr Vielem gezweifelt. Vorwiegend an mir selbst, aber auch an der Sinnhaftigkeit von allem.

Dabei war Alexander an sich einfach ein wundervoller Mensch, der mich, zumindest hinter verschlossenen Türen, auf Händen getragen hat. Er war stets zuvorkommend und hat mich umsorgt, mich zum Lachen gebracht. Er war immer für mich da und so liebevoll, dass ich oft keine Worte dafür fand.

Nicht selten hat er mir Frühstück ans Bett gebracht. Außerdem ist er natürlich über alle Maßen attraktiv und ein hervorragender Küsser.

Schon nach dem ersten Kuss war ich quasi süchtig nach seinen Lippen, denn sie waren so unglaublich weich und sanft, dass sie mir nicht selten den Verstand geraubt haben.

Von seinen körperlichen Vorzügen ganz zu schweigen, aber ich habe mich vor allem in seine gute Seele verliebt, die all meine Macken so akzeptiert wie sie sind.
Beispielsweise meine Abneigung gegen Kaffee -ich ziehe Kakao vor- oder dass ich, obwohl ich eher ein Chaot bin, in meinem Kleiderschrank einen beinahe krankhaften Perfektionismus auslebe. Jedes Kleidungstück liegt perfekt zusammengefaltet, gebügelt und nach Farbe sortiert in meinem eigenen kleinen System.

Aber meine wahrscheinlich größte Macke ist, dass ich ein wahrer Kuschelbär mit Hang zum Erwürgen bin.
Egal, wie ich mit Alexander eingeschlafen bin, jedes Mal wache ich in derselben Position auf.
Ich auf ihm, mein Kopf auf seiner Brust abgelegt, die Hände an seinem Hals und ein Bein angezogen über ihm, während das anderen ausgestreckt neben seiner Taille ruht.

Genau in dieser Position wache ich auch jetzt auf.
Verschlafen blinzel ich gegen die Helligkeit an und gähne müde.

~Guten Morgen, Schlafmütze.~, begrüßt mich eine tiefe Stimme.

Kurz bin ich irritiert, bis mir der gestrige Abend wieder in den Sinn kommt.

Nachdem Alec seinen Song beendet hat, haben wir nicht mehr geredet, sondern nur die Zweisamkeit genossen. Irgendwann hat er wortlos alles wieder eingepackt und wir sind in meine Wohnung gegangen. Ohne etwas zu sagen, haben wir uns bettfertig gemacht und sind in mein großes Doppelbett gestiegen. Wir haben uns aneinandergekuschelt und es hat sich beinahe wie früher angefühlt. Dann sind wir eingeschlafen.

~Wie spät ist es?~, frage ich und meine Stimme klingt rau vom Schlaf.

Langsam ziehe ich meine Häde zu mir runter und stütze mein Kinn darauf, um ihn direkt ansehen zu können.

Er ist so wunderschön. Seine blauen Augen leuchten hell und liebevoll zu mir herunter und seine verwuschelten Haare sind ein Traum.

~Halb elf.~
~Das ist doch noch früh am Morgen~, meine ich grinsend,~Was hast du gemacht?~
~Oh, äh nichts Wichtiges.~, antwortet er und will sein Handy auf meinen Nachtschrank legen, aber bei meinem neugierigen Blick hält er inne.

~Wollten wir nicht von Vorn anfangen und ab jetzt ehrlich sein?~, frage ich und kann die Enttäuschung in meiner Stimme nicht zurückhalten.

Wir haben es nicht angesprochen, aber dennoch haben wir diese Vereinbarung getroffen. Nur eben still, aber einvernehmlich.

Er seufzt.
~Ja schon, ich ... Es tut mir leid, wenn es zu früh ist. Ich wollte nur ... wollte nur von Anfang an mit offenen Karten spielen.~, stottert er und wird tiefrot im Gesicht.

Dennoch reicht er mir sein Handy, dessen Display noch immer an ist.

Er hat gerade etwas gepostet. Ein Bild von mir, während ich schlafe. Ich bin ungeschminkt und meine Haare sind eine wahre Katastrophe, aber meine Aufmerksamkeit gilt vor allem dem kleinen Text, den er zum Bild geschrieben hat, ganz am unterem Rand.

Es gibt nichts Schöneres, als nach einer ereignisreichen Nacht mit seinem Freund im Arm aufzuwachen❤🌈

Mir stockt der Atem. Hat er sich gerade ....?

~Ich weiß, es ist zu früh und wenn du es nicht willst, kann ich es auch sofort löschen und ...~

Ich unterbreche ihn, indem ich das Handy weglege, mich nach oben drücke, sein blasses Gesicht sanft mit meinen Händen umfasse und meine Lippen fest auf seine presse.

Erst im zweiten Moment wird mir klar, dass das hier unser erster Kuss seid langem ist, aber dann setzt auch schon das Gefühl ein, zu schweben. Alles in mir kribbelt und wird federleicht.
Das Glücksgefühl setzt ein, als er den Kuss erwiedert und kurz wünsche ich mir, dass dieser Moment niemals endet.

Doch irgendwann brauchen wir Luft und außerdem ist diese Position mehr als unbequem, weshalb ich mich schwerenherzens löse.

Seine Brust hebt und senkt sich rach und kurz hält er die Augen geschlossen, als wolle er den Moment festhalten, bevor er mich wieder ansieht.

~Danke.~, wispere ich.
~Ich tue alles dafür, um diese zweite Chance zu nutzen, die du mir gibst, Mags. Einfach alles.~

~Wie wäre es dann mit deinen berühmten Waffeln?~, frage ich unschuldig.
~Ich wusste, dass du mich nur meiner Kochkünste wegen zurückwillst!~

~Das würde ich doch nie tun! Also?~
~Alles, was du willst, Mags.~
~Das will ich hören~, schnurre ich zufrieden, während meine Hand sanft über seine Brust streicht,~Aber erst will ich noch mehr von dir.~

Mit diesen Worten rolle ich mich von ihm runter, ziehe ihn aber sogleich an seinen Armen mit mir, sodass er jetzt halb auf mir liegt. Ich sehe ihn grinsen und erwiedere es veschmitzt.

~Nichts lieber als das.~, antwortet er rau und vereint unsere Lippen zu einem leidenschaftkichen Kuss.

Ja, es war schwer, wieder Vertrauen zu Alec zu fassen und wir haben noch lange nicht alles geklärt. Es liegt noch viel zwischen uns, aber das ist ein Anfang. Der Anfang von etwas Großen. Von Etwas, das nicht hinter verschlossener Tür stattfindet, sondern ganz natürlich passiert, auch in der Öffentlichkeit.
Außerdem reden wir hier von Alexander. Mit ihm kann es schlussendlich nur ein Happy End geben und vielleicht haben wir endlich genug durchgemacht, um uns das verdient zu haben.

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt