Alte Bekannte Teil 3

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~Ach komm schon, Magnus! Das wird lustig und außerdem kannst du dich nicht ewig im Bett verstecken und im Selbstmitleid baden!~, versucht Cat mich zu ermutigen, mit ihr auf dieses dämliche Klassentreffen zu gehen.

Darauf habe ich aber absolut gar keine Lust. Dort gibt man doch ohnehin nur mit seinen Erfolgen vor seinen alten Klassenkameraden an und darauf kann ich gerade echt verzichten.

Seit meinem mysteriösen und aufregenden Date mit meinem Engel ist jetzt eine Woche vergangen. Eine Woche, die ich größtenteils im Bett verbracht habe. Meine einzigen Freunde waren die Eisbecher, die ich während mehrere Serienmarathone verputzt habe.

Ich kann einfach nicht aufhören, an meinen Engel zu denken. An seine tiefe Stimme, die markanten Wangenknochen, seine starken Arme um mich und seinen Einsatz, um mich vor diesem Ekelpacket Sebastian zu schützen, der sich seit dem Vorfall nicht mehr bei mir gemeldet hat.

Es ist eine Art bittersüßer Schmerz, denn einerseits habe ich die Zeit genossen und erinnere mich gerne daran zurück, aber andererseits sehne ich mich auch danach, ihn wieder zu sehen.

~Ich bade nicht in Selbstmitleid, sondern dusche darin.~, antworte ich grummelnd und ziehe die Bettdecke über den Kopf.

Ich will gerade einfach alleine sein.
Aber Cat wäre nicht meine beste Freundin, wenn sie so leicht aufgeben würde.

Deshalb wundert es mich nicht, dass sie mir mit einem Ruck die Decke wegzieht und gnadenlos auf denn Boden pfeffert. Dann wendet sie sich meinem Kleiderschrank zu und wirft wahllos Klamotten auf mich.

~Du bist ja so eine Damaqueen, Magnus! Hoch mit dir und anziehen! Wir gehen zu diesem Klassentreffen und wenn es das Letze ist, was ich tue! Wehe du bist nicht in einer Viertel Stunde fertig!~, befiehlt sie barsch, bevor sie zur Tür maschiert.

~Schon mal an eine Karriere als Komandantin bei der Armee gedacht?~, frage ich, während ich mich müde aus dem Bett stemme.
Kurz huscht eine Art grimmiges Lächeln über ihre Lippen.
~Vielleicht.~
Dann lässt sie mich alleine.

Tatsächlich bin ich schon in vierzehneinhalb Minuten mehr oder weniger ausgehfertig.
Ich trage eine schwarze Jeans und ein enges, rotes Hemd. Meine Haare habe ich nach oben gestylt und die Augenringe sorfältig überdeckt. Ein zarter Eyelinerstrich betont meine Augen und unzählige Ringe glitzern an meinen Fingern.
Kurz, ich sehe so aus wie immer.

Gemeinsam gehen wir in ein kleines Restaurant, welches die Organisatoren extra für heute reserviert haben.

Wir sind spät dran, weshalb es mich nicht wundert, dass das Restaurant schon gut gefüllt ist, als wir reinkommen. Sofort steigt mir der Geruch nach Essen in die Nase und ich sehe, dass an einer Seite ein Buffet aufgebaut ist.
Von irgendwo her klingt leise Jazz Musik, die aber von den lauten Gesprächen übertönt wird.

Alle scheinen so gut gelaunt zu sein, dass ich mich gleich etwas einsam fühle. Dennoch nutze ich die Gelegenheit, alle zu mustern und stelle fest, dass sich viele äußerlich kaum verändert haben, jedoch mit Begleitung hier sind.

Ich bekomme aber keine Zeit mein eigenes Singleleben zu bemitleiden, denn schon stürmt ein Wirbelwind aus roten Haaren auf mich zu und ich werde in eine feste Umarmung gezogen, die ich nach der ersten Schocksekunde erwiedere.

~Biscuit! Schön dich zu sehen! Wie geht es dir?~, frage ich Clary, kurz Biscuit.

In der Highschoolzeit waren wir gut befreundet und auch während des College haben wir den Kontakt gehalten. Erst danach ist er abgebrochen, weshalb ich mich umso mehr freue, sie jetzt zu sehen.

Sie löst sich von mir und hält grinsend ihre rechte Hand hoch, an deren Ringfinger ein silberner Ehering strahlt.
~Wow! Ich freu mich für dich! Du und Tr-~, bei ihrem bösen Blick stoppe und korrigiere ich mich rasch,~Jace habt es also doch noch geschafft?~

Jetzt grinst sie wieder bis über beide Ohren.
~Natürlich, warum nicht? Und du?
Bist du immer noch single?~
Ich zucke die Schultern.
~Es war noch nicht die beziehungsweise der Richtige dabei~, antworte ich und ignoriere die kleine Stimme in mir, die durchgehend mein Engel schreit,~Es sind ja wirklich viele hier.~

~Ja, sogar Alec hat es geschafft.~, meint sie und mein Lächeln zerbricht in zwei Teile.
Alexander?

~Oh. Er hat dir nicht gesagt, dass er kommt?~, fragt Biscuit mit einem mitfühlenden Unterton.
~Warum sollte er auch? Ich bin ja nur sein Ex-bester-Freund, von dem er sich, ohne auch nur ein Wort zu sagen, abgewandt und sich nie wieder blicken lassen hat.~, antworte ich bitter.

Ich und Alec haben uns zu Anfang unserer Highschoolzeit kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden. Wir wurden beste Freunde und als diesen habe ich ihn geliebt. Er war immer für mich da und hat mich bei allem unterstützt. Nach der Trennung von meiner ersten großen Liebe Camille Belcourt -die auch irgendwo hier rumstolzieren müsste- hat er mich wieder aufgebaut und mir Mut gemacht, dass sie eben nicht die Richtige war, es aber noch unzählige andere gab, die meine Liebe verdienten.

Doch als ich mit Will, einem weiteren Schulkamerad, zusammenkam, hat er sich plötzlich verändert. Er hat sich von mir entfernt und immer wenn ich ihn gefragt habe, ob er etwas hat, hat er abgeblockt. Zugegeben, ich hatte kaum Zeit für ihn, aber wenn ich mal bei ihm war, hat er mich nicht mehr an sich heran gelassen.

Und dann, von heute auf Morgen, war er weg.

Ich wusste weder, wohin er gegangen war, noch wieso. Er hat es mir nie erklärt. Mich hat das fertig gemacht, denn plötzlich fehlte mir die einzige Konstante in meinem Leben. Es war, als würde ein Stützpfeiler in meinem Leben fehlen, sodass dieses wie ein Kartenhaus zusammenbrach.

Cat und Biscuit waren es schließlich, die mich wieder auf den Damm gebracht haben, Will hatte mich zu Anfang meines seelischen Tiefs verlassen, worum ich aber nie wirklich getrauert habe. Zuerst habe ich seine Geschwister, die noch immer hier gelebt haben, mit Fragen bombadiert, aber sie haben mir nichts gesagt. Sie haben mir weder seine Nummer noch seine Adresse gegeben und irgendwann habe ich dann aufgegeben.

Ich habe ihn aber nie vergessen und das alles holt mich gerade wieder ein.

~Ich muss zu ihm ~, sage ich gepresst,~Es tut mir leid.~
~Schon gut. Klärt das.~, meint Clay und dankbar drehe ich mich um und suche nach Alec.

Ich muss einfach wissen, warum er mich alleine gelassen hat.

Natürlich war ich kein guter bester Freund gewesen. Ich habe ihn wirklich vernachlässigt, aber das ist doch kein Grund, einfach die Stadt zu verlassen, oder?

Schon bald sehe ich die bekannten schwarzen Wuschelhaare und mein einziger Gedanke ist einfach nur Alexander.

Malec-One ShotsWhere stories live. Discover now