87.

69 5 8
                                    

„Jane?", blinzelnd öffnete ich die Augen.
Luke strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Hast du Hunger?", überrascht über die plötzlich so nette Seite an ihm, wollte ich nicken, schüttelte jedoch den Kopf, als mich ein plötzliches Gefühl der Übelkeit überkam.
„Mir ist schlecht." murmelte ich nur leise und hielt mir den Bauch, als ob es das besser machen würde.
Luke zog mein Handgelenk unter der Bettdecke raus und drückte zwei Finger darauf.
„Es sollte gleich besser werden."

„Wie lange hab ich geschlafen?"
„Lange. Es ist kurz nach sieben." „Morgens?", verwirrt rieb ich mir die Augen und setzte mich auf.„Abends.", antwortete er knapp. Trotzdem war ich müde, als hätte ich eine Woche lang keinen Schlaf bekommen. Jeder Knochen in meinem Rücken knackste, als ich mich kurz streckte, um die Ereignisse der letzten 48 Stunden passieren zu lassen. Die darauffolgende, unangenehme Stille wurde nur von einem leisen Surren begleitet.

„Es gibt ne Überraschung für dich.", sagte er plötzlich und durchbrach damit unser totschweigen. Verwirrt musterte ich ihn, konnte aus seinem Gesichtsausdruck jedoch nichts lesen.
„Beinhaltet die Überraschung, dass du mich Runden laufen lässt, bis ich kotze und mich danach jeder hier zwei Minuten verprügeln darf?", scherzte ich misstrauisch.

Luke wog seinen Kopf hin und her und rümpfte seine Nase.
„So ähnlich." Entgeistert starrte ich ihn an, woraufhin er die Augen verdrehte, mir aber keine mich vom Gegenteil überzeugende Antwort gab.

James wartete im Flur auf uns, als wir aus der Tür traten. Hinter den beiden lief ich wenige Gänge entlang, bis wir plötzlich zum Stehen kamen und Luke mir seine Hand vor die Augen hielt und mich unsanft vor ihm her schob nur um kurz darauf wieder loszulassen.

Ich brauchte ein paar Sekunden um mich an das grelle Licht zu gewöhnen und als meine Augen genau das taten, klappte mir wortwörtlich die Kinnlade runter. 

„Na, hast du uns vermisst?"

Ich kreischte auf, als ich Jack und Jace vor mir stehen sah und stürmte auf sie zu, um sie in eine Umarmung zu ziehen. Das war definitiv der beste Tag in meinem Leben.
„Was ist passiert? Ich dachte.. ich dachte ihr wärt tot..", meine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser.

„Wie beleidigend!", dramatisch warf Jack die Arme in die Luft. Als ob wir dich mit den ganzen Idioten hier alleine gelassen hätten.", schnaubte er empört.
Ich lachte einfach aus dem Grund, dass ich Tränen vermeiden wollte. Das Pensum war für die nächsten Wochen erstmal aufgebraucht.

„Und? Haben die beiden gut auf dich aufgepasst?", Jace warf James und Luke einen vielsagenden Blick zu.
„Joa, sie haben ihr bestes gegeben.", ich grinste frech , hauptsächlich in Lukes Richtung.
„Das will ich hoffen."

Wir setzten uns auf die Sofas im Besprechungsraum der weißen Garde.
„Die beiden haben schon von deinen Trainingsfortschritten erzählt." Ich lächelte schüchtern. Ich war mir nicht sicher, ob man in meinem Fall von wirklichen Fortschritten reden konnte. 
„Und von deiner Aktion vorgestern.", ich biss mir auf die Lippe. Natürlich hatten sie das. Und vermutlich haben sie auch schon von Jack und Jace ordentlich was übergezogen bekommen. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf.
„Äh..ja.."

Jack lachte, während Jace mich tadelnd ansah.
„Mach so n scheiß nie wieder und wenn, sag uns vorher Bescheid... dann machen wir mit."

Wir redeten noch eine Weile und die beiden erzählten von ihrer Mission, was Luke und James allerdings deutlich mehr zu interessieren schien als mich.

„Bis morgen oder so.", ich verabschiedete mich von beiden indem ich sie wieder umarmte.
„Gute nacht."

James war schon vorgegangen, Luke hingegen hatte das ganze, an eine Wand gelehnt, beobachtet.
„Weiß sie es?", fragte Jack Luke leise, aber nicht geflüstert, nachdem er sich von mir gelöst hatte. Dieser schüttelte den Kopf.
„Noch nicht." Sie nickten ihm zu.

Fragend sah ich Luke an, dieser seufzte aber nur und winkte ab.
„Morgen vielleicht." Ich nickte und ging hinter ihm her zurück zur roten Garde.

Nachdem ich James und den anderen noch eine Gute Nacht gewünscht hatte betrat ich Lukes Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Er hatte gerade etwas in den Schrank gelegt und drehte sich nun zu mir um. Ich aber starrte ihn einfach nur an.

Leicht genervt sah er mich fragend an, doch ich ging einfach auf ihn zu und umarmte ihn.
Er seufzte und legte dann auch seine Arme um mich.
„Du bist echt schwer zu verstehen. Weißt du das?", flüsterte er.
„Und du nicht?", murmelte ich frustriert. Auch wenn ich es nicht sehen konnte, wusste ich, dass er lächelte.

Ich wollte ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen.
Viel zu gut tat mir seine Nähe. Ich fühlte mich sicher, wenn ich bei ihm war. Auch wenn ich es früher nie zugeben wollte, mochte ich ihn mehr als lieb war. Viel mehr als mir lieb war.

Ich merkte wie meine Augen feucht wurden, obwohl es absolut keinen Grund dazu gab. Schnell versuchte ich sie unmerklich wegzuwischen.
„Hey, ist ok. Das ist dein Elex. In ein paar Tagen ist's vorbei." Ich nickte und merkte wie Luke Anstalten machte sich aus der Umarmung zu lösen, ich aber ließ kein Stück locker, woraufhin er lachen musste und meinen Kopf kurz anhob um mich auf die Stirn zu küssen.

Geschockt ließ ich kurz locker, was er nutzte um sich von mir zu lösen. Ich drehte mich weg, da ich merkte, wie ich leicht rot wurde.
Er grinste, als ich an ihm vorbeiging, um mich ins Bett zu legen.
Kopfschüttelnd machte er das Licht aus und legte sich dann neben mich. Näher als ich dachte, aber leider weiter weg, als mir lieb war.

„Gute Nacht.", murmelte ich, war jedoch ein wenig enttäuscht, als ich keine Antwort bekam.


DividedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt