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Blondi zeichnete die Buchstaben vor und ich zeichnete sie nach. Da ich die einzelnen Buchstaben schon kannte, fiel mir das ganze nicht sonderlich schwer. Nach etwa einer halben Stunde, konnte ich schon einzelne Wörter schreiben und nach einer weiteren Stunde, sogar ganze Sätze, die er mir diktierte.

„Du lernst schnell." Anerkennend nickte er mir zu. Stolz schrieb ich den Satz zu Ende.

„Schreib auf, was du möchtest. Eine Seite lang." Blondi reichte mir ein weiteres Blatt Papier.
„Wenn du heute nicht damit fertig wirst, mach es nach dem Abendessen auf deinem Zimmer zuende und zeige es mir morgen Nachmittag." Ich nickte und begann einfach zu schreiben. Worüber? Wusste ich selbst nicht so genau. Ich schrieb einfach drauf los. Hauptsächlich über mein Leben vor dem Test.

„Jane? Wir sind für Heute fertig." Er deutete auf die Uhrzeit, die auf der Tafel angezeigt wurde. In fünf Minuten gab es Abendessen. Ich nahm den Stift und das Papier in die Hand, stand auf und ging, gefolgt von Blondi durch die Tür.

Stumm gingen wir die Gänge entlang. Es war wieder relativ viel los. Auf dem Weg zum Saal trafen wir Em und Marlus, die aus der Richtung kamen, in die wir wollten. Mussten sie nicht zum Saal? Em bemerkte meinen fragenden Blick und beantwortete meine unausgesprochene Frage.
„Wir sollen in einem anderen Saal essen gehen." Bevor ich etwas dazu sagen konnte, wurden die beiden von der Menge weiter gedrückt und ich von Blondi weiter gezogen.

Im vollen Saal konnte ich mal wieder niemanden sehen, den ich kannte. Wenn Em und Marlus ab jetzt woanders aßen, neben wen sollte ich mich dann setzten. Gut, ich konnte mich neben Kat setzten, aber dafür musste ich diese erstmal finden.

Wir bekamen unser Essen schneller, als gedacht und ich setzte mich schließlich mal wieder alleine an einen Tisch und stocherte in meinem Essen herum. Es schmeckte gar nicht so schlecht, aber ich hatte nicht wirklich Hunger.

Die ganze Zeit über musste ich an meine Brüder denken. Wie sollte ich mir denn keine Sorgen machen. Ich wusste nichteinmal, was sie machen werden, aber ungefährlich, war es ganz bestimmt nicht.

„Du musst was essen." Ich fuhr hoch. James saß mir gegenüber.
„Ne, hab keinen Hunger." Wie als Beweis, schob ich ihm meinen Teller zu.
„Komm schon. Wenigstens die Hälfte." Ich schüttelte den Kopf. Er seufzte.
„Wieso denn nicht?" Ich zuckte die Schultern. Er schob mir meinen Teller wieder zu, doch ich schob ihn wieder zurück.

Ich spürte einen Blick auf mir und sah mich um. Blondi sah fragend erst auf mich und dann auf meinen Teller. Als Antwort zuckte ich wieder mit den Schultern.

Wenige Momente später saß Blondi neben mir und der Rest seiner Truppe, gesellte sich ebenfalls dazu.

„Was ist los?", fragte er leise.
„Keinen Hunger.", antwortete ich knapp. „Wieso das?"
„Einfach so."
„Wegen deinen Brüdern?", es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.
Ich nickte kaum merklich. Die anderen waren in irgendeine Diskussion vertieft.

„Du kannst nicht, solange sie nicht da sind, nichts essen."
„Doch kann ich."

„Luke, wir müssen los. Die Besprechung." Alex deutete auf die Uhrzeit. Blondi wandte sich wieder mir zu.
„Findest du alleine auf dein Zimmer?"
„Jane!", eine aufgedrehte, breit grinsende Kat kam auf mich zu.
„Das hätte sich dann erledigt.", sagte er mit einem Blick auf Kat. „Ich komm heute Abend nochmal bei dir vorbei." Und schon waren er und die anderen verschwunden.

Kat ließ sich auf den Platz gegenüber von mir plumpsen.
„Sorry, dass ich so spät bin, aber ich musste noch ne extra Runde laufen, weil ich angeblich nicht die Anweisungen befolgt habe. Sie verdrehte die Augen.
„Aber jetzt musst du mir mal erzählen, wieso ich die komplette rote Garde bei dir am Tisch finde und vor allem, warum Blondi außerhalb vom Training mit dir geredet hat."

Empört sah ich sie an.
„Nein, so war das nicht gemeint. Ich meine er redet normalerweise nicht gerne mit Leuten, außerhalb seiner Garde und natürlich älteren und Vorgesetzten. Über was habt ihr geredet?"

„Ich wollte nichts essen und er hat gefragt, wieso." Es brachte eh nichts, ihren Fragen auszuweichen.
„Und weiter?" Wie konnte ein Mensch nur so aufgedreht sein?
„Er meinte, er kommt später nochmal bei mir vorbei." Kat grinste.

„Möchtest du mein Essen haben?"
Dankend nahm sie den Teller an und fing an zu essen.

DividedWhere stories live. Discover now