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Beim Abendessen hatte ich mich noch mit Kate unterhalten, die ihre Ergebnisse vom Test immer noch nicht kannte und  deswegen kaum schlafen konnte.

Ich motzte mich bei ihr über Luke, das Training und die Hausaufgaben aus und sie im Gegenzug bei mir über ihre Gruppe beim Test.
Ich verabschiedete mich früh von ihr und fand mittlerweile den Weg zu meinem Zimmer alleine.

Seufzend ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und schlug das Buch auf. Das würde eine lange Nacht werden.


Der nächsten Morgen startete für mich wieder eine Stunde früher. Der Tag verlief langweilig und anstrengend. Im Theorie-Unterricht konnte ich zwar nicht ganz so glänzen, wie ich es vorhatte, aber genug, um zufrieden mit mir selber zu sein.

Beim Abendessen saß ich zunächst alleine an einem Tisch, neben dem der roten Garde. Immer wieder sah ich mich nach Kat um, die einfach nicht aufzutauchen schien.

Ich hatte  fast aufgegessen, als eine mehr als aufgeregte Kat in den Speisesaal stürmte, dicht gefolgt von der Grünen Garde.

„Jane!", rief sie enthusiastisch als sie meinen Tisch fast erreicht hatte.
Luke und die anderen schauten auf, als sie begeistert etwas auf den Tisch knallte.
„Ich hab's geschafft!"
„Sorry, ich fürchte ich kann nicht ganz folgen.", verwirrt sah ich sie an.

„Meine Testergebnisse!", sie deutete auf das Blatt Papier vor mir. „Ich hab's geschafft. Ich bin jetzt Mitglied der grünen Garde."
Stolz hielt sie mir ihr grünes Bandana ins Gesicht. Hinter ihr stand ein grinsender Carter.

Auch wenn es mir missfiel, dass sie nun unter Carter's Kommando stand, freute ich mich für sie, dass sie ihr Ziel erreicht hatte und umarmte sie feste.

Ich löste mich von ihr und sah dabei Carter direkt in die Augen.
„Vielleicht eine kleine Entscheidungshilfe.", flüsterte er. Ich biss mir auf die Unterlippe, um bloß nichts unüberlegtes zu sagen oder zu tun und sah zu der roten Garde rüber, die das Schauspiel beobachteten, da ich vor allem einen Blick auf mir spürte. Luke.

Er wechselte ein paar Worte mit James und Ryder, die mich daraufhin auch ansahen und stand dann auf und bedeutete mir mit einem Kopfnicken ihm zu folgen.

Ich beglückwünschte Kat nochmal und verabschiedete mich dann von ihr, um Luke hinterher zu laufen, der schon am Ausgang war.

Mit schnellen Schritten stolperte ich die Gänge entlang, bis Luke die Tür zur Halle für Nahkampf öffnete und ich verwirrt stehen blieb.
„Was machen wir?"

„Planänderung. Carter plant irgendwas und wir wissen alle, dass es um dich geht. Und keiner von uns hat Lust dich nachher verheult und halb tot irgendwo auf dem Boden liegen zu sehen und aufsammeln zu müssen. Wir heben den Schwierigkeitsgrad etwas."
Er ging zu einer schwarzen Tür und hielt seinen Finger da gegen.

Ich wartete davor, da ich mir nicht sicher war, ob ich mitgehen durfte.

Nur ein paar Sekunden später kam Luke mit einem Messer wieder und ich zog die Luft ein, woraufhin er mich genervt ansah und mich auf eine der schwarzen Matten schubste und mir näher kam, als mir eigentlich lieb war.

„Hör zu. Wenn Carter etwas zu dir sagt, was auch immer es ist oder er dich länger als eine Sekunde anschaut oder dir irgendwo begegnet, wo es dir komisch vorkommt, sagst du mir oder einem von uns Bescheid. Das ist wichtig. Verstanden?"
Ich nickte zögerlich.

„Wie bitte?"
„Ich hab's verstanden.", murmelte ich.
„Geht doch."

Er hielt mir die Klinge an den Hals und ich riss meine Augen auf, als ich sah wie scharf das silberne Stück war.
„Das ist echt?", erschrocken stolperte ich einen Schritt rückwärts, kam allerdings nicht weit, da Luke sich drehte und ich mit meinem Rücken gegen seinen Brustkorb fiel.
„Willst du mich eigentlich verarschen? Natürlich ist das echt. Was denkst du? Dass ich dir ein Plastikmesser an die Kehle halte?"

„Tschuldige.", stammelte ich. Ich hatte noch immer Angst vor ihm und wollte das Glück, dass er mich noch nicht umgebracht hat, nicht auf die Probe stellen. Sein Atem ging ruhig und vorsichtig schielte ich nach unten. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, da nicht nur die Klinge mir für meinen Geschmack zu nah war, sondern auch Luke selber.

„Und jetzt?", ich bewegte meine Lippen kaum, als ich die zwei Wörter aussprach.
„Am besten wäre, dass du da raus kommst ohne, dass ich dir die Kehle aufschlitze."
Witzig.

Nach mehreren Versuchen, die fehlschlugen, da ich mich nicht bewegte, sondern eigentlich nur erbärmlich mit meiner Hand versuchte, seinen Arm wegzuschieben, war er eindeutig genervt.

Er schubste mich von sich weg und drückte mir das Messer in die Hand. Genau in dem Moment betraten Ryder und James, nicht sehr gut gelaunt aussehend, die Halle. Na super.  Ich und drei angepisste Typen, die mich alle locker umlegen könnten in einer Halle.

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