82.

76 9 2
                                    

„Wo warst du?", gelangweilt lag ich auf dem Bett und ignorierte Luke, der kurz nachdem ich mein eigenes Training beendet und geduscht hatte, mehr als wütend in mein Zimmer gestürmt war und mir nun die Hölle heiß machte. Und das wortwörtlich.

Beim Training hatte ich die Zeit völlig aus den Augen verloren und so kam es, dass ich den kompletten Tag in dem dunklen Raum verbrachte und übte, bis ich absolut nicht mehr konnte und vor Erschöpfung zusammensackte.

„Willst du mich verarschen? Du weißt, dass du es dir gerade echt nicht leisten kannst mich zu ignorieren, oder?", Luke zog mich vom Bett, nur um mich direkt wieder drauf zu schmeißen und sich verzweifelt durch die Haare zu gehen.

Ich seufzte und spielte abgelenkt mit den Bändern meines Pullover.
„Ne, eigentlich nicht.", ich wusste nicht woher mein plötzlicher Sinneswandel kam. Ich hatte keine Angst mehr von ihm. Meinen Respekt hatte er immer noch, aber mir war es einfach egal, ob er mich danach bis zum Erbrechen laufen lässt oder dafür sorgt, dass ich von jedem einzelnen Mitglied der roten Garde fast zusammengeschlagen werde.

Ich merkte, genauso wie er selber auch, dass er kurz davor war sich komplett zu verlieren. Seine Elex-Ader pochte durch die Haut.

Er dreht sich um und stützte sich auf meinen Schreibtisch, der mit Büchern und Blättern voll lag.
Ich musste lernen. Viel lernen. Ich hatte das Gefühl, dass ich nach dieser relativ kurzen Zeit in der ich hier war alles über die Regierung und ihre Vorhaben und Machenschaften gelernt hatte und doch bewies mir Blondi immer wieder das Gegenteil oder ging direkt das nächste Thema an.

Mittlerweile kannte ich auch zusätzlich sämtliche Waffen und ihre Funktionen beider Seiten auswendig

Er schaute sich einige meiner geschriebenen Blätter an, bevor er sich mit einem konzentriert ruhigen Blick wieder zu mir drehte.

„Wo warst du und was hast du gemacht?", seine Finger umfassten krampfhaft die Tischplatte. Er wollte nach außen hin ruhig wirken, doch er war es ganz und gar nicht und ich glaubte, dass ihm nicht bewusst war, dass ich es deutlich merkte.

Ich setzte mich auf.
„Und wieso sollte Ich dir das sagen? Ich meine, was hätte ich davon?"
Luke schaute hoch und sein Blick richtete sich starr auf meine Augen.

Schneller, als ich überhaupt über meine eigene Aussage nachdenken konnte, hatte er mich vom Bett gezogen und hielt mich mit dem linken Arm fest, während er mir mit der rechten Hand ein kaltes Messer an die Kehle hielt.

„Ich würde dich nicht umbringen."
„Witzig.", ich grinste und Luke setzte das Messer an.
„Das würdest du eh nicht tun." Sicherheitshalber lehnte ich mich trotzdem ein Stück zurück und damit an Luke an.

„Sicher?", er streckte seinen Arm aus, sodass ich die nun wieder deutlich erkennbare Elex-Ader sehen konnte.

Ich starrte sie einen Moment an und schloss dann kurz die Augen. Ich wollte so gerne wissen, was er konnte, aber James hatte recht. Ich wusste nicht wozu er alles fähig war. Ich wusste einfach nichts über ihn und irgendwann würde er es eh herausfinden.
Außerdem war er fast die einzige Person hier, der ich trauen sollte und vermutlich auch konnte. Er war gut in so ziemlich allem. Er war respektiert. Er schlug sich mit mir rum, obwohl er seine Zeit vermutlich so viel besser nutzen konnte. Er sorgte dafür, dass mir nichts passierte.

„Trainieren."
Sein Griff lockerte sich.
„Was?", ungläubig und leicht verwirrt senkte er langsam das Messer. Ich hingegen bewegte mich nicht und stand immer noch mit meinem Rücken dicht an ihm.
„Wo und was?"
„Elex. Ich hab mein Elex trainiert." Ich kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an und merkte sofort, wie Luke sich sichtlich anspannte.

„Alleine?", seine Stimme war immer noch ruhig.
„Ja, ich war alleine."
Er stieß mich leicht von sich, was mich zugebenermaßen leicht kränkte, und ließ sich auf mein Bett fallen.

„Wo?", Luke bedeutete mir, sich neben ihn zu setzen und musterte kritisch meinen Arm.
„Hauptsächlich im Elex-Raum, aber-...", Ich stockte, aber es war zu spät.
„Aber?", fragend sah er von meinem Arm auf.

„Ich.. äh.., also ich..", ich wusste nicht, ob es so schlau war ihm davon zu erzählen.
„Jane? Wo?", fordernd stand er auf.

„Ich hab irgendwie, also ich.. ich hab ein Loch in ne Wand gemacht.", ich machte eine kurze Pause. „Auf nem Gang."

Für einen Moment schien er nachzudenken, dann zog er mich am Handgelenk aus dem Zimmer.
„Zeigs mir."

DividedWhere stories live. Discover now