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„Hey, kannst du mir sagen, wo Halle vier ist?", fast zeitgleich, als ich meine Frage beendete, bemerkte ich das grüne Bandana, dass er trug.

Er blickte von dem Chip in seiner Hand hoch und musterte mich.
„Halle vier?" Ich nickte.
„Geradeaus, den ersten Gang rechts und dann wieder links." Ich bedankte mich und wollte gerade weitergehen, als er mich zurückrief.

„Heißt du Jane?", langsam wird es echt gruselig. Für meinen Geschmack kannten hier zu viele Menschen meinen Namen. Trotzdem nickte ich.
Er setzte ein Lächeln auf.
„Hast du Lust, heute Abend mal bei mir vorbeizuschauen?"

„Nein, hat sie nicht." Blondi stand plötzlich neben mir.
„Lass sie doch selbst antworten." Erwartungsvoll sah der Junge, der offensichtlich der grünen Garde angehörte, mich an. Mit einem Seitenblick zu Blondi stand meine Antwort fest. Wenn ich nicht jeden Tag drei Stunden länger machen wollte, verneinte ich besser.

„Ne, sorry.", murmelte ich.
„Du kannst es dir ja nochmal überlegen. Luke sagt dir bestimmt gerne, wo mein Zimmer ist.", rief er noch hinterher, da Blondi mich weiterzog.

„Wer war das?", fragte ich.
„Kann dir egal sein."
„Ist es mir aber nicht."
„Wenn ich dir den Name sage, hälst du dann deinen Mund und trainierst?" Ich überlegte kurz.
„Deal."
„Carter."

Um ihn nicht aufzuregen, hielt ich tatsächlich meinen Mund. Ich erinnerte mich leider noch zu gut an das Gespräch von vor dem Frühstück.

Halle vier, war vollgestellt mit hohen Kästen und Matten. Von der Decke hingen Seile und zwischendurch verbanden dünne Metallstangen, die Kästen.

Ich konnte verschiedenfarbige Streifen auf den Kästen entdecken. Als ob er meine Gedanken lesen konnte, sagte er: „Gelb ist die einfachste Strecke, schwarz die schwierigste."

Er deutete auf einen Punkt, der anscheinend den Anfang des Parcours markieren sollte.
„Versuch's einfach mal."

Ich kletterte auf den ersten Kasten, der im Vergleich zu den anderen noch ziemlich niedrig und vor allem breit war. Auf den nächsten Kasten musste ich über eine kleine Lücke springen. Nun ging es wieder höher über eine nicht gerade stabil aussehende Leiter. Ich behielt recht. Sie wackelte ziemlich, als ich die Sprossen nach oben kletterte.

Der Kasten auf dem ich auskam, war schmaler, als ich dachte und auch die Lücke zum nächsten war größer, als sie von unten aussah. Wenn das hier der einfachste war, wollte ich erst gar nicht wissen wie der schwarze aussah.

Je weiter ich kam, desto höher wurde der Parcours, desto schmaler wurden die Kästen und größer die Lücken. Die nächste Lücke war auf jeden Fall zu Groß zum Springen.

Fragend sah ich zu Blondi, der mich von unten beobachtete.
„Achte besser auf deine Umgebung."
Er zeigte auf ein Seil, das über meinem Kopf von der Decke baumelte.

Ich griff danach und schwang mich auf die andere Seite, auf welcher ich zum Glück sicher landete. Auf dieser Höhe wollte ich echt nicht runter fallen.

Die nächste Lücke war noch etwas größer und ich hoffte inständig, dass ich nicht runterfallen würde.

Ich nahm das Seil wieder in beide Hände und nahm ein bisschen Anlauf. Mein einer Fuß stand bereits auf der anderen Seite, als ich das Seil leider zu früh losließ, mein Gleichgewicht verlor und rückwärts stolperte.

Ich hielt mich nun nur noch mit meinen Händen am Kasten fest und baumelte in der Höhe.

„Zieh' dich hoch.", rief Blondi von unten. Ich lachte verächtlich. Wie witzig. Wie denn bitteschön?
Ich stemmte meine Füße gegen den Kasten und versuchte hoch zu klettern, was mir nach ein paar Versuchen auch gelang. An der nächsten Lücke musste ich über zwei Metallstangen gehen, was zu meinem Glück nicht allzu schwer war.

Diese Art von Brücken wiederholte sich noch ein paar mal bevor ich am Ende des Parcours angekommen war, an dem man runterspringen sollte.

Mittlerweile waren zwei Gruppen von kleineren Kindern mit ihren Trainern in die Halle gekommen, die mir nun zusahen.
„Denk ans abrollen."
Da ich mich vor den anderen nicht blamieren wollte, sprang ich einfach und rollte mich am Boden sogar relativ elegant ab.

Die beiden Gruppen waren nun anderweitig beschäftigt. Stolz sah ich Blondi an.
„Du warst langsam. Nochmal."
Die beiden Gruppen standen an dem grünen Parcours. Wow sogar 7 jährige sind besser als ich.

Ich begann den Parcours also nochmal. Ich war dieses mal tatsächlich um einiges schneller, aber für Blondis Geschmack anscheinend immer noch viel zu langsam. Ohne zu meckern, begann ich den Parcours also noch ein drittes Mal. Und ein viertes, ein fünftes und ein sechstes Mal.

Als Blondi beim neunten Mal immer noch den Kopf schüttelte, blieb ich einfach stehen.
„Mach du's doch besser."
Er lachte auf. „Echt jetzt?"
„Ja." Immer noch lachend schüttelte er den Kopf und ging auf den schwarzen Parcours zu.

Die Kinder und ihre Trainer sahen ebenfalls zu ihm, als er auf einen Knopf drückte, welcher mit einem lauten Ton den Parcours freigab.
Mit einem letzten Grinsen sah er zu mir, bevor er loslief.

DividedWhere stories live. Discover now