»Komm zum Punkt!«, fordert Josh und reißt frustriert die Arme hoch. Elians Augen glänzen diabolischen - er weiß genau, wie er Josh mit seinem Herumgerede in den Wahnsinn treib und er genießt das Spiel offensichtlich.

»Gerne.«

»Es begann damit, dass Brian und seine Freunde richtig komisch geguckt haben. Mr. Daimler hat sie daraufhin gefragt, ob denn alles okay bei ihnen sei. Arion meinte dann, dass er es ekelhaft finden würde, wenn beispielsweise Henry Präsident wäre, als Homosexueller. Homosexuell, er hat es wie ein Schimpfwort benutzt. Als wäre es etwas Ekelhaftes.«

Bei dem Wort zuckt Henry zusammen. Und ich winde mich innerlich, dass so ein Tyrann dermaßen über meine Freunde reden kann. Zwar habe ich Henry und Elian erst an der NYU kennengelernt, aber in diesem einen Jahr waren sie großartige Freunde. Meine Muskeln zucken und ich hätte nicht wenig Lust, Brian und dem Rest ordentlich eine überzubraten. Allen voran jedoch Arion, der anscheinend an Homophobie nicht mehr zu überbieten ist. Was ich tatsächlich nicht erwartet habe, aber gut, Menschen kann man nun mal nur bis zur Stirn gucken.

»Und Mr. Daimler ist der Kragen geplatzt. Er hat ihn richtig angebrüllt und gesagt, dass er ihn persönlich zum Direktor schleppt, wenn er weiter unschuldige Leute dumm anmacht und sich dermaßen unter der Gürtellinie äußert. Da, wie wir alle wissen, Mr. Daimler irgendein Neffe des was-weiß-ich-wievielten Grades ist, wurde er für diese Äußerung suspendiert.«

Grinsend endet Elian. »Und jetzt haben wir Welpenschutz.«

Josh lacht. »Arion wird durchdrehen, wenn er zum Direktor muss. Seine Eltern werden ihn ja verstoßen oder so.«

Elian nickt. »Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Vielleicht lassen sie uns jetzt mal in Ruhe.«

Josh grinst triumphierend. »Das freut mich für euch.«

Dann greift er nach meinen Pommes und schaufelt sich eine ganze Handvoll rein. Ich werfe ihm einen missbilligenden Blick zu. »Was denn? Du isst die doch eh nicht«, sagt er mit vollem Mund. Eine Pommes plumpst aus seinem Mund und er schnippst sie vom Tisch. Elian schüttelt sich vor Lachen auf Henrys Schoß. Stumm schiebe ich ihm das Tablett hin. Josh rollt mit den Augen. »Vorsicht, nachdenklich.« Ich grinse ihn an.

»So, irgendwelche Pläne fürs Wochenende? Im Central Park soll eine Band spielen, da könnten wir doch hin, oder? Gibt kostenlose Drinks.«

Wir alle murmeln etwas Zustimmendes aber ich bin nicht wirklich anwesend. Stattdessen denke ich an Paiges Worte, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Ich suche die Mensa nach ihr ab. Sie sitzt mit Lillian in der Ecke und sie flüstern sich gegenseitig etwas zu, dann lachen sie laut auf. Vielleicht ist es die Traurigkeit, die sie zu verstecken versucht.

»Erde an Ace.«

Josh fuchtelt wild mit seiner Hand vor meinem Gesicht. Ich blinzle.

»Was? Ja.«

Elian folgt meinem Blick. »Das ist so aufregend!« Er grinst schief. Ich rolle nur mit den Augen.

»Ja, du hast Recht. Dieses Mädchen kann einen wirklich aufregen.«

»Lillian ist es wohl nicht, die sich so aufregt, hm?«

Ich stöhne nur. »Henry, wir haben jetzt zusammen eine Vorlesung. Kommst du?«

»Klar.« Lachend steht er auf und drückt Elian noch einen Abschiedskuss auf den Haaransatz. »Und wo ist meiner?« Josh verschränkt die Arme vor der Brust und grinst ihn herausfordernd an.

»Dich küss ich im Leben nicht«, sagt Henry lachend. Dann machen wir beide uns auf den Weg zu unserem Raum. Wenige Sekunden später klingelt es, doch ich werfe Paige noch einen letzten Blick zu. Der natürlich nichts bedeutet.

I LIE TO YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt