Kapitel 47 (Toni's Sicht)

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Ich lege das Handy auf den Tresen und starre es an, als könnte es mir sagen, was der morgige Tag bringen wird.
„Kommt er?"
Ich blicke auf und sehe in Sweet Pea's dunkle, fast schwarze, Augen. Sein Blick ist hart und undurchdringlich. Mir macht der Blick zwar nichts mehr aus, seit ich ihn kenne schaut er immer so. Als könnte ihn nichts verletzten, als wäre er zu stark und zu kalt für alle.
Trotzdem bekomme ich auf einmal Gänsehaut.
„Ja", sage ich und wende den Blick schnell ab. „Er wird da sein."
Sweet Pea hält mir sein leeres Bierglas hin und ich fülle es auf.
Dabei wende ich ihm den Rücken zu. In meinem Kopf spielen sich tausende Szenarien ab. 
Ich war noch nie in so einer Situation.
„Tanzt du heute gar nicht?"
Ich drehe mich schweren Herzens wieder zu Sweet Pea um und reiche im das eiskalte Glas mit dem Bier. Ich halte mir die kalten Hände, die durch das umfassen des Bierglases sehr kalt geworden sind, gegen die Schläfen.
Es ist wahnsinnig heiß hier drin.
„Nein, ich tanze nur noch am Wochenende", erkläre ich und blicke zu der Bühne, auf der Peaches und ein anderes junges Mädchen, das neu bei den Serpents ist, an den Stangen tanzen.
Peaches trägt einen glitzernden Body und Schuhe mit riesigen Absätzen. Ihre Bewegungen sind gekonnt und perfekt. Sie schlängelt und windet sich wie eine echte Schlange. Ab und zu schaut sie zu dem anderen Mädchen, das noch etwas unbehaglich und steif an der Stange steht.
Das Mädchen trägt Alltagsunterwäsche.
Es ist also ihre Prüfung.
„Warum tanzt du nur noch so selten? Das bringt doch viel mehr Geld ein als Getränke zu mixen", wirft Sweet Pea ein und leckt sich über die Lippen, als er den beiden beim Tanzen zu sieht.
„Peaches sieht echt heiß aus in dem Teil", murmelt er und leert das Bierglas in zwei großen Zügen.
„Also gut, du kennst den Plan, Topaz?"
Ich nicke und er rülpst zur Bestätigung. „Du kümmerst dich um die Kleine. Ich habe ein bisschen rumgefragt, diese Veronica  ist nach der Schule noch beim Cheerleading, Ihre Spind ist die Nummer 339. Du musst den Spind dann also nur mit deinen Haarnadeln öffnen, wenn das nicht klappt, wartet in der Besenkammer ein Brecheisen auf dich. Wenn du erwischt wirst, egal von wem, dann hast du das Pfefferspray und die K.O-Tropfen dabei. Zuerst musst dem Opfer das Spray in die Augen sprühen und dann, wenn das Opfer versucht, das Spray aus den Augen zu reiben, musst du ein paar Tropfen von dem K.O auf ein Papiertuch träufeln und ihm das Tuch gegen die Nase und den Mund halten. Nach ein paar Minuten wird es dann in Ohnmacht fallen. Dann legst du die leere Packung Jingle Jangle daneben, sodass es aussieht, als hätte es eine Überdosis gehabt. Egal, wieviele Erwischer es geben wird, sie werden alle zu Opfern. Verstanden?"
Sweet Pea's Augen blitzen vor Begeisterung. Er ist nicht der Schlauste, deswegen ist er umso stolzer auf seinen teuflischen Plan. Ich weiß auch nicht, wieso ich zugesagt habe. Vermutlich hätte Sweet Pea mich sowieso so lange bearbeitet, bis ich zugestimmt hätte. Aber, natürlich, verlange ich auch etwas.
„Hör mal, du bist wie ein Bruder für mich, Sweet Pea. Für keinen anderen auf dieser Welt würde ich das machen. Also verhaue es nicht! Ich kenne Jughead schon lange, und er ist wirklich verliebt in dieses Mädchen. Du rührst Betty nicht an, verstanden? Nicht morgen, auch nicht übermorgen, einfach nie, kapiert? Dein Verhalten ihr gegenüber ist einfach nur widerlich. Außerdem will ich das Geld im Voraus."
Sweet Pea sieht mich mit einem missbilligen und spöttischen Blick an. „Darüber haben wir doch schon geredet, Toni. Das Geld bekommst du genau eine Woche danach. Das Treffen mit den Ghoulies ist erst nächste Woche."
Einige der Serpents, darunter auch Sweet Pea, halten die Anführerin der Ghoulies, Penny Peabody, fest. Wegen ihnen sind einige unserer Mitglieder jetzt im Knast in Greendale, und das wollte FP nicht auf sich sitzen lassen. Die Serpents fordern eine Menge an Lösegeld, Sweet Pea wird seinen Anteil mit mir teilen, obwohl ich nichts mit Penny und dem Treffen zutun habe.
„Ich meine es ernst. Bring mir zumindest die Hälfte morgen mit. Ich weiß nicht, inwiefern ich dir vertrauen kann", sage ich und stelle wieder ein gefülltes Glas mit Bier vor ihn.
„Du spinnst doch!", lallt Sweet Pea und tippt sich an die Stirn. Ich rieche den Alkohol und den schweren Geruch von Bier in seinem Atem. „Wenn du Geld haben willst, dann geh zur Stange oder gib mir einen Lap-dance!"
Ich hole mit voller Wucht aus und verpasse Sweet Pea eine harte Ohrfeige. In Sekundenschnelle färbt sich seine ganze linke Gesichtshälfte rot.
„Rede nicht so mit mir! Ich bin keine Schlampe, verstanden?", zische ich und greife ihm das Bierglas aus der Hand, welches er sich an die brennende Wange halten wollte.
„Die Hälfte", sage ich wieder und reiche ihm ein paar Eiswürfel, eingewickelt in ein Papiertuch.
„Sonst mache ich nicht mit."
„Schon gut, reg dich wieder ab. Die Hälfte, aber erst, wenn ich die Kleine sehe und der Plan geklappt hat."
Ich nicke und damit ist unser Gespräch, und meine Schicht, beendet. Es ist fast 04:00 Uhr morgens und ich muss heute ja noch zur Schule. Ich nehme mir meinen täglichen Lohn, FP hat mir wie immer ein paar Dollar mehr in die Jackentasche gesteckt. Ich bekomme hier eine tägliche Belohnung, weil ich nicht jede Nacht arbeite. Peaches legt gerade eine Pause ein und redet angeregt mit Sweet Pea, der ihr durchgehend auf die Brüste starrt. Es würde mich nicht wundern, wenn da heute Nacht noch was läuft. Das kann mir aber egal sein, Peaches und ich sind nicht richtig zusammen, es ist eine Art Freundschaft mit gewissen Vorzügen, ohne Liebe oder anderen Gefühlen.
Für uns steht Lust und Sex im Vordergrund, alles, was mich interessiert.
Trotzdem gehe ich noch schnell zu ihr hinüber und verabschiede mich mit einem leidenschaftlichen Zungenkuss bei ihr, während ihre Hände unter meinem engen Jeansrock verschwinden. Als ich mich von Peaches löse, kann ich sehen, wie Sweet Pea vor Erregung sabbert.
Was haben alle Jungs denn mit knutschenden Frauen?

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