Kapitel 1

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Als mein Wecker klingelt, bin ich schon längst wach. Ich könnte einfach nicht mehr schlafen! Auf diesen Tag habe ich die letzten drei Monate gewartet. Ich stelle meinen Wecker aus und richte mich in meinem Bett auf. Mein Handy summt auf. Ich schnappe mir mein Handy, entsperre es und reibe mir anschließend noch den Schlaf aus den Augen, um die Nachricht aufmerksam lesen zu können. Ich tippe auf das besagte Symbol und sofort öffnet sich die App. Als ich die Nachricht lese, wird mir ganz warm ums Herz:
Guten Morgen, Betty!
Gut geschlafen? Denk dran, ich warte um 07:30 Uhr vor deiner Haustür, damit wir zusammen zur Schule gehen können.
Bis dann, dein Archie.
Ach, Archie Andrews! Archie und ich kennen uns schon mein Leben lang. Er ist mein Nachbar und seit Kindergartenzeiten auch mein bester Freund. Wie immer haben wir auch den vergangen Sommer zusammen verbracht. Um ehrlich zu sein, ich bin schon seit Jahren in Archie verliebt! Seine roten Haare, sein gut trainierter Körper, die süßen Sommersprossen auf seiner Stupsnase! Doch nie hatte ich das Gefühl, dass er mich auch mag. Doch diesen Sommer ist es passiert! Es ist noch nicht so lange her, erst eine Woche. Wir saßen zusammen im Pop's und haben über den besagten Sommer gesprochen. Und dann, als wir gemeinsam nach Hause liefen, da hat er mich geküsst! Der beste Kuss aller Zeiten! Seither haben wir uns leider nicht mehr getroffen, er musste seinem Dad auf der Baustelle helfen, da es viele Kündigungen in letzter Zeit gab. Darum freute ich mich um so mehr, als ich die Nachricht las. Schnell schrieb ich zurück:
Hey, Archie!
Schön wieder von dir zu hören, ich dachte schon, dass du mich vergessen hast, haha! Klar, gehen wir zusammen zur Schule, Traditionen bleiben Traditionen.
Bis später, Betty C.
Sobald ich die Nachricht versendet habe, schmeiße ich mein Handy aufs Bett und stehe so schnell auf, dass mir ein wenig schwindelig wird. Ich laufe zu meinem Kleiderschrank und reiße ihn auf. Darin liegen perfekt, nach Farben geordnet, meine Klamotten. Hastig durchwühle ich jedes Regal, jede Schublade. Was soll ich nur anziehen?
„Betty!"
Plötzlich steht meine Mutter in meinem Zimmer. Sie trägt ihren rosafarbenen Morgenmantel und eine Tasse mit frischem Kaffee in ihrer Hand.
„Betty, was machst du denn hier für einen Krach? Und warum bist du noch nicht angezogen, Liebes? Du möchtest doch wohl nicht an deinem aller ersten Tag des Abschlussjahres zu spät kommen, oder?", fragt sie und zieht ihre Rechte Augenbraue hoch.
Da fällt es mir wieder ein. Der Grund, warum ich mich die letzten drei Monate so gefreut habe. Das Abschlussjahr, das letzte Jahr an der Highschool!
„Tut mit leid, Mom. Ich bin in fünf Minuten fertig, versprochen!", sage ich entschuldigend. Meine Mutter gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Kein Stress, Schätzchen. Sonst bekommt dein schönes Gesicht noch Falten!", sagt sie spaßeshalber und verlässt mein Zimmer.
So schnell es geht, suche ich mir ein passendes Outfit raus. Ich entscheide mich für eine geblümte Bluse und eine helle Jeans. Danach binde ich mir meine blonden, schulterlangen Haare zu einem strengen Pferdeschwanz. Ich trage noch schnell etwas Mascara und Lipgloss auf und sprühe mich mit meinem Lieblingsparfum ein, ein Geschenk von meiner besten Freundin Veronica. Oh, Ronnie. Ich habe sie die ganzen letzten drei Monate nicht gesehen. Sie war mit ihren Eltern auf Europatour und hat es sich bestimmt gut gehen lassen.
„Betty, Frühstück!", höre ich Mom rufen.
Unten in der Küche riecht es nach frischen Pancakes und gebratenem Speck. Meine Mutter stellt gerade ein Glas frisch gepressten Orangensaft auf meinen Platz und hält mir einen Teller mit zwei goldbraunen, perfekt duftenden Pancakes hin. „Hier, Schätzchen", sagt sie, „Du musst was essen". Dankend nehme ich den Teller an und setze mich. „Wow, Mom. Du hast dich ja wirklich selbst übertroffen", sage ich und ich sehe meiner Mutter an, wie sehr sie sich über dieses Kompliment freut. So glücklich, habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Um genau zu sein, das letzte mal als ich sie so gesehen habe, da war Dad noch bei uns. Er hat uns vor ungefähr einem halben Jahr verlassen. Die ersten Monate waren schrecklich. Mom hat nur geweint und als meine Schwester Polly dann beschlossen hat, aufs College ihrer Träume in Schottland zu gehen, ist für sie ihre ganze Welt zusammen gebrochen.
„Beeil dich, Betty", weist meine Mutter mich auf, und ich stürze mein Glas Orangensaft herunter. Da ertönt auch schon mein Handy. Als meine Mom nicht hinsieht, ziehe ich es aus meiner Hosentasche heraus und lese die Nachricht:
Bin vor deiner Haustür.
A.A
„Handy weg, iss lieber deine Pancakes auf!", sagt meine Mutter mit einem strengen Unterton. Ich stopfe mir den letzten Rest meines Frühstücks in den Mund. Springe auf und stelle meinen Teller in die Spüle. Rasch gebe ich Mom einen Kuss und schnappe mir meinen Rucksack.
„Warum hast du es denn plötzlich so eilig?", fragt Mom und macht ein überraschtes Gesicht.
„Bin spät dran!", antworte ich und laufe rüber in den Flur, ziehe mir meine Chucks an, und werfe mir eine Jacke über. Endlich öffne ich die Tür. Und da steht er. A.A. Archie Andrews. Er sieht perfekt aus, wie er da so cool steht. Sein Rucksack lässig über eine Schulter gehängt. Er trägt wie immer seine Letterman Jacke, darunter ein Shirt, welches seine Bauchmuskeln besonders betont.
Seine roten Haare sind mit ein bisschen Gel befestigt, und auf seinen Lippen klebt das berühmte Archie-Andrews-Lächeln, das ich so sehr an ihm liebe!
„Betty Cooper", sagt er und lacht kurz auf.
„Archie Andrews", entgegne ich lächelnd.
„Los, Kinder, beeilt euch!", ich fahre herum und hinter mir steht meine Mom, immer noch in ihrem rosa Mantel. Mir ist die Situation sichtlich peinlich. Warum muss sie Archie ausgerechnet heute so unter dir Augen treten?
„Mom!", flüstere ich zischend in ihre Richtung, in der Hoffnung, dass Archie uns nicht hört.
„Du hast immer noch deinen Schlafanzug an", murmele ich und sehe am ihr herunter. „Elizabeth, jetzt hab dich nicht so!", ruft meine Mutter laut und hält mir eine Tüte mit meinem Pausenbrot hin. Archie lacht kurz auf, als er die Tüte mit der Aufschrift „Hab einen tollen Tag, Betty-Schatz!" sieht.
Ich merke, wie meine Wagen feuerrot werden. Ich reiße meiner Mutter die Tüte aus der Hand, und lasse sie schnell in meinem Rucksack verschwinden.
Meine Mom wünscht uns beiden noch einen guten ersten Schultag, bis sie unsere Haustür endlich wieder ins Schloss fallen lässt. Sobald dies geschehen ist, fängt Archie an zu lachen. Ich werde ihm einen gespielten bösen Blick zu, und wir beginnen mit dem Fußweg zur Schule.
„Sei bloß still", warne ich Archie, doch der muss nur noch lauter lachen. „Warum denn?", entgegnet er. „War doch nur nett von deiner Mom gemeint". Ich seufzte. „Ja, natürlich war es das. Aber es ist trotzdem peinlich, dass sie das immer noch macht. Das will ich gar nicht!", protestiere ich und lache ebenfalls. Als wir schließlich beide verstummen, gehen wir die nächsten Minuten weiter, ohne ein Wort zu sagen. Ich überlege, warum Archie nichts über unseren Kuss gesagt. Ich hab zwar sich nicht gesagt, aber trotzdem. Ich werfe ihm einen kurzen Seitenblick zu, doch er starrt nur gerade aus. Ob ihm der Kuss nicht gefallen hat? Er hat sich danach tagelang nicht gemeldet, und immer wenn ich gefragt habe, ob wir was machen wollen, meinte er, er müsse seinem Dad helfen.
Ich bleibe stehen und sehe Archie an. Verwirrt bleibt er ebenfalls stehen. „Was ist, warum bleibst du stehen? Wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir noch zu spät", sagt er, doch ich stehe weiterhin. Ich zögere ein bisschen, bis ich schließlich auf ihn zu gehe und meine Hand auf seine kräftige Schulter lege. Ich sehe in seine wunderschönen braunen Augen. „Archie, was ist los?", frage ich sanft. Er scheint nicht mit dieser Frage gerechnet zu haben. „Was ... was meinst du?", stottert er und weicht einen Schritt zurück, sodass meine Hand von seiner Schulter fällt. Schließlich verschränke ich meine Arme vor der Brust und sehe ihn mit ernstem Blick an. „Archie, irgendwas stimmt nicht mit dir. Du wirkst ... so traurig", stelle ich fest. Archie schüttelt den Kopf, was seine Frisur ein bisschen verwuschelt. „Alles okay, echt", sagt er und lacht verlegen.
Ich schlucke und starre auf den Boden. „Ist ... ist es wegen dem Kuss?", frage ich mit zittriger Stimme. Archies Körper zuckt zusammen. „Was? Nein!", sagt er etwas zu schnell. Ich gebe meinen Kopf und sehe ihn an. Er kommt wieder einen Schritt näher zu mir und nimmt meine Hände in seine. „Betty, der Kuss war fantastisch", beschwichtigt er und lächelt sein typisches Lächeln. „Es ist nur ... ach, keine Ahnung", sagt er und lässt meine Hände fallen. Da, plötzlich, nehme ich sein Gesicht in meine Hände und höre ich mich die Worte sagen: „Archie, egal was ist, du kannst es mir sagen!"
Archie lächelt mich nun traurig an. „Meine Mom", sagt er endlich und schluckt. „Sie ... sie wird wieder heiraten", flüstert er, und seine Augen füllen sich mit Tränen. Vor Schreck lässt ich sein Gesicht los.
Ich wusste zwar, dass Archies Eltern geschieden sind, aber das hätte ich nicht von Mary erwartet.
Ohne dieses Mal zu zögern, nehme ich Archie in die Arme. Ich drücke seinen Körper an meinen. Der vertraute Geruch seines Aftershaves steigt mir in die Nase und ich atme ihn tief ein. Nach einer ganzen Weile lösen wir uns wieder von einander.
Ich räuspere mich. „Archie ... das tut mir so leid für dich", flüstere ich schließlich. „Schon okay", meint Archie und versucht ein Lächeln. „Komm, lass uns weiter gehen. Deine Mom bringt uns beide um, wenn sie erfährt, dass du zu spät am ersten Tag kommst", sagt er und deutet in Richtung Schule.
Ich lache, und so setzen wir unseren Weg fort.

Falling in Love with You ✔️Where stories live. Discover now