Falling in Love with You ✔️

Kapitel 63

Echte Dankbarkeit entsteht aus inneren Bedürfnis und dem Schätzen über das, was jemand selbstlos verschenkt hat ❤️

Einen wunderschönen 2. Advent an alle.
Meine Frage an dich: Wofür bist du im Moment unendlich dankbar?

[Disclaimer: Ich werde an jedem Adventssonntag eine weihnachtliche Frage stellen. Die kannst du in den Kommentaren beantworten, musst du aber nicht, wenn du nicht willst.]

DIE 2. KERZE BRENNT 🕯🎄

Ein Aufschrei geht durch die Runde, als Jughead nach hinten taumelt und bewusstlos auf dem Rücken im Schulflur liegt. Vor Schreck halte ich mir den Mund zu, um nicht loszuschreien.
Veronica hat Jughead einfach geschlagen.
Außer seiner Nase strömt das Blut und sein Mundwinkel ist leicht aufgeplatzt. An Veronica's Finger funkelt ein Ring mit einem blassblauen Stein darauf. Dieser hat Jughead eine ordentliche Schramme verpasst, womöglich auch einen Nasenbruch, aus der das Blut immer noch fliest wie bei einem Fluss.
„Ronnie", murmele ich und ziehe an ihrem Ärmel. Sie starrt auf Jughead, mit verschränkten Armen, als wäre das ihr bestes Werk.
„Aus dem Weg!"
Toni kommt herbei und boxt sich schnell durch die nun grölenden Serpents. Sie ist zwar sehr klein, doch windet sich wie ein Tier durch die Menge. Toni schubst mich und Veronica zur Seite und kniet sich über Jughead. Sie tätschelt erst leicht seine gesunde Wange, an der keine blutende Wunde oder ein Bluterguss ist, dann lehnt sie sich über seine Brust, um den Herzschlag zu hören.
„Sweet Pea, ruf einen Krankenwagen", kommandiert Toni. Dann nickt sie zu einem Mädchen mit Lederjacke. „Peaches, informiere die Krankenschwester. Fangs, Joaquin, helft Jughead hoch."
Zwei große Jungs, mit tätowierten Armen und großen Muskeln, kommen Toni zur Hilfe und stemmen Jug gemeinsam hoch.
„Komm, Betty", zischt Veronica und versucht, mich von der Stelle zu bewegen.
Doch ich stehe unter Schock.
Das, was ich gerade sehe, verwirrt meine ganzen Gefühle.
Jughead, wie er dort liegt und überall blutet.
Die Krankenschwester, die nun schon hier ist, wie seinen Blutdruck misst und ihm vorsichtig die Wunden abtupft.
Toni, die Jughead andauernd eine Ladung Wasser ins Gesicht kippt, damit er wieder aufwacht.
Und ich ...
Ich stehe hier nur und starre auf ihn herab.
Mittlerweile haben sich auch noch andere Schüler um uns versammelt und schießen Fotos oder filmen das ganze Gemetzel.
„Betty!" Mit einem Ruck zieht Veronica mich von der Stelle und ich sacke leicht ein. Sie hält mich so gut es geht, doch ich fühle mich noch immer, wie in Trance.
In meinen Ohren höre ich ein ständiges Piepsen. Meine Kehle ist trocken und zugeschnürt. Meine Arme und Beine sind schlaff und ich kann mich nicht richtig halten.
Veronica schleppt mich zur nächsten Toilette. Ich setze mich auf die kalten, dreckigen Kacheln und versuche, mein Essen in mir zu behalten.
Nach einer Weile habe ich endlich wieder meine Stimme wiedergefunden, und meine Kehle scheint nicht mehr dicht zu sein.
„Warum hast du das gemacht?", stoße ich ganz außer Atem hervor. Ronnie wäscht sich gerade das Blut, Jughead's Blut, von den Fingerknöcheln.
„Weil er es verdient hat, Betty", sagt sie und nimmt sich ein Papiertuch. Auf ihrem cremefarbenen Rock sind einzelne Blutflecken drauf, die Veronica anscheinend noch nicht bemerkt hat.
„Er hätte tot sein können!", rufe ich und spüre ein bekanntes Stechen in meiner Brust.
„Glaub mir, wenn ich Jughead hätte umbringen wollen, dann hätte ich das ganz anders gemacht. Viel schmerzvoller, wenn du verstehst."
Wütend springe ich auf, dabei wird mir schwindelig, und schüttle Veronica's Schultern. „Das ist kein Witz, verstanden? Ich habe dich nie darum gebeten, ihm derartig weh zu tun. Das hast du nur wieder gemacht, weil du im Mittelpunkt stehen musstest. Immer soll es nur um dich gehen! Die Welt dreht sich nicht um Veronica Lodge verstanden?"
Meine Stimme bricht ab. Ich lasse Ronnie's Schultern los und setze mich wieder hin. Mir ist schlecht, schwindelig und ich habe das Gefühl, vor Wut und Angst gleich zu platzen.
„Halt die Klappe, Betty."
Verwirrt schaue ich auf. Die Worten kamen von Veronica natürlich. Wieder stehe ich auf, nur dieses Mal langsamer.
„Nein", sage ich ruhig und mit bebender Stimme, „ich halte nicht meine Klappe. Du hast meinem Freund wehgetan."
Meine Fingernägel bohren sich in die schon getrockneten Wunden auf meiner Handfläche und schneiden tiefer hinein. Meine Augen füllen sich vor Schmerz mit Tränen.
„Ex-Freund", korrigiert Veronica mich mit hochgezogener Augenbraue.
Ich zucke kurz zusammen, aber lasse den Blickkontakt standhaft.
„Wie auch immer", sage ich und gebe ihr Recht. „Tu das nie wieder, nur um Leuten zu zeigen, wie sehr du nach Aufmerksamkeit gierst."
Veronica lacht hämisch und wirft das nasse Papiertuch in den Müll.
„Der einzige Grund, warum du deine Klappe halten sollst, ist, dass du nur Müll redest. Du meinst, ich helfe dir nur aus Aufmerksamkeit. Betty, davon bekomme ich mehr als nur genug. Ich habe dir geholfen, weil ich dich liebe. Du weißt ja nicht, wie sehr es weh tut, zuzusehen, wie die beste Freundin verletzt wird. Und dann auch noch von einem Jungen"– sie schnieft–„du musst mir nicht glauben, aber das ist meine Wahrheit. Ich liebe dich und ich will dir helfen, okay?"
Ihre Mundwinkel zittern, wie immer, wenn Ronnie kurz vorm Weinen steht.
Auf einmal komme ich mir vor wie ein Monster.
Was, wenn eigentlich alles meine Schuld ist?
Es liegt nicht an Archie, oder Jughead oder Ronnie.
Ich bin es, die alles kaputt macht.
Ich stoße alles und jeden von mir weg.
Aber dieses Mal werde ich es nicht zulassen.
Ich gehe auf Veronica zu und ziehe sie in eine lange, inniger Umarmung. „Ich liebe dich doch auch, V", flüstere ich.  „Momentan scheint alles auseinander zu fallen und ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll."
Ich habe schon lange nicht mehr so offen über meine Gefühle gesprochen, zumindest kommt es mir so vor. Seit Jug und ich uns näher kamen, war er derjenige, dem ich alles anvertraut habe.
Dabei habe ich den totalen Wert einer besten Freundin vergessen.
Sie ist wichtiger als jeder Junge, den ich jemals treffen werde.
Nie wieder werde ich irgendjemanden Veronica vorziehen.