Kapitel 15 (Jughead's Sicht)

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Endlich bin ich wieder zu Hause. Der Tag war einfach nur anstrengenden. Als ich die Tür zu unserem Trailer hier, im Sunnyside Trailer Park, aufschließe, empfängt mich, wie immer, ein starker, alkoholischer Geruch. Genervt schließe ich die Tür wieder hinter mir. Das Wohnzimmer ist total unordentlich, obwohl ich vorgestern erst aufgeräumt habe. Überall stehen leere Bierflaschen. Ich werfe meine Tasche aufs Sofa und lasse mich auf einen Stuhl am Esstisch. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und atme hörbar aus. Gott, dieser Tag war schrecklich. Warum hab ich das nur getan? Warum habe ich ihr das getan? Ich habe Betty allen Ernstes eine Panikattacke vorgegaukelt. Dafür könnte ich mich ohrfeigen, wirklich. Natürlich hab ich das alles nur gemacht, um die Wahrheit, die bittere Wahrheit, mal wieder zu verstecken. Was, wenn wir bei Toni und den anderen in der Cafeteria geblieben wären? Was, wenn Toni angefangen hätte, über unsere Vergangenheit zu reden? Was, wenn sie erwähnt hätte, dass ich ein Serpent bin? Dass ich hier auf der Southside wohne? Es ist nicht auszudenken, wie Betty reagiert hätte! Ich muss mit Toni reden. Sie warnen. Ihr von Betty erzählen.
Schnell fische ich mein Handy aus meiner Hosentasche und schicke blitzschnell eine SMS an Toni:
Toni,
wir müssen reden, es ist wirklich dringend. Wir treffen uns in 15 Minuten im Whyte Wyrm.
Bis dann, Jughead.

Als ich im Whyte Wyrm, der einzigen Bar auf der Southside, angekommen bin, ist es noch sehr leer. Nur die Stammkunden sind da, die, die meinen, dass sie sich nachmittags schon betrunken müssen. Suchend blicke ich mich um, doch ich kann Toni nirgends sehen. Also lasse ich mich auf einen freien Stuhl neben der Sofaecke fallen.
„Hey, Jones," Toni lässt sich gemütlich auf den Stuhl gegenüber von mir fallen. Sie zupft noch an ihrem zu engen Top herum und wirft drauf hin ihr pink gefärbtes Haar über ihre Schulter. „Was glotz du so?", schnauzt sie, doch gleich darauf lacht sie wieder. Es ist echt lange her, dass Toni und ich uns alleine getroffen haben. Obwohl, neben Betty gesehen ist sie meine einzige Freundin hier in Riverdale.
Ich räuspere mich und beuge mich leicht vor. „Okay. Es gibt da etwas, worüber ich dringend mit dir reden muss. Es geht um ... also ... die Situation heute. In der Cafeteria, du weißt schon", stottere ich. „Oh ja, ich erinnere mich", sagt Toni und lacht. Dabei wirft sie ihren Kopf in den Nacken, so hat sie schon immer gelacht. Jedoch wird sie schnell wieder ernst, und sie schaut mich mit ihrem durchdringenden Blick an. „Das war echt keine coole Aktion von dir, Jones. Ich dachte, dass du mich vielleicht deinen tollen Northside-Freunden vorstellen willst", zischt sie und ihre Augen verziehen sich zu Schlitzen. Ich setze schon zu einer Erklärung an, doch Toni unterbricht mich. „Wer war eigentlich die süße Blonde? Du weißt schon. Das Girl, mit dem du schließlich abgehauen bist", fragend zieht sie eine Augenbraue hoch. Ich atme einmal tief aus. Ich weiß, dass ihr das nicht gefallen wird. „Das war Betty. Betty Cooper. Sie ist ... wir sind befreundet. Das ist auch ... äh ... das ist das Problem. Ich kenne sie seit meinem ersten Tag an der Riverdale High. Wir hatten einen unschönen Start, doch mittlerweile mag ich sie sehr. Vielleicht ein bisschen zu sehr. Naja, wie dem auch sei ... sie weiß nichts von all dem hier". Als ich fertig bin, muss ich mich erstmal beruhigen. Ich bin wieder bei Sinnen, doch als ich in Toni's Gesucht sehe, erblicke ich bloß ein großes Fragezeichen. Dann prustet sie los. „Du hast dich also in eine Northside-Prinzessin verliebt?" bringt sie unter ihrem Lachen hervor. Genervt, und auch peinlich berührt, rolle ich mit dem Augen. „Ja, vielleicht ...", murmele ich. Als sich Toni schließlich wieder beruhigt hat, kann ich die Verwirrung wieder in ihrem Gesicht stehen sehen. „Was meinst du damit, dass sie nichts von all dem weiß?" fragt sie. „Also ...", beginne ich. „Betty weiß nichts von ... der Southside. Also, doch. Sie kennt die Southside, aber sie weiß nicht, dass ich hier wohne. Sie weiß auch nichts darüber, dass ich ein Serpent bin. Sie denkt, ich bin ein ganz gewöhnlicher Junge von der Northside. Und das soll auch so bleiben", flüstere ich.
Toni, die sonst immer so taff ist und ich von nichts runterziehen lässt, ist nun sprachlos. Einige Sekunden vergehen, in denen sie nichts sagt. Dann, platzt die Bombe. „WAS?!" schreit sie, sodass sich einige betrunkene Gäste zu uns umdrehen. „He, Ruhe auf den billigen Plätzen!", meckert der Barkeeper. Doch Toni lässt sich von denen nichts sagen. „Du willst mich doch verarschen, Jones! Ist das dein Ernst? Da stehst du einmal auf ein Mädchen, das nicht bisexuell ist und dann hälst du ihr deine Lebensgeschichte auch noch geheim?" Toni's Stimme ist zu einem heiseren Krächzen geworden. Sie steht auf und haut mit ihren Fäusten auf den Tisch, sodass die Speisekarte und die Salz- und Pfefferstreuer zu Boden fallen.
„Du bist unsere Zukunft, Jughead. Du wirst der nächste King sein. Der King der Southside, der Leader der Serpents. Aber du verdienst diesen Platz nicht. Du schämst dich für uns. Du schämst dich für deine eigene Identität. Wir sind deine Familie. Wir haben dich immer beschütz und jetzt lässt du uns im Stich, wegen einem Mädchen?" nun ist ihre Stimme nur noch ein tränenunterdrückendes Schluchzen. „Toni, ich wollte das nie. Ich wollte nie ein Serpent sein, schon gar nicht der Leader. Betty ist nicht nur irgendein Mädchen, vielleicht ist sie mein Mädchen", flüstere ich und stehe ebenfalls aus. „Familie geht über Freunde, Jughead. Ich denke, du willst, dass ich es deiner Kleinen nicht erzähle. Deswegen wolltest du mit mir reden. Du wolltest mich bitten, es ihr und deinen anderen Northside-Freunden nicht zu erzählen. Das werde ich nicht tun. Du wirst es selber tun. Früher oder später findet sie es sowie so heraus. Entweder erzählst du es ihr, oder sie wird ein paar Tipps von mir bekommen, wie sie dich und deine Lügereien entlarven kann. Du bist ein schlechter Lügner, Jones. Du bist auch ein schlechter Freund und ein schlechter King. Die Southside wird mit dir untergehen. Solange kannst du gerne Spaß mit deiner blonden Freundin haben". Mit diesen Worten läuft Toni an mir vorbei und verlässt die Bar. Genau in diesem Moment weiß ich: Scheiße, sie hat Recht.

Falling in Love with You ✔️Where stories live. Discover now