Chapter 39

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Ich war froh, dass Nate vollkommen ruhig und entspannt neben mir schlief. Es war, als wäre eine Last von seinen Schultern gefallen, nachdem er sich mir anvertraut hatte und jetzt wusste, dass ich trotzdem für ihn da war.

Allerdings ging seine Geschichte mir näher, als ich hätte erahnen können.

An Schlaf konnte ich nicht denken, stattdessen lag ich mit offenen Augen auf meiner Matratze, starrte in die Dunkelheit und weinte unregelmäßig.

Erstickte Schluchzer entwichen immer wieder meinem Mund und nach jedem stellte ich mit schnell klopfenden Herzen sicher, dass Nate nicht aufgewacht war. Er brauchte die Ruhe jetzt, nachdem er alles noch einmal durchleben musste.

Aber seine und Zayns Vergangenheit berührte mich zutiefst, sodass ich eine Träne nach der anderen verlor, die aus meinem Augenwinkel sickerten und langsam nach unten auf mein Kopfkissen tropften.

Ich kann den Schmerz nicht wirklich beschreiben, den ich in diesem Moment fühlte. Ziemlich lange hatte ich nach einem Vergleichbarem gesucht, bis ich zu dem Entschluss kam, dass es da nichts gibt. Ich wusste nur, dass ich noch zuvor so etwas gespürt hatte.

Leise schniefte ich und blickte besorgt zu Nate, doch der hatte weiter die Augen beschlossen und atmete ruhig, was mich erleichterte. Er sah so verdammt friedlich aus wenn er so ruhig dalag und sich mal keine Sorgen machte und es machte mich noch trauriger, dass er nur im Schlaf so befreit sein konnte.

In diesen ganzen kitschigen Büchern oder Filmen wachte der verliebte Junge immer sofort auf, wenn das Mädchen neben ihm weinte, selbst wenn sie dabei total leise ist.

Der größte Humbug überhaupt, wenn ihr mich fragt.

In der Realität ist es nämlich so, dass der andere einfach weiterschläft solange er nicht gestört wird und um ehrlich zu sein machte mir das nichts aus. Denn die Hauptsache war, dass Nate Ruhe hatte. Wenigstens einmal in seinem Leben.

Nur als es draußen laut donnerte, wäre ich beinahe vor Schreck aus dem Bett gefallen. Doch als kurz darauf ein greller Blitz über den sonst so finsteren Himmel zuckte und mein Zimmer ganz kurz beleuchtete, entspannte ich mich wieder. Der Regen, der sich schon den ganzen Tag lang angekündigt hatte, prasselte stark gegen meine Fensterscheiben und ich begann langsam, mich wieder zu beruhigen.

Schon als kleines Kind hatte ich die Angewohnheit, mich immer bei Regen nach draußen zu setzen und nur dabei zuzuschauen, wie die großen Tropfen vom Himmel auf die Erde fielen. Ich weiß nicht warum, aber für mich fühlte es sich immer an, als würde sich die Welt für einen kurzen Augenblick verändern.

Ich vergaß, dass meine Eltern mal wieder nicht da waren oder dass ich in der Schule geärgert wurde, weil Veronica Finnley (diese Bitch) mir im Sportunterricht vor allen die Hose runtergezogen hatte.

Für ein paar Minuten, in denen das Wasser die Erde berührte, war alles gut. Meine Sorgen wurden weggespült und alles war danach besser. Fast wie neu. Die Tropfen wuschen einfach alles weg und ließen die Welt danach viel besser aussehen. Ich fand Frieden im Regen.

Und diese Erinnerung war glaube ich auch der Grund, weshalb ich meine Beine aus dem warmen Bett schwang und leise zu meinem Fenster tapste, dass ich dann kurz darauf öffnete. Sofort peitschte mir der Wind und der kalte Regen entgegen, doch es interessierte mich nicht, dass mein Zimmer nass werden könnte. Ich setzte mich einfach mit angezogenen Beinen auf das Fensterbrett und sah nach draußen.

Das Gewitter war wohl etwas weiter weg, denn der Donner erklang nicht mehr ganz so laut, worum ich froh war. Nicht, dass Nate noch wach wurde.

Fasziniert beobachtete ich den hellen Blitz, der über den Himmel zuckte und kurz darauf wieder verschwand, nachdem er die finstere Nacht für eine Millisekunde beleuchtet hatte und sie gar nicht so dunkel scheinen ließ.

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