41 - Le trip à Barcelona

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Ein ohrenbetäubender Lärm kam aus dem Wohnzimmer, weshalb ich in einem Affenzahn die Treppe hinunterlief, dabei meine gepackte Tasche einfach gegen die Wand warf und ich panisch nach der Quelle suchte. Wo gottverdammt war sie?
„Wo bist du?" rief ich, aber ich erhielt keine Antwort. Dann entdeckte ich sie draußen bei meinem Basketballkorb. Dort war die Staffelei aufgestellt, Julie kniete auf dem Boden, vor ihr die Pinsel, die Farben und eine Leinwand lag zerbrochen daneben. So schnell ich konnte rannte ich über die Terasse und hüpfte über die angrenzenden Sträucher, dann ließ ich mich neben sie nieder und zog sie in meine Arme. Sie schluchzte ganz furchtbar dass es mir das Herz zerriss.
„Es ist alles gut", sprach ich ihr gut zu, während ich ihren Kopf gegen meine Brust drückte und hoffte sie würde sich beruhigen. Vor lauter Schmerzen krümmte sie sich, ihre Hände an ihren Bauch gepresst.
„Brauchst du einen Arzt, Chérie? Irgendwas?" Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, ehe sie mir in mein T-Shirt schrie. Ich schloss meine Augen um nicht ganz die Fassung zu verlieren. Es war so schlimm ihr dabei zuzusehen wie sie litt, wie sie sich unter den grausamen Schmerzen wand und ich einfach kein bisschen tun konnte. Meine Versuche sie zu einer Therapie zu überreden, waren alle gnadenlos gescheitert. Es war wirklich nichts zu machen, weil Julie der Meinung war selbst durch das alles zu müssen.
„Au", wimmerte sie und drückte ihr Gesicht gegen mich.
„Shhht, es geht vorüber", flüsterte ich und hielt sie einfach nur fest.

Knapp fünf Minuten später hatte sich die Situation wieder beruhigt, weshalb ich das Chaos auf meinem kleinen Basketballfeld beseitigte und sie besorgt musterte. Gedankenverloren hielt sie ihre rechte Hand vor sich und drehte sie als wolle sie sie inspizieren.
„Diesmal war es rechts", sagte sie nun laut, den Blick stur auf die Finger gerichtet.
„Ich war wütend und hab vor Schmerzen alles runtergeworfen, wollte dich nicht erschrecken." Beschämt sah sie kurz auf, dann wieder zurück.
„Ist okay."
Mittlerweile hatte ich mich an diese seltsamen Anfälle gewöhnt und leider auch daran, dass meine Tochter nur noch hier sein durfte, wenn ich auch anwesend wäre und sie das nicht mitbekam. Einerseits verständlich, andererseits fand ich es wundervoll wie sie mit ihr umgegangen war. Meine Tochter bewunderte sie ein bisschen, das sah man an der Art wie sie Julie beim Zeichnen beobachtet hatte.
„Du musst bestimmt los, wegen des Spiels", murmelte sie.
„Ja... ich..." Seufzend ließ ich die Palette in meiner Hand sinken und fuhr mit mit der anderen durch die Haare: „Ich will dich nicht alleine lassen."
„Mach dir ja keine Sorgen um mich! Wehe!" Mit zugekniffenen Augen sah sie mich an, als würde sie damit etwas bewirken können.
„Ich versuch's aber das ist schwer wenn du vor Schmerzen schon schreist."
„Antoine", sie stand langsam auf und kam auf mich zu. „Ich schaffe das, es ist nur ein Abend."
„Sicher?"
„Ganz sicher."
„Ich schreibe dir bis ich in die Kabine muss."
„Okay."
„Und du schreibst wenn etwas ist!"
„Ja. Mache ich."
„Gut."
„Gut." Wir grinsten uns an.
„Je t'aime beaucoup. Pass auf dich auf", murmelte ich gegen ihre Lippen und küsste sie zärtlich, was sie erwiderte. Zum Glück. Es wäre fatal, wenn sie das nicht mehr konnte. Anschließend löste ich mich von ihr und ging schweren Herzens meine Tasche holen, damit ich langsam meine Gedanken aufs Spielen fokussieren konnte und nicht auf meine schwerkranke Partnerin.

Julie's Sicht:

Ich stopfte mir das Popcorn in den Mund und schimpfte lauthals mit dem gegnerischen Team. Atletico war besser in der Partie und würde das bestimmt noch drehen. Manchmal erwischte ich mich aber leider auch dabei, wie mein Fokus abdriftete und ich tief in meine Gedanken versank. Zur Zeit dachte ich über sehr vieles nach. Ich dachte an Mía, dachte an Antoine, dachte an Maman und dachte auch an Pauline. Dachte an die wiederkehrenden Schmerzen, die immer schlimmer wurden. Ab und zu waren sie sogar so schlimm, dass ich mir am liebsten die Haare rausreißen wollte und mir wünschte einfach wirklich in ein Koma zu fallen. Ich wollte, dass dieser Albtraum ein Ende fand und ich wieder normal war. Tumorfrei.

Der Kommentator brüllte plötzlich ganz laut GOLGOLGOLGOL, weshalb ich aus meinen Gedanken auftauchte und beobachtete wie Antoine über das Feld lief, seinen Jubel machte und im Anschluss auf das Armband tippte und ein Herz formte.
Ich presste meine Lippen aufeinander. Dass er immer mehr Liebe für mich empfand machte es noch schwerer für mich. Logisch, es half mir ein bisschen mit meinem Leben klarzukommen, doch wurde ein Abschied für ihn einfach noch so viel schlimmer. Umso mehr Emotion und Herz er in mich steckte, desto mehr würde ich mit mir nehmen und das wollte ich nicht. Außerdem müsste er in ein paar Monaten ständig anwesend sein und das konnte er nunmal nicht.
Mein Handy leuchtete auf. Gähnend nahm ich es hoch und las die Nachricht.
„Ich schreibe dir noch wann ich in Barcelona bin. Wird nicht mehr allzu lange dauern, er bucht es bald", antwortete ich ihr. Ich machte das heimlich, weil ich unter allen Umständen verhindern wollte, dass Antoine davon etwas mitbekam.
„Gut, wo bist du untergebracht?"
„W Hotel." Nach dem Gespräch ging ich offline und beobachtete weiter das Spiel. Ich war gespannt auf dieses Treffen, denn es würde mir zeigen, ob ich wirklich bereit für mein Schicksal war oder doch nicht.

Antoine's Sicht:

„Na Grizou", einer meiner Kollegen legte mir seinen Arm um den Hals. Er war wesentlich größer als ich, es war aber zugegebenermaßen auch nicht gerade schwer das zu erreichen.
„Na Jan", antwortete ich ihm. Jan war unser Torhüter und ein ganz guter Kerl.
„War das Tor für deine Freundin?"
„Gut erraten, Sherlock", lachte ich. Jan sah mich ernst an.
„Warum nimmst du sie nie mit auf die Teamabende? Ich denke alle wären begeistert sie kennenzulernen", wollte er wissen und ich zuckte die Schultern.
„Julie will das nicht."
„Ach Antoine, eine Frau muss man oft zu ihrem Glück zwingen", lachend klopfte er mir noch auf die Schulter und ging in die Dusche.
Jap. Oder sie zwangen unsereiner Dinge mitzumachen, die man nicht wollte.
Da ich nun fast alleine in der Kabine saß nutzte ich die Chance nachzusehen, wie es Julie ging. Ständig plagte mich diese dumme Angst, dass sie eventuell einen Anfall hätte.
Bonsoir, chérie. Hast du das Tor gesehen?" Sofort kam sie online. Es ging ihr also gut.
Mein Popcorn hat mich etwas abgelenkt, aber den Jubel habe ich gesehen." schickte sie mir was mich grinsen ließ. Oh ja der Jubel. Sie schrieb weiter.
„Wann darf ich denn jetzt eigentlich nach Barcelona? Ich kann es kaum abwarten."
In zwei Wochen bin ich in Paris, vielleicht kannst du in der Zeit dorthin fahren und kommst dann zum Spiel gegen Uruguay?"
„Klingt gut. Wie lange wäre das?"
„Zwei Tage Barcelona für dich, plus das Spiel im Stade de France."
„Ist gebongt."

Erleichtert lehnte ich mich zurück und friemelte mit den Fingern an dem Armband herum. Vielleicht gab ich ihr das zurück, damit sie in zwei Wochen in Barcelona nicht irgendwelche schlimmen Sachen erleben musste.

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Ich hoffe ihr bleibt alle schön Corona frei❤️

Julie ~ A.GriezmannTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon