44 - La meilleur ville

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Antoine's Sicht:

„Und was machst du heute noch so?" fragte ich sie und spielte zeitgleich mit dem Saum meines T-Shirts. Mein Zimmer sah schon wieder aus als hätte eine Bombe eingeschlagen, was ein Klassiker für mich war. Ich war eben ein verdammt unkoordinierter Mensch und schaffte es meistens nicht meine Sachen zeitig aufzuräumen.
„Also ich gehe gleich an den Strand und später besuche ich Las Ramblas, vielleicht auch das Künstlerviertel, weiß noch nicht." Julie klang so fröhlich.
„Du hast dir ja was vorgenommen", murmelte ich und ich hörte sie auflachen.
„Ja, ich habe einen strengen Zeitplan. Gestern war ich noch im Camp Nou...da...dieses Stadion vom FC Barcelona und am Abend habe ich im Hotel gut gegessen", erzählte sie zufrieden.
„Hattest du einen Krampf?"
„Zu keiner Zeit. Ich hau mir aber die Tabletten auch permanent rein. Sie lassen das etwas mäßiger ausfallen", sagte sie.
„Okay gut. Und du hast kein einziges Foto gemacht?" wollte ich wissen und spürte schon das Telefon an meinem Ohr vibrieren.
„Hab dir alles gerade geschickt."

Schnell öffnete ich die Fotos und musste ein wenig Schmunzeln. Sie hatte überwiegend nur Selfies geschossen, im Hintergrund das große Més que un club und auch die Trophäen. Das sollte wohl niemand außer ich zu Gesicht bekommen, ansonsten würde meine Wechselgerüchte wieder aufkochen und darauf hatte ich echt keinen Bock. Über sowas machte ich mir erst Gedanken wenn es soweit war.

„Wie fändest du das, wenn ich irgendwann mal dort spiele?" fragte ich sie leise.
„Wo? In Barcelona?"
„Ja, zusammen mit Messi, Pique..." Ich dachte daran, wie ich letztes Jahr beinahe Mía und meine Ex umwandern lassen hätte müssen.
„Das wär bestimmt eine tolle Erfahrung. Aber so gern du auch mit mir quatscht, ich muss unbedingt los, sonst schaff ich das alles nicht mehr." Schon wieder lachte sie.
„Bien, viel Spaß", sagte ich und küsste sie durchs Telefon ehe sie schon wieder aufgelegt hatte.
Julie hatte wirklich die Zeit ihres Lebens dort und genoss es in vollsten Zügen, dass sie das auf eigene Faust erledigen durfte. Sie war eine Kämpferin so viel stand fest.

Julie's Sicht:

Ich eilte über den Platz der Segrada Familia, wo ich beinahe in den ein oder anderen Touristen rannte und entdeckte endlich den gesuchten Laden. Perfekt, er hatte noch geöffnet.
Kaum betrat ich das alte Geschäft, erwartete mich der wohltuende Duft von Acrylfarben. Meine Leidenschaft wurde wachgekitzelt.
„Hola", rief ich und eine ältere, sehr nett aussehende Frau trat hinter einem burgundfarbenen Vorhang hervor.
„Hola", dann folgte unverständliches Spanisch.
„Ich verstehe leider kein Spanisch, aber ich würde gerne Farbe kaufen", versuchte ich auf Englisch und die Dame nickte.
„Nur Farbe oder auch alles andere?" Sie lächelte.
„Am besten eine Leinwand, ungefähr vierzig mal sechzig. Und alles was sie in Gelb bis Rot dahaben." Sie führte mich zu den Farben, wo sich mein Herz fast überschlug vor Freude. Wow.
„Das ist ja wahnsinn! Sie haben so eine tolle Auswahl", schwärmte ich und sie lächelte.
„Sie werden den Sonnenuntergang malen, habe ich recht?"
Ihr Gesicht war schon ein wenig faltig, die langen grauen Haare in einem Dutt. Für ihr Alter hielt sie sich toll.
„Exakt. Mein Hotel hat einen schönen Ausblick. Es ist mir wichtig das festhalten zu können."
Mit den Fingern fuhr ich über die Farbdeckel und griff ein Paar heraus.
„Sie sind nicht nur für die Farben hier", stellte die alte Dame fest. „Ich kann es spüren."
„Ja...", flüsterte ich. Ich fühlte mich ertappt.
„Warten Sie hier", murmelte sie, drehte ab und verschwand hinter ihrem Vorhang.
Während sie scheinbar etwas suchte, machte ich mich daran alles zusammen zu suchen, was ich benötigen würde. Mir stach so viel ins Auge, aber ich benötigte so wenig.

„Señora", sprach sie mich wieder an und hielt mir etwas entgegen.
„Was ist das?"
„Dieser Pinsel wurde von Generation zu Generation in unserer Familie vererbt. Er ist so alt, dass man meinen könnte er müsse faulen, aber er tut seinen Zweck noch", versicherte sie mir. „Ich schenke ihn Ihnen."
„Was? Aber das kann ich nicht annehmen, das ist ein Familienerbstück", sagte ich entsetzt.
„Ich habe keine Familie, Liebes. Ich möchte, dass sie dieses Bild mit dem Pinsel hier zeichnen, so kann es nur perfekt werden."
„Ich...das ist", sprachlos nahm ich das schöne Stück an mich. Er war zart, filigran. Damit konnte ich die schönsten Szenen zeichnen.
„Vielen Dank, ich bin..."
„Sie müssen sich nicht bedanken!"
Die Dame nahm mir die Sachen ab und packte nachdem ich bezahlt hatte alles in eine große Tüte ein, womit ich kurz darauf den Laden verließ. Ich fühlte mich gut, verwundert und ein bisschen verstanden.

Im Hotelzimmer angekommen baute ich alles zeitig auf, sodass ich den perfekten Moment erwischt um die Farben in ihrer vollsten Pracht zu erkennen. Meine rechte Hand zeichnete, als hätte sie nie etwas anderes getan, zeigte mir auf, dass sie es wirklich noch konnte. Es war als würde das Bild von alleine entstehen, selbst als es dunkel war, denn meine Augen zeigten mir alles wie durch einen Fotoapparat. Selbst meine nervigen Kopfschmerzen stellte ich währenddessen komplett ab.
Das ging stundenlang, bis ich das fertige Werk betrachtete. Vermutlich wäre das vorerst das letzte Gemälde, denn meine rechte Hand fühlte sich langsam schon ein wenig an wie meine Linke.

Ich konnte greifen, ich konnte Dinge halten, aber sie wurde gefühlloser und ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde bis meine beiden Hände nichts mehr machen konnten.
Stolz starrte ich auf mein Bild und setzte mich an den Rand des Bettes meiner riesigen Suite. Es wurde umrandet von den Lichtern Barcelonas, einfach wundervoll. So wie ich es mir immer vorgestellt hatte.
„Barcelona ist der schönste Ort der Welt", schrieb ich an Antoine und wartete auf seine Antwort.
Oui, parce que tu es visiteur."

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Ups, Schande über mein Haupt. Ich vergesse permanent Kapitel hochzuladen.
Daher habe ich heute gleich zwei Geschichten upgedatet🎉

Ich hoffe ihr habt Corona soweit gut überstanden

Julie ~ A.GriezmannWhere stories live. Discover now