39 - Tout ira bien

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Die Vögel zwitscherten fröhlich in den Baumwipfeln, die Blätter fielen schon lange nicht mehr zu Boden und hatten kleine Laubinseln gebildet. An meiner rechten Hand stieg die angenehme Wärme von Mía's Hand nach oben.
Ich nahm seit knapp einer Woche gewisse Empfindungen besonders auf. Es störte mich aber nicht, sondern im Gegenteil. Es war wirklich sehr schön.
„Willst du deinen Papa gleich überraschen?" fragte ich die kleine Maus an meiner Hand. Sie war in eine Mütze mit riesigem Bommel und rosafarbener Jacke eingepackt, was unheimlich niedlich aussah.
Wenn sie mit mir malte, war sie so konzentriert und begeistert und wenn ich dann einmal etwas malte - Antoine hatte mir eine Staffelei und Farben gekauft - platzierte sie sich neben mich auf dem Boden, die Beine verschränkt, die Hände gemächlich auf dem Röckchen abgelegt.
„Sí, Papí es muy bien", schwärmte sie und deutete auf das Trainingsfeld, wo man schon ein paar Männer laufen sah.
„Setzen wir uns dort vorne hin?" fragte ich an die kleine Maus gerichtet, die aufgeregt nickte und zu mir hochsah. Ich konnte nicht direkt sagen wem sie ähnlicher sah.

Wir saßen eine Weile unbeteiligt da bis Mía plötzlich anfing auf meinen Schoß zu klettern und mit ihren Händen nach ihren kleinen Schuhen griff. Mit meinem rechten Arm hielt ich sie umklammert, nicht dass sie noch hinunterfiel, jedoch dachte ich mehr an den Moment als das Problem.
„Bist du eigentlich kitzelig?" fragte ich sie neugierig und als sie ganz überzeugt verneinte, begann ich sie unter ihrer Jacke nur ganz leicht mit den Fingern zu kitzeln. Sie brach in ein wundervolles Kinderlachen aus, rutschte dabei von meinen Beinen und hielt sich den Bauch.
„Non, non, non", schimpfte sie lachend und erhob sich vom Boden, dann stellte sie sich neben mich und begann mich an den Beinen zu kitzeln, weshalb ich plötzlich anfing zu lachen damit sie nicht enttäuscht zurück blieb. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man lachte, wenn ein Kind einen kitzelte. Egal wie wenig es überhaupt tat.
„Kitzelig", kicherte sie. Im nächsten Moment legte sie ihren in die Mütze eingepackten Kopf auf meinem Bein ab und betrachtete des Feld.
Die Spieler waren gerade auf dem Weg nach drinnen und scheinbar waren wir nicht aufgefallen, denn Antoine hüpfte einfach lachend mit einem seiner Teamkollegen durch die Tür und verschwand.
„Schnell Mía, Papa ist da drinnen", sagte ich, griff nach ihrer Hand und versuchte zügig  mit ihr nachzukommen.

„Antoine!", rief ich laut, sodass mich einer seiner Teamkollegen hörte und sich fragend umdrehte. Ich hatte keine Ahnung wer der Mann war, aber er erkannte Mía.
„Hola, Mía", sagte er und sprach so schnell weiter, dass mein Versuch etwas zu verstehen gnadenlos scheiterte.
„You want to see Antoine?" fragte er neugierig nach und musterte mich. Klar, er hatte absolut keinen blassen Schimmer wer ich war.
„Yes, I'm his girlfriend", antwortete ich ihm. Mía grinste den Mann fröhlich an.
„Oh nein, das wüsste ich aber. Wie kommen Sie an Mía?"
Er schien drauf und dran zu sein mir das Kind abzunehmen, als ich endlich erlösendes Stollengeklacker vernahm und das mir wohl bekannteste Gesicht aufkreuzte.
„Ah, mon fils", stieß er aus und breitete die Arme aus. Übereifrig schmiss sich Mía hinein, dann kam er zu uns und drückte mir vor dem seltsam dreinschauenden Kerl einen Kuss auf den Mund. Danach warf ich dem Mann mit Bart einen Blick zu, der so viel aussagte wie: „Hatte ich dir ja gesagt".
Plötzlich sprachen die beiden Männer in Spanisch miteinander. Alles was ich verstand war mein Name, Mía und das Wort cariño, was so viel wie Schatz bedeutete.
„Entschuldigung, man muss hier vorsichtig sein", wurde ich dann auf Englisch angesprochen und er reichte mir seine Hand: „Ich bin Jorge, aber bitte nenn mich Koke so wie jeder."
„Julie, die scheinbar unbekannte Freundin."
„Es war mir eine Freude. Grizou ich geh duschen. Hasta pronto, Mía." Koke streichelte der Kleinen über die Wange und verschwand in einer Tür.
„So, mir wirfst du vor ich tue nach außen als wären wir kein Paar und deine Teamkollegen wissen auch nicht von mir?" Das war definitiv ein Vorwurf.
„Pardon, ich kam noch nicht dazu", sagte er schmunzelnd und ließ Mía wieder runter.
„Wollt ihr kurz draußen warten? Ich geh ruckzuck duschen und danach bringen wir Mía nach Hause."
Ich sah etwas in seinem Blick, das mein Herz höher schlagen ließ. Ein Gefühl, das mich unweigerlich fühlen ließ wie auf Wolken. Es war wundervoll.
„Wir machen uns dann einen schönen Abend?" Wir küssten uns nochmals sehr kurz, dann verschwand er in derselben Tür wie Koke und Mía spielte mit mir vor der Tür Fangen.

Mit dem Fuß zuerst durchtrat ich den Schaumberg vor mir. Das Wasser war heiß, aber noch erträglich. Überall im Raum waren Kerzen angezündet und das Bad war in dieses angenehme gelbe Licht getaucht. Dazu kam, dass der Duft des Badewassers sich unfassbar festsetzte wie eine Droge.
Vorsichtig setzte ich mich hinein und lehnte mich zurück, wo mein Kopf an seiner Brust ruhte und er seine Arme unter meinen Durchschob um mit meinen Fingern zu spielen.
Das Gefühl von Haut an Haut in warmen Badewasser war unbeschreiblich. Es fühlte sich toll an und war etwas, das ich zuletzt vor drei Jahren erlebt hatte. Mit meinem Ex.
„Entspann dich, Chérie. Es ist die Ruhe vor dem Sturm", murmelte er gegen meine Haare.
„Was meinst du?" Wenn er sowas sagte bedeutete das meist nichts Gutes.
„Ich hab eines der Fotos von Montag gepostet, jetzt sollte es langsam jeder wissen. Die Presse wird über dich und mich schreiben und ich hoffe sie werden dieses kleine Detail über dich nicht herausfinden", fuhr er fort.
„Selbst wenn. Muss es ja nicht lange ertragen." Es war ein Scherz. Nur eben ein sehr makaberer Scherz, der schnell dahingesagt war.
„Julie", mahnte er und spannte kurz seine Muskeln im Oberkörper an.
„Pardon, das war ein Scherz."
Langsam versuchte ich mich im Wasser zu drehen damit nichts über den Rand schwappte und musste einen kleinen Schaumberg wegschieben, da ich meinem nun offiziellen Freund gar nicht in die Augen sehen konnte.
Antoine hob seine nasse Hand aus dem Wasser und strich ganz zärtlich eine Strähne zurück, verweilte dort mit einen kurzen Moment und sah mich einfach nur mit diesen wahnsinnigen blauen Augen an. Ich fühlte mich wieder wie am See mit Nicolas. Die nassen Finger strichen nun über meine Wange, wo ich sie stoppte und sie küsste. Diese vier Buchstaben an seinen Fingern sagten eigentlich genau das, was ich verspürte. Hoffnung.
Er musterte es ebenfalls und streckte seine Finger nach oben. Für einen Moment schien er die Bedeutung dieses Wortes in sich aufzunehmen, dann fixierte er wieder mich und verschränkte unsere Hände.
„Wir schaffen das", versicherte er mir.
„Ja, wir schaffen das."

Julie ~ A.GriezmannHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin