4 - Clairefontaine

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Pauline hatte sich die letzten Wochen als eine sehr ehrliche und lustige Person herausgestellt, wegen der ich es kaum erwarten konnte nächste Woche wieder in Russland auf sie zu treffen.
Lächelnd hob ich meinen Koffer aus dem Wagen von Willian, zog den Reißverschluss meiner Adidasjacke zu und betrachtete die Umgebung. Es war schön aber nicht ganz meins. Zu viel Altbau, zu romantisch.
"Danke für die angenehme Fahrt", bedankte ich mich bei Willian und schüttelte seine Hand.
"Es wird mir jedes Mal erneut eine Freude sein, Julie. Willkommen in Clairefontaine." Er verneigte sich kurz wie man es sich bei Angestellten eines Königshauses vorstellte. Vielleicht hatten die Loraine's auch so jemanden? Gut möglich.
"Julie! Schön, dass du es geschafft hast. Die Jungs haben gerade Freizeit, deshalb vite, vite!"
Einige Meter entfernt stand Didier und winkte mir begeistert zu. Nicht einmal er hatte meine Arbeit im Basislager bisher gesehen.
Basislager war einer der Begriffe, den ich tagtäglich durch den Dreck gezogen hatte. Klang mehr nach einem Arbeitslager, als einem Hotel.
So schnell ich konnte kam ich auf ihn zu, begrüßte ihn und hörte mir seine Erzählung über die letzten Wochen an. Nicht nur ich hatte Arbeit gehabt. Nein. Didier musste die Kerle schön auf ihr anstehendes Event vorbereiten.
"Bereit alle kennenzulernen?" fragte er.
"Naja, so ganz nicht", lachte ich nur, wurde durch eine Durchgangstür geschoben und hatte nun sämtliche Blicke auf mir liegen. Diese Kerle waren alle mit blauen T-Shirts ausgestattet, standen an einer Tischtennisplatte in einem Raum mit hoher Decke und großen Fenstern. Scheinbar wollten sie ein neues Spiel anfangen, doch meine Ankunft hatte sie dazu gebracht zu stoppen.
"Monsieurs", räusperte sich Didier. "Darf ich vorstellen, das ist Julie. Sie wird euch ein wenig begleiten. Ihr wisst ja, dass ihr bereits gefilmt werdet, aber Julie hat einen besonderen Auftrag. Durch ihr Fotografietalent wird sie ständig in eurer Nähe sein und bei Spielen oder eben auch wie bei eurem bekloppten Running-Tischtennis Fotos machen. Für die Fannähe", erklärte er den Kerlen. Alles nur Dunkelhäutige, die einerseits nickten, andererseits versuchten sich unauffällig irritierte Blicke zuzuwerfen.

Später erklärte sich mir warum ich wirklich so seltsam angesehen wurde. Hier arbeiteten nur Männer, ich war die einzige Frau in einem Haus vollgepackt mit Testosteron. Himmel, wie sollte ich das schadlos überstehen?
Didier schob mich mit der Hand am Rücken durch die Flure zu einem großen Essbereich. Auch hier: Blaugekleidete Kerle. Zwei Schwarze, zwei Weiße.
"Jungs", sprach Didier auch die an. "Das ist Julie." Zögerlich hob ich meine Hand und lächelte die vier unsicher an. Der Dunkelhäutige zu meiner linken trug seltsame Ohrringe und schien meinen Blick bemerkt zu haben. Anzüglich musterte er mich von oben bis unten, reichte mir seine Hand und küsste sie schmierig.
"Schön dich kennenzulernen, Julie."
Wenn er nicht gleich meine Hand los ließ würde die andere in seinem Gesicht landen.
Der Weiße mit dem Bart schien meine Bredouille zu bemerken, nahm ihm meine Hand ab und schüttelte sie.
"Bonjour, Julie. Ich bin Olivier", begrüßte er mich. Sein Blick klar und ehrlich. Prolet? Nein. Nun reichte ich meine Hand dem zweiten Dunkelhäutigen, der zurückhaltend lächelte.
"N'Golo", murmelte er leise. Er wirkte wie ein kleiner Junge, was zum Teil auch seiner Größe verschuldet war. Neben Olivier sah er einfach wie ein Kind aus.
"Yo Julie", unterbrach mich der erste Dunkelhäutige, weshalb ich mich augenrollend zu ihm wandte. "Du weißt ja noch gar nicht wie ich heiße!" Er grinste keck.
"Irgendwie interessiert es mich auch nicht." Ich grinste genauso keck zurück, lehnte mich über den Tisch und reichte dem letztem im Bunde meine Hand.
"Hi. Antoine." Antoine trug kurze Haare, sein Blick traf nur ganz kurz meinen, denn dann verschränkte er die Arme und sah genervt zu Didier auf. "Warum ist die hier?"
"Sie wird Fotos machen", klärte ihn Deschamps auf und sein Schützling lehnte sich genervt vor.
"Es gibt genug Fotografen die Fotos machen werden. Da brauche ich in meiner Freizeit nicht auch noch jemanden", knurrte Antoine.
"Du solltest dich zusammenreißen. Spätestens wenn du im Basislager bist, weißt du sie zu schätzen." Didier klang dabei wie mein Vater. Er schien sich mit allen auf dieselbe Ebene zu begeben und vermied dadurch eine hirarchische Struktur.
"Ich gehe kurz zu Philipe, seid brav", mahnte er und ließ mich mit diesen Kerlen alleine. Oh Gott.
Antoine warf mir noch einen absolut abgeneigten Blick zu, erhob sich vom Tisch und verschwand schlurfend zu den Treppen.
Sprachlos sah ich ihm nach.
"Keine Sorge", wurde ich leise angesprochen. N'Golo stand vor mir, kaum größer als ich. "Der ist immer etwas angefressen, legt sich bestimmt wieder." Noch immer lächelte er mich breit an.
"Mal sehen."
"Unser kleiner Golo hier ist etwas kamerascheu, vielleicht kannst du ihn ja aus der Reserve locken", scherzte Olivier, streichelte dem Kerl über den Kopf und nahm seinen als auch Antoines Teller auf, welche er kurz darauf einer der Mitarbeiterinnen in die Hand drückte.
N'Golo folgte ihm, was bedeutete...
"Alors, Mademoiselle. Ich bin absolut nicht kamerascheu - in keinster Weise. Selbst für private Shootings zu deinen Zwecken bin ich zu haben", säuselte er und berührte mich mit seiner Hand an meinem Rücken.
"Nein, danke", lehnte ich ab. Überrascht wich er einen Schritt zurück, zwinkerte jedoch im nächsten Moment und sagte: "Ich bin übrigens Paul. Paul Pogba. Man kennt mich." Ich entschied mich dazu ihn einfach emotionslos anzusehen, damit ich keine Hoffnungen - oder was auch immer er sich dachte - weckte, denn das war das letzte das ich brauchte.
Ein aufdringlicher Spieler, dieser Paul Pogba.
"Julie Margant. Mich sollte man eher weniger kennen", antwortete ich ihm. Sobald sich die Chance ergab drehte ich ab, ließ Paul stehen und schloss mich wieder Didier an. Da fühte ich mich wohler als in Anwesenheit dieses selbstüberzeugten Spielers.

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Hallohallohallo meine Lieben, ein neues Kapitel von Julie ist da. Das bedeutet? Genau, richtig! 😍 Es ist Wochenende und das ist bekanntlich die beste Zeit der Woche🤘🏼
Ich hoffe bei euch ist das Wetter schöner und wärmer als bei mir hier in Berlin.
Da haben wir's Antoine und Julie treffen zum ersten Mal aufeinander😏 Klingt ja schonmal als wäre es eine freundliche Kennenlernrunde gewesen🤭

Genießt die freien Tage (hehe auf mich wartet nächste Woche eine 4 Tage-Arbeitswoche wuhu)

Eure Ladybirdly

Julie ~ A.GriezmannTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang