8 - La ville

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Entspannt schwomm ich meine letzte Runde im Pool, genoss die Ruhe um mich herum und das Wasser, welches leise an den Fliesen brach. Ich hatte diese Chance, dass Didier eine Besprechung hielt, genutzt um mich etwas genauer in dem schönen Hotel umzusehen. Es war wirklich sehr sehr franzosenlastig, was hauptsächlich aber an all den blau roten Flaggen und französischen Motivationssprüchen in den Fluren lag. Das Personal selbst sprach nur Englisch und konnte uns meist nicht gut verstehen.
Die erste Nacht hier verlief auch fabelhaft, da es sehr leise draußen war und man sogar das Fenster offen lassen konnte. Ab und an hatte ich gehört, dass jemand in meiner Nähe spätabends noch Musik hörte, aber ansonsten war es ein Traum.

Langsam stieg ich die Treppen nach oben und fröstelte. Ich wusste nicht warum dieser Raum so verdammt kühl gehalten wurde, es war wirklich einfach wie im Winter, aber es würde schon seine Gründe dafür geben.
Nach dem Abtrocknen wickelte ich mich in mein Handtuch ein und ging auf die automatische Tür zur Lobby zu, welche im selben Moment schon aufging und Corentin, Paul als auch Mendy vor mir anhielten.
„So...unsere Julie hat sich ein Bad gegönnt", schmunzelte Paul. Warum konnte der nicht ein mal seine Klappe halten?
„Ist es denn angenehm?" wollte Mendy wissen.
„Naja", ich zog bei Pauls Blick mein Handtuch noch ein Stück fester, damit es auch ja nicht rutschte. „Es ist ziemlich kalt, für euch perfekt denke ich", antwortete ich möglichst gelassen und setzte an zu gehen.
„Didier hat dich vorhin gesucht", teilte mir Corentin noch mit als ich durch die Tür trat und das einfach gesagt sein ließ. Mir war gerade wichtiger etwas anzuziehen, wenn sie wirklich schon fertig waren. Nicht dass mir nochmals etwas peinliches passierte.

Vorsichtig klopfte ich an die Tür des Coachs. Es dauerte einen Moment, dann vernahm ich bereits Schritte hinter der Tür und kurz darauf lächelte mich Didier breit an.
„Dich habe ich gesucht", stieß er zufrieden aus und lud mich ins Innere ein.
„Brauchst du mich?"
„Morgen brauch ich dich. Die Jungs haben um elf Uhr Training und du sollst ein paar Fotos machen. Die geben wir dann unserem Social Media Experten weiter, vielleicht kennst du ihn schon?" Ich überlegte ob mir einer bekannt war und schüttelte den Kopf.
„Pardon, nein, ist mir nicht bekannt."
„Louis heißt er, so ein großer mit Brille?" Flüchtig kannte ich ihn, ja.
Damit Didier nicht noch mehr fragte stimmte ich einfach zu ich würde genau wissen von wem er sprach.
„Gut, dann hätten wir das." Ich wollte gerade zum Gehen ansetzen, da hielt er mich zurück: „Ach ja, wenn dir irgendwelche Spieler zu sehr auf die Nerven gehen sag es ruhig. Auf mich hören sie." Durch Didier fühlte ich mich hier viel sicherer. Nicht auszudenken, wenn er nicht hier wäre.
„Übrigens hat Pauline heute Nachmittag frei, ihr könntet die Stadt erkunden."
„Alleine in Moskau?" fragte ich skeptisch und er klopfte mir auf die Schulter.
„Du bist eine klassische Margant, immer abwägen ob es sicher ist." Didier lachte leise. „Ich schicke ein paar der Jungs mit. Ist besser als den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen."

Wenig später waren Pauline und ich schon in luftige Sommerkleider gestiegen, denn - man mochte es kaum glauben - auch Russland konnte heiß sein.
„Bin schon gespannt wer mitkommt", schwärmte sie begeistert.
„Ich auch..." Irgendwie hatte ich gar keine Lust darauf, dass ein paar dieser Kerle mitkamen. Und vor allem wen sich Didier da ausgesucht hatte.

Antoine's Sicht:

„Ich hab wirklich gar keine Lust auf die Stadt", murrte ich und griff ein weißes T-Shirt aus meinem Sammelsurium an Sachen. Ich hatte alles recht lieblos hineingeworfen, was Paul bereits ausdrücklich durch den Dreck gezogen hatte.
„Ach komm schon, die Damen unter uns brauchen auch mal Beschäftigung", versuchte er mich zu überzeugen.
„Insbesondere auf die habe ich keine Lust." Ich schlüpfte in mein T-Shirt und betrachtete mich selbst im Spiegel. Paul begann lauthals zu lachen.
„Du siehst aus wie ein deutscher Tourist", lachte er.
„Merci beaucoup", murrte ich. Zur Zeit hatte ich eine schlechte Phase, was nicht nur dem Fußball geschuldet war.
„Findest du Julie denn nicht gut?" Paul verzog seine Lippen zu einem Lächeln. Jaja, dass sie ihm gefiel hatte er schon an Tag eins verlauten lassen und sich seitdem um ihre Aufmerksamkeit bemüht, schien nur nicht ganz so zu klappen.
„Warum sollte ich sie gut finden? Ich bin hier um die Weltmeisterschaft zu gewinnen und nicht um Mitarbeiterinnen, die in meinen Augen keinen Sinn machen, anzuhimmeln", schimpfte ich und beleidigte dabei gleichzeitig meine Mitspieler, die seltsamerweise alle fanden, dass Julie eine sehr hübsche Frau war.
„Schon okay Grizou, trotzdem musst du heute den Ausflug überleben", scherzte Paul und deutete zur Tür: „Können wir?"

Julie's Sicht:

Pauline sah nun zum dritten Mal auf ihr Handy um die Uhrzeit zu checken, überprüfte auch ihre WhatsApp Nachrichten und verschränkte dann empört die Arme.
„Solche Trottel, wie können die nicht pünktlich sein?" meckerte sie.
„Pauline es sind gerade mal fünf Minuten." Sie riss ihre Augen auf als ich das sagte. „Wie könnt ihr denn alle so übermäßig entspannt sein. Vielleicht schlägt das Wetter um? Oder schlimmer noch: Es hagelt und wir können gucken wie wir wieder zurückkommen!"
„Bestimmt beginnt es zu hageln, du glaubst das doch wohl selbst nicht", lachte ich und zeigte ihr einen Vogel.
„Die Damen, wir sind bereit für einen kurzen Ausflug in die Stadt", sprach uns Hugo Lloris, der Torhüter, an. Hinter ihm standen noch Paul und Antoine. Beides genau die Personen auf die ich am wenigsten Lust hatte. Besonders der Kleinere von ihnen zog ein Gesicht wie ein kleiner störrischer Junge, der gezwungen wurde etwas zu tun, das er nicht wollte. Und irgendwie konnte ich ihn da ziemlich gut verstehen...

Julie ~ A.GriezmannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt