Kapitel 31

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Ich seufzte. "Ich will wirklich nicht darüber reden.", murmelte ich. "Es ist oft besser darüber zu reden.", riet mir Liam. "Ich will aber nicht!", rief ich mit Tränen in den Augen. Ich hasste meinen Vater. Ich wollte nie wieder ein Wort über ihn verlieren. "Ashton warum schreist du?", flüsterte ein verschlafener Luke und setzte sich neben mich. "Nichts.", flüsterte ich und sah weg. "Ashton anscheinend belastet dich das was auch immer passiert ist sehr. Bitte, ich kann dir helfen.", meinte Liam. Ich atmete tief ein und aus.

"Ich war damals 13, als es angefangen hat. Dad kam immer spät nach Hause und war meistens betrunken. Mum war immer schon schlafen und Harry auch, er war ja erst 10. Aber an einem Abend konnte ich nicht schlafen und hab Dad gehört. Ich bin aufgestanden, weil ich mir ein Glas Wasser holen wollte und bin in die Küche. Da stand Dad. Er hat mich wütend angesehen. 'Warum bist du noch wach?' hat er wütend gefragt. Ich hab ihm geantwortet, dass ich nicht schlafen kann. Dann wollte ich mir ein Glas Wasser holen, aber er hat es mir aus der Hand geschlagen.", ich atmete einmal tief durch und fuhr mir durch die Haare, bevor ich weiter sprach.

"Dann meinte er ich soll das aufheben. Das hab ich gemacht und mich an einem der Scherben verletzt. Ich hab geweint, weil die Wunde sehr tief war. Dad hat mich hoch gezogen und...", ich schluckte kräftig bei den Erinnerungen. "Geschlagen. Er hat mich ohne Grund beleidigt und geschlagen. Die nächsten Wochen, wenn Mum nicht Zuhause war hat er es wieder gemacht, manchmal war er sogar nüchtern. Irgendwann hab ich ihm geglaubt.", Tränen sammelten sich in meinen Augen. "Ich hab ihm geglaubt, dass ich hässlich bin, fett und dumm. Dass ich ein Nichtsnutz und ein Fehler bin. Harry hat das ganze auch mitbekommen, aber er wurde immer gelobt. Dad meinte, dass Harry ein perfekter Sohn war und ich nichts. Ich war ungewollt. Und ich hab ihm jedes Wort geglaubt.", warme, salzige Tränen liefen meine Wangen runter.

"Irgendwann hab ich dann zu der Nagelschere aus dem Bad gegriffen. Ich hab mich aber nicht oft geritzt bis Harry es erfahren hat. Er hat meinen Arm ab diesen Tag jeden Tag kontrolliert und gefragt warum ich das mache. Dad hatte ihm beigebracht, dass ich die Schläge verdient hätte und er war ja erst 10.", ich lachte leise und ohne Freude. "Irgendwann hat er es Mum erzählt. Sie hat mich darauf angesprochen und ich hab ihr alles erzählt.  Sie hat Dad zur Rede gestellt und... er hat auch sie geschlagen.", ich schluchzte leise, bei den ganzen Erinnerungen. "Es ist nicht gerade leicht zu sehen, wie dein Vater deine Mum schlägt. Und ich musste  das alles noch Harry irgendwie erklären.", ich atmete tief ein und wischte meine Tränen weg.

"Ashton warum hast du mir das nicht eher erzählt?", fragte Luke etwas überrascht. "Ich konnte einfach nicht.", murmelte ich und vergrub mein Gesicht danach in Lukes Schulter. Dieser lehnte sich zurück, sodass ich halb auf ihm lag und spielte leicht mit meinen Haaren, während ich leise weinte. "Ashton wo ist dein Vater jetzt?", fragte Liam leise. "Er war bis vor zwei Jahren im Gefängnis und ist jetzt in einer Klinik oder sowas. Ich will ihn niewieder sehen.", nuschelte ich leise. "Ashton heißt dein Vater mit Vornamen Austin?", fragte Liam unsicher. "Woher weißt du das?", ich sah verwirrt auf. "Er ist hier bei mir in Therapie.", gab Liam zu. "Warum?", fragte ich ungläubig und setzte mich etwas mehr auf.

"Weil er sich erhängen wollte nachdem er aus dem Gefängnis kam." "Warum wollte Dad sich erhängen?", ich setzte mich ganz auf und sah Liam ernst an. "Ich habe eigentlich eine Schweigepflicht aber er meinte, wenn ich jemals einen von seinen Söhnen treffe soll ich ihnen eins sagen. 'Es tut mir leid'.", sagte Liam. Doch ich schüttelte den Kopf. "Das glaube ich ihm nicht. Er lügt. Er hat mich ein ganzes Jahr gequält,  wegen ihm war ich bis vor zwei Jahren depressiv, ich hab mich geritzt, ich wollte mich umbringen!", schrie ich.

"Ashton ganz ruhig.", meinte Liam.  "Ich hasse ihn. Er hat mir so viel kaputt gemacht.", murmelte ich. "Willst du mit ihm nicht mal sprechen? Er bereut alles und das kann ich dir mit Sicherheit sagen. Er darf nicht mal in die Nähe von Plastikgabeln.", erklärte Liam. "Ich will ihn nicht sehen.", meinte ich. "Bitte, wenigstens für ihn! Es würde ihm helfen, wenn er dich wenigstens einmal sieht." "Er hat sowas nicht verdient. Er verdient es nicht glücklich zu werden.", zischte ich. "Findest du nicht, dass jeder eine zweite Chance verdient hat?", fragte Liam. "Luke hat auch eine zweite Chance bekommen und sieh ihn dir an.", fügte er hinzu und ich sah zu Luke der mich ermutigend anlächelte und kurz auf die Wange küsste. "Überleg es dir."

»Promise Land« Buch I || LashtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt