Kapitel 29

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-Luke

"Lukey Pukey! Aufwachen!", rief eine gutgelaunte Stimme und ich grummelte. Zayn konnte echt ziemlich nerven. Ich war erst vier Tage hier und schon nervte er mich. Ich hatte schon einiges über ihnen erfahren. Zayn war halb Pakistaner und ziemlich verrückt, auch wenn er bei Fremden eher zurückhaltend war, weil er ihnen nicht nahe kommen wollte. Denn dann würde er nur selbst verletzt werden, hatte er erzählt. Er war eigentlich immer gut gelaunt außer wenn es um seine Haare oder seine Klamotten ging, denn wenn da nicht alles saß und passte, dann ging bei ihm nichts. Er war eigentlich recht ordentlich und konnte auch ernst sein aber ansonsten war er immer der, der alle zum Lachen brachte, oder eher mich. Außer mir hatte er hier nicht viele Freunde nur Jamie und Jai. Die Beiden waren Zwillinge und 15, mehr wusste ich nicht von ihnen.

"Luke!", schrie Zayn noch mal laut und ich erschreckte mich so sehr, dass ich aus meinem Bett fiel. Zayn lachte nur und ich sah ihn böse an. "Du bist fieß. Ich mag dich nicht.", murmelte ich. "Du liebst mich!", lachte Zayn und streckte mir die Zunge raus, bevor er im Bad verschwand. Das konnte ja dauern. Solange wie Zayn im Bad war, machte ich mich in unserem Zimmer fertig, bis es klopfte. "Komm rein.", rief ich und Liam betrat den Raum. Er holte seine Patienten immer selbst ab und war wirklich sehr nett. Ich mochte ihn. "Zayn muss jetzt zu seinem Termin.", meinte er und ich nickte. "Zayn, Liam ist da. Beweg deinen sexy Arsch aus dem Bad.", rief ich lachend und Liam sah mich verwirrt an.

"Hast du nicht einen Freund?", fragte er. "Zayn und ich sind nur Freunde, keine Angst. Ich würde Ashton nie betrügen!", sagte ich schnell und Zayn kam schmollend aus dem Bad. "Bad hair day?" "Bad hair day.", antwortete er. "Warte.", meinte ich und lief zu meinem Schrank. Ich kramte ein bisschen und fand schließlich Calums Beanie (ich hatte sie ihm eben immer noch nicht zurück gegeben) und zog sie Zayn über den Kopf. Ich richtete das ganze noch etwas und zeigte dann zufrieden einen Daumen nach oben. "Danke, Lukey Pukey.", grinste Zayn und umarmte mich. Ich stöhnte nur genervt, weil mich dieser Name aufregte. "Ich hasse diesen Namen.", meinte ich und er strubbelte mir noch durch die Haare, bevor er ging.

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Gleich hatte ich meine Therapiesitzung und Liam meinte er hätte gute Neuigkeiten. Zayn war am schlafen und ich hörte Musik, bis es an der Tür klopfte. Ich legte Ashtons iPod den er mir geliehen hatte weg und stand auf. Als ich die Tür öffnete erwartete mich, wie ich es vermutet hatte Liam. "Bereit für deine Sitzung?", fragte er lächelnd und ich nickte. Ich nahm einen der Zimmerschlüssel, zog die Tür hinter mir zu und lief zusammen mit Liam zum altbekannten Raum. Dort angekommen setzte ich mich auf den Sessel und Liam nahm gegenüber von mir platz.

"Und wie fühlst du dich?", fragte er Routinemäßig. "Ich fühl mich gut. Eigentlich hab ich nur ein bisschen hunger.", antwortete ich ehrlich. "Luke glaubst du, dass du dich in den letzten Tagen gebessert hast?", fragte er weiter. "Ja, eigentlich schon. Ich bin nicht mal auf den Gedanken gekommen mich selbst zu verletzen. Ich bin viel glücklicher und ich will mich auch nicht ritzen, ich hab keinen Grund dazu und auch nicht das Verlangen danach.", meinte ich. "Heißt das, wenn dir jemand einen Grund geben würde, dich zu ritzen, dass du es tun würdest?", fragte er verwirrt und misstrauisch. "Nein. Auf gar keinen Fall. Also ich meinte, dass ich es halt nicht mehr machen will und so, verstehst du?", versuchte ich zu erklären. "Ja. Klar. Luke ich hab dir ja erzählt, dass ich eine gute Nachricht für dich habe. Ich habe jemanden eingeladen. Kann dieser jemand rein?", er sah mich vorsichtig an und ich nickte einfach.

Liam ging kurz aus dem Raum und kam kurze Zeit später wieder. Hinter ihm war sie. Sie sah gesünder und munterer aus aber auch ausgepowert und traurig. Als ich sie sah, sprang ich vom Sessel auf und rannte in die andere Ecke des Zimmers. "Luke?", verwundert sah Liam mich an. Klar, ich hatte ihm auch nie erzählt wer mich vergewaltigt hatte. "Geh weg! Verschwinde!", schrie ich ängstlich. Diese ganzen Bilder tauchten wieder auf und ich kniff fest die Augen zusammen um sie zu vergessen doch es ging nicht. "Luke, alles in Ordnung? Es ist nur deine Mum.", meinte Liam. "Nur?! Sie ist ein Monster! Sie hat... sie hat... sie hat mich vergewaltigt und geschlagen! Sie hat dafür gesorgt dass ich mich ritze und gemobbt werde!", schrie ich laut und rutschte die Wand runter. Meine Knie angezogen schaukelte ich panisch hin und her.

"Luke, es tut mir Leid! Baby bitte hör mir zu.", sagte meine Mum und ich fing an zu weinen. Weinend sah ich zu den Beiden, schaukelte immer noch vor und zurück. "Geh weg!", schrie ich als sie näherkommen wollte. "Mrs Hemmings bitte gehen sie aus dem Raum.", meinte Liam und ich schluchzte laut. "Mein Sohn weint. Ich werde ganz bestimmt nicht gehen!", rief Mum und ich machte mich noch kleiner. Sie ging weiter auf mich zu und Liam ging schnell vor sie. "Mrs Hemmings ich muss sie jetzt bitten zu gehen.", meinte er ernst. "Das ist mein Sohn da vorne. Er weint und ich möchte ihm helfen!", schrie Mum und ich weinte lauter und presste meine Beine stärker an meinen Oberkörper. "Mrs Hemmings gehen sie oder ich muss sie eigenhändig rausbringen!", meinte Liam etwas lauter aber noch lange nicht so verschreckend wie Mum. "Von ihnen lasse ich mir nicht sagen!", meinte Mum zickig.

In dem Moment kam Zayn an unserer Tür vorbei. Er sah mich und lief schnell auf mich zu. "Luke was ist los? Liam warum weint er?", fragte Zayn und nahm mich beschützend in den Arm. Ich schluchzte in seine Schulter und er strich beruhigend über meinen Rücken. "Warum darf ich nicht zu ihm aber ein wild fremder Junge?", schrie Mum wieder lauter und ich schrie ängstlich auf und zuckte zusammen vor ihrem harschen Ton. "Raus.", schrie Liam und zeigte auf die Tür. "Sofort.", meinte er noch. Mum bewegte sich nicht und Liam kramte ein Handy heraus, wählte eine Nummer und hielt es sich ans Ohr, bevor er Mum am Oberarm packte und rauszog. "Luke. Wer war das?", fragte Zayn leise. "M-Mum.", schluchzte ich und er presste mich stärker an ihn. Er wusste von meiner ganzen Geschichte und hatte mich schon mal vom ritzen abgehalten. Es war der erste Tag hier gewesen. Ich hatte wieder einen Alptraum gehabt.

»Promise Land« Buch I || LashtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt