Kapitel 1

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I've become so numb,
I can't feel you there.
Become so tired so much more aware.
And becoming less
All i want to do,
is be more like me and be less like you.
[Numb- Linkin Park]
......................

-Harry

"Hemmings.", rief unsere Englischlehrerin und ich sah Luke an. Er schien den Aufruf überhört zu haben. Vorsichtig stupste ich ihn an, was ihn derbe zusammenzucken ließ und er sah mich panisch an. "Du musst vorstellen.", sagte ich leise und zeigte nach vorne. "I-ich hab meinen V-Vortrag nicht.", stotterte Luke und spielte mit seinen Händen. "Noch einmal keine Hausaufgaben und du musst nachsitzen, Luke.", murmelte Mrs Miller und ging dann weiter durch die Klassenliste. Nach Finn würde ich dran sein. Ich sah noch einmal zu Luke der immer noch verängstigt um sich schaute und seufzte. Luke und ich waren mal beste Freunde. Doch vor ein paar Wochen war etwas passiert, das ihn verändert hatte. Er hatte sich immer mehr von mir und auch Ben und James abgewendet und war immer verängstigter und panischer, wenn jemand mit ihm sprach. Außerdem zuckte er bei jeder Berührung komplett zusammen und schrie manchmal sogar verängstigt auf. Ich wusste nicht, was diesen einen Dienstag passiert war, aber es musste sich stark auf Luke's Psyche ausgewirkt haben.

"Irwin.", rief Mrs Miller und ich stand mit meinem Vortrag über mich und meine Herkunft auf. Ich ging nach vorne und lehnte mein Plakat von Australien und Bildern von mir und meiner Familie an die Tafel. "Mein Vortrag handelt von Australien und meiner Kindheit. Mein voller Name ist eigentlich Harold Edward Irwin und ich bin aus Australien.."

Nach meinem Vortrag klingelte es und ich lief schnell raus, weil ich noch mit Ashton sprechen musste und er jetzt schluss hatte. "Ash! A-ash!", rief ich als ich ihn sah und lief auf meinen großen Bruder zu. Michael und Calum begrüßten mich wie immer mit einem Handschlag. "Was's los, kleiner?", fragte Ash wie immer grinsend und ich musste unwillkürlich immer auf seinen Arm sehen.

Ashton war früher mal depressiv und ich hatte diese dumme Angewohnheit immer zu checken ob er keine neuen Narben hatte, auch wenn das Ganze jetzt drei Jahre her war. "Mein Gott, Haz! Ich ritz mich nicht, okay?", er sah mir ernst in meine grünen Augen und ich nickte. "Es ist immer nur diese Angewohnheit.", murmelte ich. "Also was ist?", fragte Ash dann wieder und ich sah hoch. "Heute ist ja das Spiel und ich wollte fragen, ob du es mit mir guckst?", ich sah ihn mit Hundeaugen an. "Klar. Bring ruhig Freunde mit. Luke war auch schon lange nicht mehr da. Alles okay bei euch?", er sah mich etwas besorgt an und ich seufzte. "Er hat sich verändert. Ich mach mir Sorgen. Er wirkt total verängstigt und seine Klamotten riechen immer nach Zigaretten. Außerdem spricht er kaum.", erzählte ich und Michael und Calum sahen erst mich und dann Luke verwirrt an, der allein auf einer Bank saß und tierisch zitterte. "Das wird schon. Wir reden heute Abend noch mal, ja? Ich muss los zum Coach, der wollte noch kurz mit mir sprechen!", schnell umarmte mich Ash noch und skatete los. Ich wollte später genauso sein wie er. Mit dem einzigen Unterschied das ich nicht depressiv werden wollte.

Nach der Schule fuhr ich mit dem Bus nach Hause und, weil er sich wieder verspätet hatte, joggte ich den restlichen Weg, weil das Spiel gleich anfangen würde. Zuhause schmiss ich meine Schuhe in die Ecke grüßte Mum mit einem Kuss auf die Wange und schmiss mich auf die Couch. "Na auch mal da?", lachte Ash und wuschelte durch meine braunen Locken. Sie waren dunkler als die von Ashton und seine Augen hatten auch ein leichtes Hellbraun darin, während meine eher grüngrau waren. Trotzdem fand ich Ashton viel hübscher als mich. Er hatte außerdem gar keine Pickel und viel schönere Grübchen als ich, wenn er grinste. Ich wuschelte ihm ebenfalls durch die Haare und er sah mich beleidigt an. "Meine Haare fallen nicht immer perfekt!", meinte er, zog dann aber einfach ein Bandana an.

Nach dem Spiel war es schon 10pm was hieß, dass ich ins Bett musste. Ash durfte noch eine Stunde aufbleiben, aber, naja, er war immerhin auch 17 und ich 14. Ich zog mir ein Top an und neue Boxershorts und legte mich dann ins Bett. Ich war nie müde, aber einschlafen tat ich trotzdem.

Nach einer Weile ging die Tür auf und Ash lugte rein. "Na, Großer?", flüsterte er und sah mich lächelnd an. Ich lächelte zurück und klopfte neben mich. Er setzte sich schnell hin und sah erst auf seine Hände aber dann in meine Augen. "Ist dir etwas besonderes an Luke aufgefallen, abgesehen von den Sachen, die du mir erzählt hast?", fragte er ernst und ich überlegte. Er hatte immer Pullis an, dabei war es schon Juni und wir hatten teilweise über 20º. "Er trägt immer Pullis, so wie du damals. Er wird immer mehr zum Mobbingopfer, weil er sich so anders verhält und James und Ben denken, dass er wahrscheinlich schwul ist und auf mich steht, weil er angeblich nur bei mir zusammen zuckt. Ich bin nur der Einzige, der noch versucht ihm zu helfen, verstehst du? Ich will, dass er wieder der alte Luke ist, der unbedingt wissen will wie man einen Salto auf dem Skateboard macht und der lacht. Ich hab ihn lange nicht mehr lachen sehen.", den letzten Satz murmelte ich und Ashton nickte verständnisvoll.

"Harry ich weiß nicht, ob das stimmt ,aber vielleicht ist er depressiv. Er weist fast alle merkmale auf. Er zieht sich zurück, will nicht angefasst werden. Er trägt Pullis und die Tatsache, dass er gemobbt wird, macht es auch nicht besser. Ich mag Luke, er scheint wirklich nett zu sein. Bitte versuch rauszufinden, ob er irgendwo Ritzwunden hat. An den Armen, den Beinen, am Bauch. Mir ist auch schon aufgefallen, dass er sich anders verhält.", antwortete Ash und sah mich ernst an. "Hoffentlich ist er nicht depressiv. Ich will das nicht nochmal durchmachen.", murmelte ich.

Ashton hatte das wohl gehört, denn er zog mich in eine enge Umarmung, weshalb ich mich auf seinen Schoß setzte. "Hör zu. Ich werde nie wieder so etwas dummes machen, versprochen. Ich war jung und wusste es nicht besser, aber jetzt schon. Und du musst mir auch etwas versprechen.", sagte er und ich nickte gegen seine Brust. "Egal wie viel Uhr es ist, egal wo ich bin oder ob ich krank bin oder nicht, egal ob ich Sex hab oder nicht, wenn etwas ist, dann kommst du sofort zu mir, versprochen?", er sah mir in die Augen. "Ich weiß nicht, ob ich deinen Penis sehen wi-" "Harry! Versprochen?", er grinste und ich nickte. "Versprochen!", ich drückte ihn noch mal und legte mich dann wieder schlafen.

Schon nach kurzer Zeit schlief ich ein.

»Promise Land« Buch I || LashtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt