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(Pov. Rye)

Ich war seit Tagen aufgeregt, doch dieser Morgen sowie der Tag an sich übertraf alles. Ich war so mit meiner Nervosität beschäftigt, dass Andy sich um alles kümmern musste, was nicht mit Starren zu tun hatte. Er schleppte unsere Sachen ins Venue und machte es uns allen so gemütlich wie möglich. Besonders um mich kümmerte er sich intensiv und irgendwie genoss ich es auch etwas. Er schleifte mich extra früh zur Bühne, um den Soundcheck überpünktlich anzufangen und meine Stimme gründlich aufzuwärmen.

Nachdem alle unsere Mikros eingestellt waren, die Fans eingelassen wurden und wir uns in den Backstagebereich zurück zogen, kramte Mikey die Setliste hervor und reichte sie ein letztes Mal herum, um sicherzugehen, dass auch jeder wusste, welcher Song an welcher Stelle kam.

Als ich ganz am Ende den Namen ‚Take this Home' entdeckte, wurde ich leicht panisch. Bisher hatte ich nach dem Vorfall kein einziges Mal den Song durch gesungen. Vor meiner Stelle hatte ich jedes Mal abgebrochen aus Angst, ich könne meine Stimme doch noch verlieren. Bis auf Andy hatten sich alle Jungs in ihre Ecken verzogen und ruhten sich noch kurz aus auch, um die Aufregung zu mindern. Mein Mann hingegen spürte genau wie ich mich fühlte, schlang seine Arme von hinten um meine Hüfte und zog mich mit sich auf die Couch, sodass ich auf seinem Schoß saß. Langsam und liebevoll begann er meine Schulter zu küssen und meine Seiten zu massieren. „Du schaffst das. Das verspreche ich dir. Wir sind die ganze Zeit bei dir, ich werde neben dir sein" „Und wenn meine Stimme noch nicht soweit ist?" Jetzt schmunzelte er leicht. „Ryan. Du hast in den letzten Wochen deine Stimme auf Höchstleistungen trainiert. Du warst länger wach als jeder von uns, hast ständig geübt und nie aufgegeben. Jede Note hast du so oft gesungen und gesummt, bis sie saß. Deine Stimme ist mehr als bereit dafür gezeigt zu werden und jeder in diesem Raum wird sie lieben. Du kannst das. Jeder hier glaubt an dich. Ich glaube an dich". Seine Stimme war weich wie Watte, süß wie Sirup und wärmte mein Herz. „Danke Süßer", hauchte ich zurück, woraufhin er seine Lippen auf meine presste. „Du schaffst das", wiederholte er gegen meine Lippen nuschelnd.

„So Schluss mit dem Geknutsche und ab auf die Bühne!", rief Brook völlig aufgeregt und sprang um uns herum. Das hatte ich komplett vergessen und es brachte mich wie immer zum Lachen. Brook war immer der nervöseste und machte die verrücktesten Dinge vor der Show, wenn er aufgeregt war. Doch heute konnte ich ihm tatsächlich mal Konkurrenz machen, was die Nervosität anging. Bevor wir auf die Bühne stürmten veranstalteten wir unsere alteingesessene Gruppenumarmung und auch Blair klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. „Du packst das. Keine Sorge und hab Spaß", sagte er, dann standen wir schon vor unseren Roadies.

Sofort schlug mein Herz schneller, kräftiger. „Guten Abend London!", schrie Andy ins Mikro und es wurde noch lauter in der Halle. Sobald sich die Musik mit dem Kreischen der Roadies und unseren Stimmer vermischt hatte, tauchte ich in mein Element. Über die ganze Schonzeit hinweg hatte ich verdrängt, wie sehr ich es liebte auf der Bühne zu stehen. Meine Stimme hielt perfekt, klang an jeder Stelle wie gewollt und zudem tanzte ich mich wild freuend über die Bühne. Es war unglaublich was in mir vorging. Die komplette Angst war bis zum letzten Song wie weggeweht.

Erst als Jack lautstark unseren letzten Song verkündete, schossen mir die Schweißperlen auf die Stirn. Augenblicklich begann ich zu zittern und drehte mich hilfesuchend nach Andy um. Sofort stand er neben mir und schaute zu mir hoch. Mit den Lippen formte er die Worte ‚Alles wird gut' und ich glaubte ihm. Ich glaubte so fest daran, dass ich fast etwas zu überschwänglich zu dem Refrain tanzte.

Immer weiter lief das Lied, immer unaufhaltsamer kam meine Stelle näher, die das letzte Mal, bei meiner letzten Show so schrecklich schiefgelaufen war. Schon standen wir alle in der Reihe, die wir für diesen Abschnitt des Liedes benötigten. Mikey sang den Bass mit einer Selbstverständlichkeit und einer Ruhe, welche mich selber etwas beruhigte. Andy zauberte zusammen mit Jack als Stütze die perfekten Töne des Refrains in die Atmosphäre des Venues. Erst dann fiel mir Brooklyn auf, welcher mich fixiert hatte. Leise sang er den Refrain im Hintergrund mit, doch ich sah, dass er bereit war meinen Ton zu übernehmen, falls ich abbrach. Allein sein lieber, helfender Blick gab mir Halt. Dann spürte ich plötzlich eine feste Hand in meinem Rücken, welche mich stützte. Es war die meines Mannes.

Meine Stelle kam, ich schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen, dann hob ich das Mikrofon vor meinen Mund. Ich konnte spüren, wie meine Stimmbänder sich anspannten und mein Zwerchfell die Noten stützen wollte.

Und dieses Mal sang ich die Stelle.

Meine Stimme war stark.

Der Ton saß an genau der richtigen Stelle und ich spürte die Tränen der Erleichterung in meinen Augen brennen. Je länger ich den Ton hielt, desto sicherer wurde ich mir, ihn komplett durchhalten zu können. Am Ende des Tones konnte ich selbstsicher sogar einige Spielereien einbauen.

Der Raum tobte, Arm in Arm stellte sich die ganze Band nebeneinander, sang gemeinsam das letzte Wort und führte dann die Verbeugung aus, welche ich immer noch als magisch ansah.

Dann geschah etwas, was ich absolut niemals erwartet hätte.

Ich ging auf die Roadies zu, sodass ich etwas weiter vorne stand und lächelte sie einfach nur an. Plötzlich wurden überall farbige Schilder in die Luft gehalten. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund, schaute zu den Jungs und dann wieder in die Menge. Eine riesige Biene war zu erkennen und meine Augen brannten stärker als eben. Dann schluchzte ich auf und die Tränen rannen heiß über meine roten Wangen. Ganz kurz hob ich das Mikrofon an und hauchte ein „Danke Leute, ich liebe euch" hinein.

Jetzt trat plötzlich Andy neben mich und sah mich an. Auch in seinen Augen schimmerten Tränen, sein Lächeln war so bezaubernd schön, dass es mein Herz leicht aus dem Takt brachte. Er nahm meine Hände in seine, sah mir tief in die Augen. Sein tiefblauer Ozean beruhigte mich.

Er trat noch näher an mich heran, ließ seine Augen zu meinen Lippen huschen, dann wieder zu meinen Augen. „Ich bin so stolz auf dich",seine Stimme brach bei jedem Wort durch seine Tränen. Im nächsten Moment spürte ich seine weichen, leicht rauen Lippen schon auf meinen.

Mit einem Schlag vergaß ich alles um mich herum. Es war, als würde sich die Welt um uns herum drehen. Jede seiner Lippenbewegungen fühlte ich so intensiv wie noch nie. Sein Duft hüllte mich ein, ließ mein Blut in den Ohren rauschen.

Ich hörte nicht das noch lautere Kreischen der Roadies.

Sah nicht die rot werdenden Lichter der Bühnenbeleuchtung.

Vernahm nicht das Klatschen unserer besten Freunde.

Ich vergaß wer uns sah, warum uns alle sahen und, dass eigentlich niemand aus der Menge wirklich von uns wusste.

Alles was ich in diesem Moment sah, war Andy.

Alles was ich in diesem Moment roch, war Andy.

Alles was ich in diesem Moment schmeckte, war Andy.

Alles was ich in diesem Moment hörte, war Andy.

Alles was ich in diesem Moment fühlte, war Andy.

Die Pure Liebe flammte immer und immer höher in mir auf, brachte meine Seele dazu sich noch weiter an seine zu binden. Der Kuss, die Endorphine, die Gefühle brachten mein Herz dazu nur noch für ihn zu schlagen.

Weiter und weiter drehte sich die Welt um uns und immer und immer tiefer wurde unser langsame Kuss, welchen wir mit jeder Zelle unserer Körper genossen.

Mein Herz, meine Seele, mein Körper, meine Existenz.

Das alles gehörte nur ihm.

Seit dem ersten Moment an, hatte mein Herz sich für ihn entschieden.

Für meinen Schwarm, meinen besten Freund, meinen festen Freund, meinen Verlobten, meinen Ehemann, meine großen Liebe.

„Ich liebe dich Andy Fowler"

Das Ende

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Epilog sowie Danksagung folgt...

Ich will...Where stories live. Discover now