Der Einzige...

1.3K 78 18
                                    

(Pov. Andy)

Wir hatten längst das Lively beendet als Jack aus dem Fenster starrte und darauf wartete Rye und Mikey zu sehen, denn er wollte ihnen einen Streich spielen. Ich war nicht so ultra angetan davon den beiden abends einen Eimer Wasser aus dem Fenster über den Kopf zu kippen, aber irgendwie war es schon eine witzige Idee und außerdem war Brook ebenso wie Jack davon begeistert. Ich war also überstimmt. Brook füllte gerade den Eimer in der Küche auf, als Jack schon rief „Da kommen sie! Brook beeil dich!" Schon kam er mit einem randvoll gefüllten Eimer ins Zimmer gestolpert und das Wasser schwappte gefährlich hin und her. Inzwischen postierte ich mich mit zwei Handtüchern im Flur.

Ich hörte das Fenster leise quietschen und dann hörte ich erst zwei Schreie und dann brachen Jack und Brook in schallendes Gelächter aus. Ihr Lachen war so ansteckend, dass auch ich anfing und schnell die Tür öffnete.

„Was sollte das denn?", fragte Rye genervt, während Mikey zitternd angefangen hatte zu schmunzeln. Ich schmiss erst ihm ein Handtuch zu, da er hinter Ryan stand, dann entfaltete ich das andere und legte es kichernd über seine Schultern. „Danke", kam es maulig von ihm und ich musste mir die Hand vor den Mund pressen, um nicht zu laut los zu lachen. Er verdrehte die Augen und stapfte ins Bad. Allerdings hatte er keine Klamotten mitgenommen, sodass ich ihm Schlafsachen aus seinem Koffer holte. Ich klopfte vorsichtig an der Badezimmertür und wartete bis seine immer noch genervte Stimme „Ja!?" rief. Jetzt hörte ich auf zu lächeln.

„Ryan ich bin's bitte mach die Tür auf! Oder willst du ohne Klamotten die ganze Nacht da drinnen verbringen?" Keine Antwort.

„Ryan bitte! Es war doch nur Wasser!" Ich hörte ein Rascheln und ein Klacken. Dann ging die Tür auf, zwei Arme zogen mich ins Bad und er schloss die Tür hinter mir wieder ab. Erst jetzt konnte ich ihm in die Augen sehen. Sie waren rot und seine Lider angeschwollen. Er hatte geweint?

„Rye was...?" fing ich an während ich ihm seine Klamotten gab. Er antwortete nicht und zog sich mit dem Rücken zu mir um. Ich musste mir alle Mühe geben ihn nicht anzustarren.

Als er fertig war setzte er sich mit dem Rücken gegen die Badewanne gelehnt auf den Boden. Ich stand daneben und wartete. Erst als er seine Knie anzog und seinen Kopf darauflegte ging ich einen Schritt auf ihn zu. „Andy bitte geh! Es geht mir gut!" presste er hervor, doch ich hörte nicht auf ihn und setzte mich dicht neben ihn. Dann legte ich meine Arme um ihn und kurz darauf lehnte er sich gegen mich. So verharrten wir eine Weile.

„Willst du reden?" Er schüttelte den Kopf „Es geht mir gut!" Er hob den Kopf und versuchte zu lächeln. Ich zog nur einen Mundwinkel nach oben, legte eine Hand an seine Wange und strich mit dem Daumen eine der vielen Tränen weg. „Nein geht es nicht", flüsterte ich, er zitterte und sank in meine Arme.

(Pov. Rye)

Ich konnte nicht mehr. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich hatte so lange schon all meine Gefühle unterdrückt, sodass sie jetzt einfach aus mir herausbrachen. Mein ganzer Körper zitterte und immer wenn ich etwas sagen wollte, brach meine Stimme sofort weg. Andy saß einfach nur da und ich spürte ihn überall. Es half.

Eine lange Zeit saßen wir genauso da und keiner von uns sprach ein Wort. Innerlich brach ich zusammen, doch immer wenn ich stärker anfing zu weinen, hielt Andy mich fester in seinen Armen. „Danke", schluchzte ich irgendwann und spürte eine Hand, die über meinen Kopf strich.

„Können wir jetzt reden?" ich schluckte schwer und schaute mit brennenden Augen hoch zu Andy. „Natürlich", flüsterte er und nickte und ergänzte, als mir wieder die Tränen kamen, „nimm dir die Zeit die du brauchst" „Du willst doch nicht die ganze Nacht hier verbringen." krächzte ich, doch er strich mir beruhigend über den Rücken. „Ich würde mit dir die ganze Nacht hier drinnen verbringen, wenn es so lange dauert und es dir danach besser geht" „Danke", hauchte ich wieder und legte meinen Kopf erschöpft vom weinen an ihn.

„Ich hab das manchmal", begann ich und meine Stimme wurde wieder brüchig. Es kam keine Nachfrage. Er lies mich erzählen, was ich erzählen wollte und hörte mir zu. Dabei fuhr seine Hand auf meinem Rücken auf und ab, wenn ich wieder weinte und sein Daumen über meine Wange, wenn ich durch die Tränen nichts mehr sah.

„Ich weiß nicht woher das kommt. Aber manchmal, wenn ich Zeit habe über alles nachzudenken und alleine bin, fühlt es sich so an, als würde die ganze Welt auf mich einstürzen. Vorallem dann, wenn ich lange über etwas nicht sprechen kann, es mich aber durchgehend beschäftigt. Dann kommen all diese Gefühle und Gedanken auf einmal. Normalerweise ist es nicht so schlimm wie jetzt, weil ich es doch wieder verdrängen kann und an schöne Dinge denken kann. Aber manchmal, wenn ich merke ich kann es nicht überspielen, denke ich dann bewusst an traurige Dinge oder höre traurige Musik, um mich zum weinen zu bringen. Dann kommt alles raus und ich kann es solange nicht stoppen, bis alle angestauten Gefühle weg sind... Den Jungs sage ich dann, dass ich eine Runde laufen gehe, aber in Wirklichkeit setze ich mich irgendwo in eine Ecke und weine. Es fühlt sich an, als würde ich zerbrechen, aber ich falle nicht auseinander. Wenn ich dann alleine dasitze, fühle ich mich so leer. So einsam. Und ich kann mit den anderen Jungs nicht darüber sprechen, weil. . . naja . . . es geht halt einfach nicht. Verstehst du? Und bei dir ist das anders! Ich weiß nicht wieso, naja eigentlich weiß ich es schon, aber ich kann es dir nicht erklären. Ich weiß nur, dass es sich bei dir anders anfühlt. Vorallem, weil ich immer wenn ich so ein Tief hatte und alleine da saß und geweint habe immer gehofft habe, dass irgendwer mich findet und mir hilft. Ich habe immer auf die Person gewartet, die mich dann wenn ich es am dringendsten brauche in den Arm nimmt und dann alle Schmerzen weggehen. Und ich sage Schmerzen, weil es wirklich weh tut. Wirklich. Ich kann die Schmerzen nicht beschreiben, denn sie sind einfach da. Es ist weder ein Stechen, noch ein Drücken oder ein Brennen. Ich spüre einfach meinen ganzen Körper. Jedes Körperteil. Und ich weiß nicht wieso, aber es tut scheiße weh. Außerdem tut es so verdammt weh zu wissen, dass diese Person nicht kommen wird. Man setzt sich hin und fleht, dass jemand kommt mit dem Wissen, dass niemand kommen wird. Und deshalb kann ich auch mit dir darüber reden. Deshalb bis du so besonders und deshalb habe ich solche . . . ähm . . . solch ein Vertrauen zu dir. Du bist der einzige, der je gekommen ist Andy!"

Als ich seinen Namen aussprach brach meine Stimme ab und ich erneut zusammen. Dann spürte ich plötzlich etwas weiches, warmes auf meinem Kopf und schloss die Augen, denn ich war mir fasst Sicher, dass es seine Lippen gewesen waren. „Danke", flüsterte ich wieder. Danke für den Kuss und alles andere!

(Pov. Andy)

Mir kamen selbst fast die Tränen als ich das hörte. Und ich war so verdammt froh, dass ich ihm seine Klamotten gebracht und ihn so entdeckt hatte. Die Vorstellung daran, wie alle außer ihm im Zimmer friedlich schliefen, während er leise weinend irgendwo zusammenbrach brach mir das Herz. Nachdem er aufhörte zu sprechen und leise wieder anfing zu schluchzen zog ich ihn wieder enger an mich und gab ihm einen Kuss auf seine Haare. Ich hätte es mir auch einbilden können, aber ich glaubte zu spüren, wie er sich augenblicklich etwas entspannt hatte.

Ich wusste nicht wie lange wir schon hier saßen, aber es war mir egal. Ich würde mich nicht eher aus diesem Raum begeben, bis es Rye besser ging und hier raus wollte. Ich würde ihn nicht alleine lassen. Ich wusste nicht, ob er mich noch hörte, aber ich wanderte mit meinem Mund näher an sein Ohr und hauchte. „Ich werde so lange bei dir bleiben, bis du es nicht mehr willst. Du bist nicht alleine Rye. Ich werde dich nicht alleine lassen!"

„Danke", seufzte er und dann entspannte sich sein Körper. Er sank komplett an meinen Körper und ich atmete ruhig, um ihn nicht wieder zu wecken. Vorsichtig löste ich einen Arm von ihm und griff nach einem Handtuch in meiner Reichweite. Dann legte ich es vorsichtig über ihn. Das zweite an das ich herankam legte ich über mich. Dann senkte ich meinen Kopf vorsichtig auf seinen und schloss ebenfalls die Augen...

_______________________________________
So. Heute mal ein bisschen was trauriges. Irgendwie war mir gerade danach und am Ende ist es ja doch noch ganz süß geworden ;). Vielen Dank für's Lesen, ich hoffe es gefällt euch. Einen schönen Abend noch,

Eure Lisa

Ich will...Where stories live. Discover now