Gute Reise...

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(Pov. Andy)

Immer noch starrte ich die Bilder von Rye auf meinem Laptop an, bis mir einfiel, dass die Jungs ja auch irgendwann zurück kamen und da es schon ziemlich spät geworden war, beschloss ich heute für alle Abendessen zu machen. Ich war fast fertig, als es klingelte, ich zur Tür lief, den Summer betätigte und die Haustür aufzog. Als Brook, Jack, Mikey, Harvey und Rye die Treppe hochkamen, wäre ich Rye fast in die Arme gesprungen, da ich mich irgendwie sehr freute ihn zu sehen. Andy was ist bloß los mit dir! Warum kannst du das nicht lassen!?

„Hi Leute!", rief ich stattdessen und hielt die Tür auf. Wir begrüßten uns fast alle mit Handschlägen, nur Rye umarmte mich kurz, was ein unglaubliches Kribbeln meines Körpers zur Folge hatte.

„Es riecht gut!", seufzte Jack und hielt demonstrativ mit geschlossenen Augen die Nase in die Luft. „Ich hab für alle Essen gemacht, weil ich dachte, dass ihr Hunger habt, wenn ihr wiederkommt", fing ich an und Jack's Augen strahlten pure Freude aus. Er schien wirklich Hunger zu haben. „Außerdem ist das hier ja eventuell mein letzter Tag hier und ich wollte mich für die tolle Woche hier bei euch bedanken", fügte ich noch hinzu.

Kaum 10 Minuten später saßen alle mit ihren Tellern im Zimmer auf den unteren Stockbetten und dem Sofa verteilt und aßen. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut kochen kannst", komplimentierte Mikey und ich grinste „Danke! Irgendwie muss ich mich ja zuhause versorgen.", schmunzelte ich, doch bemerkte in welche Richtung das Gespräch gleich abdriften würde, also redete ich schnell weiter, „wenn meine Mutter nicht da ist meine ich." „Ist sie oft weg?", fragte Brook jetzt unschuldig guckend, er konnte ja nicht wissen, dass ich absolut ungerne darüber redete und dies auch für mich behielt. Als ich antwortete, sah und spürte ich Mikey's durchdringenden Blick von der Seite. Er wusste, dass ich nicht darüber sprechen wollte und meine Antwort nicht wirklich eine Lüge, aber eine Verharmlosung der Wahrheit war. „Ziemlich oft ja, sie hat halt viel zu tun". „Was arbeitet sie denn?", kam nun von Jack und langsam fühlte ich mich ziemlich scheiße. „Ähm, ich weiß es nicht so genau, aber irgendwas mit Therapien". „Klingt interessant" „Naja", war meine einzige Antwort auf Jacks Kommentar.

„Und was macht dein Vater?", kam die nächste Frage über meine verschwiegene Familiengeschichte von Harvey, der aufgehört hatte zu essen und ziemlich neugierig aussah. „Der hat uns irgendwann verlassen als ich noch klein war", wich ich wieder aus, „können wir jetzt bitte das Thema wechseln?", fragte ich etwas nörgelig. „Erzählt doch zum Beispiel mal von eurem Dreh heute!"

Den restlichen Abend wurde über die vielen Ereignisse des Tages gesprochen, bis Rye, der die ganze Zeit still gegenüber von mir gesessen und ab und zu zu mir herüber geschaut hatte, plötzlich aufstand und sich vor mich stellte. Er hielt mir sein Handy vor die Nase, auf welchem das Foto von dem Mädchen, das mich heute angesprochen hatte und nach einem Foto gefragt hatte, und mir zu sehen war. „Was ist das Andy?", leicht grinsend hob er eine Augenbraue. Scheiße sah er heiß aus! ... Andy! Vergiss es!

„Ich ähm. Das Mädchen, . . . sie hat mich auf dem Rückweg zur Wohnung erkannt und mich nach einem Foto gefragt. Erst war ich mir nicht sicher, ob ich das überhaupt darf, aber sie meinte, da ich ja nicht richtig in der Band bin, darf ich Fotos machen mit wem ich will. Klang plausibel für mich", versuchte ich mich rauszureden und hoffte, dass das keinen Ärger gab. Doch meine Sorge verflog ein wenig bei dem verschmitzten Lächeln, welches Rye mir schenkte. „Alles gut. Natürlich darfst du mit Fans Fotos machen, wir hätten es dir schon gesagt, wenn du es nicht machen dürftest. Ich war nur erstaunt, dass dich nach einer knappen Woche schon die ersten Roadies erkennen". Seine Worte entlockten mir ein Lächeln und Hoffnung darauf, dass vielleicht auch dieses Foto zu meiner Chance aufgenommen zu werden beitrug.

(Pov. Rye)

Am nächsten Morgen wurde es spannend, denn Blair musste eine Entscheidung treffen, ob Harvey oder Andy in die Band kommen würde. Die Tonaufnahmen, sowie die Videoclips hatte Chris bereits und hoffentlich war er dieses Mal auch schnell mit dem Schnitt fertig. Als ich aufwachte war es zwar heller, aber dem Geräusch nach regnete es in Strömen, was für England nicht ungewöhnlich war. Auch Mikey war schon wach und war am Handy. Ich hingegen stand auf, machte mich fertig und kochte Tee für Mikey und mich.

Nach einer weiteren Stunde waren alle Jungs wach, fertig für den Tag und unsere beiden Mitbewohner auf Zeit dabei ihre Sachen zusammen zu packen. Beide würden ersteinmal wieder nach Hause fahren, bis die Cover fertig geschnitten waren und Blair sich entgültig entschieden hatte. Ich persönlich konnte es überhaupt nicht abwarten und es machte mich wahnsinnig, dass die Entscheidung so lange dauerte. Blair betrat den Raum.

„Guten Morgen Jungs!", rief er fröhlich und ein ‚Morgen Blair' kam aus allen Ecken der Wohnung zurück. „Andy fährst du wieder mit Mikey oder dieses Mal alleine mit dem Zug?", richtete er das Wort an Andy, welcher zu ihm auf sah, denn der Blonde war gegenüber Blair ziemlich klein. „Ich denke zurück fahre ich alleine. Dann hat Mikey nicht den ganzen Stress" „Du das wäre überhaupt kein Problem für mich!", entgegnete Mikey, doch Andy bleib dabei alleine nach Hause zu fahren. Irgendwie machte mich das traurig, denn wir würden Harvey selbst nach Hause fahren, aber Andy musste alleine einen viel weiteren Weg fahren.

(Pov. Andy)

Es war soweit. Der große Abschied, bei dem man nicht wusste, ob man zurück kehren durfte oder nicht. Dieses Mal hatten mich alle umarmt und als Rye mich in seine Arme schloss, lies ich mich fast etwas zu tief hinein sinken. Ich saugte seinen süßen Geruch ein und versuchte seine Wärme in mir aufzunehmen. Ich hätte ewig mit ihm so dastehen können, aber ich riss mich los und stieg in das Taxi vor dem Haus. Während das Taxi losfuhr winkte ich und erst als ich mich in den Sitz zurücklehnte bemerkte ich die feuchten Tränen in meinen Augen.

(Pov. Rye)

Ich hätte Andy ewig in meinen Armen halten können, als wir uns verabschiedeten, doch das durfte ich nicht. Ich spürte schon Mikey's wissenden und warnenden Blick auf mir, als ich mich von Andy losriss. Bevor er in das Taxi gestiegen war, welches ihn vor unserer Wohnung abholen sollte, drehte er sich noch einmal um und sah mich an. Ich glaubte etwas glitzerndes in seinen Augen zu sehen. Und als das Taxi abgefahren war, er gewunken und ich kurz meinen Blick gesenkt hatte, sah ich einen kleinen nassen Fleck auf meinem Shirt. Jetzt war ich mir sicher, Andy hatte geweint.

Einige Zeit später umarmten wir auch Harvey, der ebenfalls ziemlich traurig aussah, im Gegensatz zu Andy aber nicht weinte. Er bedankte sich für die abenteuerliche Woche mit uns und verschwand im Haus, nachdem wir wieder losgefahren waren.

In unserer Wohnung fiel nicht nur mir auf, dass es nun zu viert ziemlich leer aussah, obwohl es immer noch eng war. „Komisch wie man sich in dieser einen Woche an die beiden gewöhnt hat", seufzte Jack und ich nickte. Seitdem Andy weg war, war ich nachdenklicher gewesen als sonst. Selbst als ich mit Mikey laufen ging, schwirrte alles in meinem Kopf. Ich wusste einfach nicht mehr was ich denken sollte, war aber noch nicht bereit darüber zu reden. Zumindest dachte ich das.

(Pov. Andy)

Die ganze Fahrt über hatte ich aus den Fenstern gestarrt und versucht mit meinen Gedanken fertig zu werden. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Ich wollte mit jemandem darüber sprechen, aber irgendwie auch nicht. Als ich nach einer ewigen Zug- und Taxifahrt wieder vor dem großen hellen Haus stand seufzte ich tief. Ich schloss die Tür auf und trat ein.

Ich wollte einfach nicht hier sein. Es war zu groß für mich. Hier fühlte ich mich zu alleine. Vorallem jetzt, nachdem ich eine Woche in einem Zimmer mit fünf anderen Jungen gewohnt hatte. Nichts wünschte ich mir gerade lieber, als wieder dort zu sein. Und als ich mich am Abend ins Bett legte, kamen mir wieder die Tränen. Was wäre, wenn ich nicht in die Band aufgenommen werden würde. Würde ich dann entgültig depressiv werden und irgendwo in einer Psychatrie enden? Oder würde ich mich vorher selbst umbringen? Oder würde ich vielleicht einfach so weitermachen wie bisher und versuchen mein Leben so normal und langweilig wie möglich zu führen und dabei allen vorspielen, dass es mir gut ginge?

Das Klingeln meines Handy's riss mich aus meinen Gedanken. Und als ich den Namen des Anrufers las, machte mein Herz einen Sprung...

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So. Endlich wieder ein neues Kapitel fertig. Zwei andere habe ich noch, die auch gleich kommen. Vielen Dank für die lieben Kommentare, die Votes und das Lesen. Ich hoffe euch gefällt es. Einen schönen Tag noch,

Eure Lisa

Ich will...Where stories live. Discover now