Kapitel 114

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Sobald ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, wurde ich sofort von zwei Armen stürmisch umarmt und erdrückt. Mein Blickfeld wurde von einer weißen Haarmähne bedeckt.

''Oh mein Gott, Madi!! Was ist passiert? Geht's dir gut? Wo warst du denn? Wieso bist du aus der Kantine gerannt?? Ich hab mir solche Sorgen gemacht!'', plapperte Abi sofort darauf los und drückte mich feste.

Ich hatte nicht einmal richtig das Zimmer betreten und schon wurde ich so durchlöchert.

''Abi, lass sie doch erst einmal die Tür zumachen.'', meinte Diana nur und trat neben uns.

Abi löste sich aus der Umarmung und hielt mich an meinen Unterarmen fest. Ihr blauen Augen schauten mich so verwirrt und traurig zugleich an, dass ich den Blick abwenden musste.

Ich konnte es nicht mitansehen, dass meine Freunde mich so traurig anschauten. Ryan hatte mich genauso traurig angeschaut - und das zerbrach mir das Herz.

''Was ist dort unten passiert?'', fragte mich Abi wieder. ''Hast du geweint?''

Sie begutachtete mich genauer und strich mit ihrem Daumen unter mein Auge. Diana hatte ebenfalls ihren Blick auf mich gerichtet und schaute mich erwartungsvoll an.

Ich entriss mein Gesicht aus ihren Händen und schloss erstmal die Zimmertür.

''Können wir nicht morgen darüber reden? Ich bin echt müd-''

''Nein, Madi!'', unterbrach mich Diana sanft. Ich schaute sie perplex an. ''Rede mit uns! Wir wollen wissen, was los ist. Was in dir vorgeht. Auch wenn wir vielleicht an der Situation nichts ändern können, manchmal hilft es auch einfach nur seine Gedanken loszuwerden und laut auszusprechen. Sag uns was in der Kantine passiert ist. Wir sind doch für dich da, dafür hast du doch Freunde!''

Abi nickte ihr zustimmend zu und strich mir behutsam über den Arm.

Ich schaute die beiden abwechselnd an, unwissend was ich jetzt machen sollte.

Eigentlich wollte ich nicht mehr darüber reden - geschweige denn überhaupt darüber nachdenken. Das was ich heute gesehen hatte, wollte ich einfach nur aus meiner Netzhaut verbannen.

Genau wie die anderen Szenen, die ich vor der Abreise nach Deutschland gesehen hatte.

Einfach in die hintersten und dunkelsten Ecken meines Bewusstseins.

''Leute, ich-''

''Madi, bitte.'', unterbrach mich jetzt Abi und schaute mich flehend aus ihren Augen an. ''Friss nicht alles in dich hinein, du weisst doch, dass sowas nie gut endet. Wir haben uns alle so große Sorgen gemacht, als du so ruckartig aufgestanden bist. Wir wollten dir gleich hinterherkommen, aber Ryan kam uns schon zuvor.''

Als ich zu Diana schaute lächelte sie mich aufmunternd an.

Ich fuhr mir seufzend über mein Gesicht und massierte dann meine Schläfen.

''Kann ich dem Gespräch wirklich nicht entkommen? Oder es wenigstens verschieben?'', fragte ich vorsichtshalbar nochmal nach, auch wenn ich wusste, dass es nichts bringen würde.

Beide schüttelten synchron mit dem Kopf.

Ich seufzte genervt. ''Okay.''

Abi's Gesicht erhellte sich und auch Diana lächelte zufrieden.

Sie wussten einfach, dass ich den beiden nicht lange standhalten konnte - und das hasste ich! Sie waren solche Sturköpfe!

Wir setzten uns gemeinsam an die Fensterbank. Diana ließ sich neben mich fallen, während Abi es sich auf dem Boden im Schneidersitz gemütlich machte.

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