Kapitel 54

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Seit geschlagenen Stunden saß ich auf dem weißen Klavierhocker und spielte ein Lied nach dem anderen, welches mir in den Sinn kam.

Egal ob schnellere Lieder, oder langsame Balladen, die Hauptsache war einfach, dass ich spielte. Es half mir mich endlich wieder frei zu fühlen und keine Sorgen mehr zu haben. Es lenkte mich von meinen Problemen ab und half mir dabei mich mehr an meine Mutter zu erinnern.

Ich fühlte mich einfach nur gut, denn wenn ich Klavier spielte, schaltete ich mein Hirn aus. Das war die letzten Stunden so gewesen und ich hatte es in vollen Zügen genossen. Wenn ich spielte, interessierte mich nichts mehr. Es war wie Balsam für meine Seele. Mir konnte es noch so schlecht gehen - es brachte mich jedes Mal wieder ein bisschen mehr ins Gleichgewicht zurück. Es war mein Anker.

Wenn ich die Chance hätte würde ich Tag und Nacht spielen, da es unzählige wunderschöne Lieder gab die man spielen konnte, doch mein tobender Magen, der seit längerer Zeit nichts mehr zu Essen zu Gesicht bekam, störte mich dabei, weshalb ich mich erhob und den Klavierdeckel wieder schloss.

Nachdem ich die Schlüssel bei Mrs. Smith abgegeben hatte, ging ich mit schnellen Schritten in die Kantine und schnappte mir ein Tablett.

Ich wusste nicht wie viel Uhr es war, aber da die Kantine nicht allzu voll war und nur ein paar Gruppen zusammen saßen und sich leise unterhielten, war ich wohl schon ein bisschen zu spät.

Umso besser für mich, denn ehrlich gesagt hatte ich keinen Nerv für andere Leute, die sich zu mir gesellen und mir den Kopf vollquatschten.

Ich nahm mir einen Tablett, füllte meinen Teller bis zum Rand mit Essen voll und setzte mich dann an einen nah gelegenen Tisch am Fenster. Draußen regnete es, so wie die anderen Tage auch, in strömen und die Regentropfen prasselten in schneller Geschwindigkeit gegen die Fensterscheibe.

In Gedankenverloren verschlang ich mein Essen und versuchte nicht an den eisblauäugigen zu denken, der die meiste Zeit sowieso in meinem Kopf herumspuckt.

Nachdem ich aufgegessen hatte und die Kantine verlassen hatte, ging ich mit schnellen Schritten auf mein Zimmer. Ich hatte überhaupt keine Lust jetzt mit irgendjemanden zu reden oder jemanden zu begegnen.

Im Zimmer schnappte ich mir meine Schultasche, die seit zwei Wochen im hinteren Teil meines Schrankes gelegen hatte, und fing an sie für den ersten Schultag zu packen.

Es gab einfach nichts schlimmeres, als nach zwei Wochen Ferien und Freizeit, wieder früh aufzustehen und in die Schule zu gehen, auch wenn die Schule in dem Haus lag in dem ich wohnte.

Jeden Tag der selbe Tagesablauf, jeden Tag die selben Leute und jeden Tag der selbe Stress, doch was sollte man machen. Schule war einfach ein muss. Leider.

Nachdem ich meine Tasche gepackt und die Anziehsachen die ich anziehen wollte aus dem Schrank herausgenommen hatte, machte ich mich schnell bettfertig, stellte meinen Wecker auf 7 Uhr und legte mich in mein warmes Bett.

Wenn Abigail mich auf das ''Gespräch'' mit Blake ansprechen sollte, würde ich ihr entweder sagen das ich ihn nicht gefunden hätte oder ich mit ihm darüber geredet hätte und er sich versucht zu ändern.

Ich wollte nicht das Abi weiter daran rumhackte, da ich selber überhaupt keine Lust auf das Thema Blake hatte.

Mit dem Gedanken zog ich meine Decke bis zu meinem Kinn hoch, drehte mich zur Seite und schloss meine Augen um endlich mal richtig schlafen zu können.

~*~*~*~

''Los, beeil dich! Ich will nicht schon am ersten Tag zu spät kommen nur weil du deinen hübschen Hintern nicht bewegen kannst!'', rief Abigail ungeduldig nach mir.

BrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt