Kapitel 94

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Mein Blick blieb bei Blake hängen, der neben Tom und Ryan stand und an der Wand gelehnt war.

Im Gegensatz zu seinen Freunden und allen anderen im Raum hatte er kein glückliches Gesicht, sondern starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen gedankenverloren auf den Boden. Er schien wie in Trance, als er sich durch seine Haare ging.

Was war denn los mit ihm?

Ich schaute ihn durchdringlich an, hoffte darauf, dass er seinen Blick hob und mir in die Augen schaute, aber nichts dergleichen geschah.

Komisch.

Wieso freute er sich denn nicht nach Hau-

Oh.

...

Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, als mir klar wurde, wieso er sich nicht freute.

Ich schlug mir innerlich mit der Hand gegen die Stirn.

Wieso hatte ich denn nicht vorher daran gedacht!!

Während ich mich seit Tagen darauf freute endlich wieder nach Hause zu kommen, hatte ich vollkommen vergessen, dass es bei Blake nicht so problemlos gehen würde.

Wie konnte ich das vergessen!

Das letzte Mal als er wieder zu Hause war, ist seine Schwester ums Leben gekommen und er hatte sich mit seinem Vater gestritten und geprügelt.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich daran dachte, wie er mit seiner aufgeplatzen Lippe, mit dem blauen Auge und den Kratzern in seinem Gesicht aus Wut sein Zimmer auseinandergenommen hatte.

Ein Schmerz machte sich bemerkbar, als ich an den Tag zurückdachte und wie zerstört und aufgewühlt er mich aus seinen Augen angestarrt hatte.

Das durfte auf keinen Fall noch einmal passieren!

Wer weiß, was dieses Mal passieren würde wenn er zu Hause ankommen würde. Obwohl ich seinen Vater nicht kannte, konnte ich mir vorstellen, dass er nicht ungestraft davon kommen würde, nachdem was das letzte Mal passiert war.

Ein Schauer jagte über meinen Rücken, allein bei der Vorstellung, dass er ihn krankenhausreif prügeln würde.

Das durfte ich auf keinen Fall zulassen!

Ich blinzelte schnell um die schrecklichen Gedanken loszuwerden und stellte geschockt fest, dass Blake nicht mehr da war.

Wo war er denn jetzt so schnell hingegangen?!

Ich blickte mich hektisch um, aber Blake war nirgendwo zu sehen.

Ich musste zu ihm.

Ich wusste, dass ich nicht wirklich viel machen konnte, ich meine es war eine Familienangelegenheit, aber ich konnte ihm vorschlagen ihn zu begleiten?

Das wäre das Mindeste was ich tun könnte und solange es ihm gut geht und er nicht wieder so hergerichtet wird, wäre alles gut!

Aber erst einmal musste ich ihn finden!

Ich drehte mich um und wollte gerade durch die Menschenmenge hindurch, als mich eine warme Hand am Oberarm packte.

''Wo willst du hin? Wir sind doch noch gar nicht fertig!''

''Ich muss kurz weg.'', meinte ich nur kurz gebunden und schüttelte Abis Hand ab, ehe ich mich komplett wegdrehte und mich durch die ganzen Mitschüler quetschte.

Sie rief mir noch hinterher, aber ich ignorierte sie und verschnellerte meine Schritte, um so schnell wie möglich aus der Aula zu kommen.

Ich würde Diana und sie einfach später fragen, was Mrs. Smith uns noch mitgeteilt hatte, aber Blake war hier gerade viel wichtiger.

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