Kapitel 49

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''Madi.''

Ihr Lächeln strahlte über ihr gesamtes Gesicht.

''Ich habe dich vermisst.''

Sie kam auf mich zu und umarmte mich fest.

''Mum.'', keuchte ich. Ich war wie gelähmt. Ihre Haut strahlte eine beruhigende Wärme aus und ich atmete ihren einmaligen Duft ein.

Sie wirkte so anders. Viel ruhiger und jünger, als sie es zu Lebzeiten noch war.

''Was machst du hier, Mum?'', fragte ich sie leise und konnte meine Augen nicht von ihr abwenden. Sie war so wunderschön. Wenn sie so vor mir stand konnte ich meinen Blick einfach nicht von ihr lösen. Ihre großen strahlenden Augen und ihr zartes Gesicht.

''Na, mit dir reden, was denkst du denn? Ich kann dich doch nicht alleine lassen! Du brauchst mich, mein Schatz, und ich werde für dich da sein.''

Ich starrte sie nur an, nicht fähig etwas zu sagen. Sie griff lächelnd nach meiner Hand und zog mich zu einer Bank in unserer Nähe.

Erst jetzt registrierte ich, wo wir waren.

Ich schluckte schwer.

Dieser Ort, diese Bank, hatte einfach viel zu viele Erinnerung mit meiner Mum auf sich. Als Kind spielte ich immer mit meinen Puppen auf dem Boden, während meine Mum mir lächeln zuschaute.

''Schatz hör mir zu. Du musst weiter leben, okay?''

Mein Herz raste in einem schnellen Rythmus. Der Schmerz in meiner Brust war einfach zu groß und zerfraß mich von innen, immer und immer weiter. Mein Herzzschlag war zu meinem persönlichen Rythmus geworden.

Bumm-bumm. Bumm-bumm. Bumm-bumm.

Bumm-bumm. Bumm-Bumm.

''Du musst.''

Mums Stimme war weicher als Seide.

''Spätzchen. Bitte sieh mich an.''

Nach einiger Zeit hob ich den Blick und sah meiner Mum in die Augen. Sofort war ich wieder wie gefangen.

''Lebe weiter. Bitte, Madison. Lebe für mich. Ich kann so viel in meinem Leben nicht mehr tun. Lebe dein Leben für mich. Schmeiß es nicht weg, es ist soviel wert! Sieh es als Geschenk an, du lebst, du bist gesund, du hast Freunde und einen Vater, die dich lieben und für dich da sind! Nur weil dein Vater jetzt eine neue Frau an seiner Seite hat, heißt das noch lange nicht, dass du für immer unglücklich sein wirst. Du musst auch deinen Vater verstehen. Er ist alleine. Er hat ein gebrochenes Herz. Du darfst nicht zu streng mit ihm sein. Er braucht seine Tochter noch. Würdest du nicht wollen das dein Vater glücklich ist? Und das ist er nur wenn du ihm sein Glück gönnst. Madison, du hast locker das Zeug dazu, das beste daraus zu machen. Wenn eine das schaffen kann, dann bist du das. Bitte, lass dich meinetwegen nicht unterkriegen! So blöd es auch klingt, dein Leben geht weiter, auch wenn ich nicht mehr da bin. Ich schaue dir von oben zu. Du bist ein starkes Mädchen. Mein starkes Mädchen.''

Sie lächelte leicht und wurde dann wieder ernst. Sie strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. ''Ich flehe dich an. Häng nicht zu sehr an der Vergangenheit. Es ist nur ein schwarzes Loch für dich. Lebe in der Gegenwart. Im hier und jetzt. Denn die Vergangenheit wird dich nicht weiter bringen. Ich habe es hier gut. Vermisse mich nicht zu sehr. Denke an mich, aber denke an mich mit einem Lächeln auf den Lippen. Denke an deine Mutter, die dir das Klavier spielen beigebracht hat. Denke an deine Mutter, der du durch deine bloße Anwesenheit ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hast. Behalte mich so in Erinnerung, wie ich war. Lass dir diese Erinnerung von niemandem nehmen und hüte sie wie ein Geheimnis, oder nein: wie ein Schatz in deinem Herzen. Nur weil ich nicht mehr lebe, heißt das nicht, dass ich nicht mehr bei dir bin. Im Gegenteil, jetzt bin ich noch viel näher bei dir, Madi. Du trägst mich in deinem Herzen. So lange du lebst. Ich liebe dich, mein Schatz. Du bist das beste was mir je in meinem Leben passiert ist. Du bist die beste Tochter die man sich nur wünschen kann.''

BrokenWhere stories live. Discover now