Uncool

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Für das Wochenende hatten ich und meine ganzen Freunde ausgemacht, dass wir ins Café gehen wollten. Ich war schon auf dem Weg zur Haustür, da sah ich, dass meine Schwester am Wohnzimmertisch saß und lernte. Sie saß da bestimmt schon seit drei Stunden! "Hey, Arya?" Sie sah zerstreut auf. "Was gibt's?", fragte sie. "Willst du nich mit ins Café? Mit Alex und Tay und co?" Sie grinste. "Meinst du mit co deine Freundin?" Ich wurde rot. "Woher...?" Sie lachte. "Das war ziemlich offensichtlich, du hast auf Wolke Sieben geschwebt." Ich kicherte nervös und sie klappte das Buch zusammen. "Okay, ich werd mitkommen. Mit zu deinen uncoolen Freunden. Aber danach muss ich nochmal an Physik." "Iiiiihhhh", sagte ich, "Physiiiik!" Sie lachte noch mehr. "Komm, du Honk, wir müssen jetzt gehen, sonst verpassen wir noch den Bus!", sagte sie. "Woher weißt du, wann der Bus fährt?", fragte ich verwirrt. "Oh", sagte sie nur, "ich hab da so meine Quellen." Ich sah sie einfach an. "Gar nicht komisch oder so", murmelte ich. Sie boxte mich und ich boxte spielerisch zurück. Ein Kampf entbrannte und obwohl ich viel stärker war, ließ ich sie, genau wie früher, gewinnen.

Als wir aus dem Bus ausstiegen, wurden wir bereits freudig erwartet. Melody wollte mich küssen, hielt dann aber inne, als sie Arya sah. "Melody, das ist Arya, meine Schwester, Arya, das ist Melody, meine...ähm, meine Freundin." Arya grinste sie an und umarmte sie sogar, während Melody etwas perplex aussah. "Nett, dich kennenzulernen", sagte sie steif. Ich war überrascht. Sie war doch inmer so gelassen? Naja, obwohl ich ja jetzt schon viele andere Seiten von ihr gesehen hatte. Ich bekam dann doch nur einen Wangenkuss, was ich leicht enttäuscht entgegennahm. Als wir im Café Platz genommen hatten, erschien sie aber wieder entspannter. Sie hatte auch schon ein bisschen mit meiner Schwester geplaudert. Wir saßen zu zweit auf einer Bank und Melody hatte einen Arm um mich gelegt. "Hey, was war denn vorhin los?", fragte ich und blickte zu ihr hoch. Sie küsste mich auf den Scheitel. "Naja, ich musste doch einen guten ersten Eindruck auf deine Schwester machen und ich glaube, sie hätte es nicht so toll gefunden, wenn ich dich geküsst hätte." Ich lachte. "Ja, du hast vermutlich recht." "Was tuschelt ihr Turteltäubchen denn da?", fragte meine Schwester grinsend. "Ach, wir haben nur gerade darüber geredet, dass Melody einen guten ersten- Aua!" Meine Freundin hatte mich geboxt und alle fingen an zu lachen. "Also wirklich!", sagte Arya, "nur ich darf meine Schwester schlagen!" Wir lachten noch mehr und alle waren gut drauf. Da kam auch schon das Bestellte und lachend und plaudernd aßen und tranken wir. Ich hatte mir nur einen Kakao bestellt, Melody einen Rotwein und die anderen Kaffee. Ich blickte meine Freundin tadelnd an. "Als einzige Alkohol hier? Tststs..." Sie grinste frech. "Ich bin halt die einzige, die damit umgehen kann." Jetzt war ich an der Reihe, sie zu boxen. Wir lachten den ganzen Abend lang, bis langsam alle gingen. Ich gab Melody einen Abschiedskuss und ging dann mit meiner Schwester in Richtung Bus. "Doch nicht so uncool, hm?", fragte ich grinsend. "Ach", sagte sie nur, "an die könnte ich mich tatsächlich gewöhnen."

Eine Lesbe kommt selten allein | ✅Where stories live. Discover now