Schneeballschlacht

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Ich dachte über mein Leben nach. Eigentlich hatte ich es ja echt gut. Ich hatte ein paar gute Freunde, eine Freundin und noch alle engen Familienmitglieder. Was will man mehr? Nun ja, vielleicht, dass mich die Familienmitglieder auch lieben? Aber man kann ja nicht alles haben...
"Avalon? Hallo, Erde an Avalon?" Mein bester Freund wedelte mit seiner Hand vor meinen Augen und riss mich so aus meinen Gedanken. "Äh, äh, ähmmm, hab ich was verpasst?" Ich starrte in meinen Kreis aus Freunden und alle brachen in schallendes Gelächer aus. Diesmal saß sogar Nicole wieder bei uns, sie hatte aber aufgehört, mit mir zu flirten. Dafür verstand sie sich plötzlich verdächtig gut mit Taylor. Melody legte eine Hand auf meinen Arm und sah mich besorgt an. "Alles in Ordnung bei dir?", fragte sie mit gerunzelter Stirn. Ich lächelte sie an. "Ja, alles gut, danke. Hab nur meinen Gedanken nachgehangen." Sie legte einen Arm um mich und ich fühlte mich wieder wohl. Wir saßen draußen auf Stühlen, die wir aus dem Schuppen der Schule herbeigeschafft hatten. Ich mochte diesen Platz ursprünglich, aber jetzt hasste ich ihn regelrecht, denn erstens war es Winter und saukalt und zweitens liefen hier immer wieder bescheuerte Jungs vorbei und versuchten, Melody auf den Arsch oder anderes zu schauen. Ich versuchte immer, sie davon abzuhalten, aber ich konnte ja schlecht sagen, sie sollten ihre perversen Blicke von meiner festen Freundin abwenden...naja, ich könnte schon... Beim gefühlt hundersten Typen, der schon dreimal vorbeigelaufen und ihr direkt auf den Arsch geschaut hatte, verlor ich die Beherrschung. Ich schnauzte ihn an: "Was glaubst du, wo du hinschaust?" Er drehte sich zu mir um. "Was willst du, Mädel?", fragte er genervt. Ich schluckte. "Ich hab dich gefragt, wo du glaubst, dass du hinschaust!" Er lachte hämisch. "Was geht dich das an?" Ich schnaubte. "Was mich das angeht? Ich verbiete mir zuzusehen, wie du dreimal hintereinander meiner - meiner festen Freundin - auf den Arsch starrst! Also mach ne Fliege!" Der Typ starrte mich leicht fassungslos an, schnaubte dann und wand sich zum gehen. Als ich mich wieder meinen Freunden widmete, wurde ich von allen mit offenem Mund angestarrt. "Hast du gerade...den Sohn des Schulleiters heruntergeputzt?" Ich wurde rot. "Ähm, ich würde jetzt nicht unbedingt 'heruntergeputzt' sagen..." Melody lachte laut auf und küsste mich auf den Mund. Ich entspannte mich und erwiderte den Kuss. "Iiiiiih, macht das woanders!", hörte ich Magnus empört rufen. Wir lachten alle. Melody aber schüttelte nur den Kopf, wackelte mit den Augenbrauen und zog mein Gesicht an meinem Kragen zu ihrem. Mein ganzer Körper wurde wieder von kleinen Blitzen überzogen und ich verlor mich ihn ihrer Berührung, bis ich spürte, dass nach uns geworfen wurde. Mit Schnee. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. "Hey!", rief Melody, "hast du etwa gerade meine Freundin abgeworfen?" Magnus grinste sie frech an und schon hatte er einen Schneeball im Gesicht. Alex konnte das natürlich nicht zulassen und warf gleich zurück auf Melody. Und schon entbrannte eine wilde Schneeballschlacht. Ich und Melody gegen den Rest. Man sollte meinen, dass sie uns wegen der Anzahl haushoch überlegen waren, aber ich und meine Freundin waren ausgezeichnete Werfer und ein super Team, während die Anderen ungeordnet und eher besser im Stolpern waren, weshalb sie am Schluss lachend um Gnade bettelten. Melody gab mir ein High-Five und beugte sich dann zu dem sich am Boden kullernden Magnus. "So, jetzt weißt du, wie es ist, wenn du mich beim Knutschen störst und dann sogar noch meine Freundin abwirfst!" Ich lachte und sie küsste mich noch einmal demonstrativ auf die Lippen und half dann den Anderen gnädigst auf. Lachend und voller Schnee machten wir uns dann auf den Weg in den Unterricht.

Eine Lesbe kommt selten allein | ✅Where stories live. Discover now