Neuzugang

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Als Tay weg war, schwirrte mein Kopf. Wenn Alex nicht stockschwul wäre, würde ich die beiden ja shippen, aber so war das schwierig. (Für die Leute, die nicht wissen, was shippen ist: Lebt ihr unter einem Stein?!) Ich machte mir Sorgen um Taylor, das ganze Thema schien sie echt fertig zu machen. Ich musste jemanden finden, der sie auch zurück mochte. Aber wen? Ich seufzte frustriert. Darüber konnte ich auch morgen noch nachdenken. Ich schaltete das Licht aus. Aber die Gedanken wollten nicht verschwinden. Da war auf der einen Seite Tay und auf der anderen Melody, bei der ich keine Ahnung hatte, wie ich mit ihr umgehen sollte. Was macht man denn, wenn dein Schwarm dich plötzlich küsst? Ich hatte keine Ahnung...

Am nächsten Tag kam ich (mal wieder) zu spät, weil dieser blöde Bus immer Verspätung haben musste. Das war quasi schon ein Ritual. Ich hasste es. Und da wir in der ersten Stunde die Kolb hatten, war ich noch weniger begeistert. Ich würde so einen Anschiss bekommen. Manno.

Und tatsächlich: Ich kam fünf Minuten zu spät und wurde erst einmal eine halbe Stunde abgefragt, weil ich, Zitat: Mich ja nur der Abfrage enthalten wollte. Ich war aber Gott sei Dank eine Einserschülerin in Englisch, weshalb die Rache ziemlich nach Hinten losging, da ich eine Eins kassierte. Also war es mir relativ egal. Als ich Platz nahm, sah ich, dass alle meine Freunde sich ins Fäustchen lachten. Alex klopfte mir grinsend auf die Schulter und von Melody bekam ich einen Wangenkuss als Preis. Ich genoss es in vollen Zügen. Bis Frau Kolb uns ermahnte, still zu sein, oder ein anderer von uns würde abgefragt werden. Alexander und Tay stand der Horror ins Gesicht geschrieben: Sie waren beide relativ schlecht in Englisch und hatten panische Angst vor Frau Kolb. Jetzt musste ich kichern. "Verzeihung, Frau Kolb!", sagte ich grinsend. Sie winkte ab. "Let's get back to the lesson..."

Die nächsten paar Tage passierte nicht wirklich etwas Spannendes, bis Alex an einem Freitag zu uns gerannt kam und uns atemlos etwas berichtete: "Leuteeeee!!! Da- Da ist ein- einer, der zwei Stufen unter uns ist und- und der hat sich gerade vor allen als schwul geoutet! Ihr hättet mal seine roten Wangen sehen sollen, die- die waren mega süüüüß!" Ich erschrak und warf einen Blick auf Tay, die jetzt ein bisschen blasser um die Nasenspitze war. "Okay, ganz ruhig, Alex, jetzt atme erstmal! Sonst stirbst du uns hier noch weg!" Nach einer Weile hatte er sich gefangen. "So und jetzt erzähl nochmal genau, was passiert ist", sagte ich. Melody grinste. Sie schien zu wissen, was jetzt kommen würde. Also begann Alex zu erzählen: "Also, wir hatten gerade Sport und die anderen Jungs haben sich wie üblich über Mädchen unterhalten, da kam der kleine Bruder von einem von denen rein und sie haben ihn bedrängt, indem sie ihn gefragt haben, auf wen er steht. Er hat immer gesagt: Auf niemanden. Aber sie haben es ihm nicht geglaubt und ihn weiter gedisst, bis er gesagt hat: Ich bin schwul! Er hat sich dann umgedreht und ist weggerannt, ihr hättet das Gesicht von dem Bruder sehen sollen! Ich bin total stolz auf den Kleinen, ich würde ihn gerne wiedersehen." "Ach, würdest du das gerne?", rief eine kleine, spitzbübische Stimme hinter ihm. Alex drehte sich um und wir lugten an ihm vorbei. Ich kannte den Jungen nicht, aber Alex' Wangen wurden rosa und er sagte: "Hi, ich heiße Alexander, und du? Die Aktion vorhin fand ich übrigens echt stark." Der Junge grinste. "Hey, Alexander, ich heiße Magnus. Ja, Magnus, das lateinische Wort für "groß". Und nein, ich fand die Aktion gruselig und ich hatte Angst." Ich grinste und streckte die Hand aus. "Dann bist du hier richtig, wir sind quasi die LGBTQIA+ Community dieser Schule. Und wir sind alle schon out. Wir helfen dir immer gerne." Magnus grinste Alex an. "Du bist auch schwul?" "Nein", antwortete der, "ich bin stockschwul!"

Eine Lesbe kommt selten allein | ✅Where stories live. Discover now