Ganz neu

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Als der Unterricht endlich vorbei war, erhoben wir uns alle und gingen beschwingt aus dem Schulgebäude. Ich umarmte meine Freunde zum Abschied und setzte meinen Weg fort. Als mich jemand an der Schulter antippte, zuckte ich erschrocken zusammen und drehte mich im Bruchteil einer Sekunde um. "Wow", sagte eine mir wohl bekannte Stimme belustigt, "du bist ja schreckhaft." Ich atmete aus, erwiderte aber nichts. Melody runzelte die Stirn. "Sorry. Uhmm, entschuldigung. Das war rude...ich meine..." Ich grinste. "Gemein? Rücksichtslos?" Sie sah zu Boden. "Nun ja, das wäre jedenfalls die korrekte Übersetzung ins Deutsche, aber...it's okay", sagte ich lächelnd. Sie sah wieder auf und erwiderte das Lächeln. Ich zwinkerte, nur um mich zwei Sekunden danach zu fragen, warum zur Hölle ich das getan hatte. Ein schelmisches Grinsen erschien in ihrem Gesicht. "Ich wollte mich nur für die Hilfe bedanken. Well, see ya later, alligator!", lächelte sie und trat so nah an mich heran, dass ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckte. Dann legte sie beide Arme um mich und umarmte mich. Ich spürte, wie mir zum dritten Mal an diesem Tag das Herz stehenblieb. Als sie sich von mir löste, drehte sie sich auf dem Absatz um und schlenderte katzenartig davon. Ich seufzte verträumt und machte mich auf den Weg nach Hause.

Ich öffnete beschwingt die Tür. "Hallo?", rief ich ins Haus. Keine Antwort. Meine Mutter war vermutlich im Bett und mein Vater noch in der Arbeit. Aber meine Schwester...? Ich schloss die Tür und warf meine Schultasche in die Ecke. Daraufhin öffnete ich den Kühlschrank und überlegte, was ich essen sollte. Ich entschied mich für Spaghetti und setzte einen Topf mit heißem Wasser auf. Plötzlich vibrierte mein Handy und ich sah auf den Display. Einen neue Nachricht von Unbekannt. Ich entsperrte das Smartphone und klickte auf die Nachricht.

Hallo Avalon! Ich bins, Melody. Ich wollte fragen, ob wir uns morgen vor der Schule treffen könnten, damit du mir den Raum zeigen kannst?

Mein Herz blieb stehen. Wie hatte sie meine Nummer herausgefunden? Okay, cool bleiben.

Ja, natürlich, ich helfe dir gerne. Darf ich fragen, woher du meine Nummer hast?

Ich wartete. Es waren die längsten zwei Minuten meines Lebens.

Danke. Ja, du darfst fragen.

Ich wartete, ob noch etwas kam, aber dann wurde mir klar, dass sie ein kleined Spielchen spielte. Ich entschloss mich, mitzuspielen.

Nun gut, woher hast du denn meine Nummer?

Fragte ich und wartete. Und wartete.

Das wüsstest du wohl gerne, hm?😉

Mein Mund klappte auf. Frech. Sehr frech. Ich erwischte mich dabei, wie ich grinste.

Das würde ich allerdings gerne.

Und wieder warten.

Tja, ich sags dir morgen in der Schule.

                   Ich seufzte. Na toll.

Ich war diesem Mädchen tatsächlich hoffnungslos verfallen.


Eine Lesbe kommt selten allein | ✅Where stories live. Discover now