Alles okay

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Am nächsten Tag ging ich nicht zur Schule. Zum einen, weil ich meine Probleme vor mir herschieben wollte, auf der anderen Seite, weil ich ziemlich angeschlagen war. Ich hatte mir irgendetwas eingefangen. Seufzend sah ich auf mein Handy. Einhundert Nachrichten und fünf Anrufe von Melody. Ich legte das Handy wieder weg, ich wollte nicht mit ihr reden. Ich war komplett verwirrt und verletzt. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie sie zuerst sauer auf mich sein konnte, weil ich undere Beziehung nicht in die Welt brüllen wollte und jetzt verleugnete sie uns vor ihrem Bruder! Wütend stapfte ich die Treppen zum Wohnzimmer hinunter. Ich war allein, da meine Eltern arbeiten und meine Schwester zum ersten Mal seit Langem wieder in der Schule war. Ich war wirklich stolz, denn sie bekam endlich wieder ihr Leben auf die Reihe. Ich saß mich vor den Fernseher und zappte durch die Sender. Bei SAT.1 GOLD blieb ich stehen, denn es lief grad "Mord ist ihr Hobby" (Werbung, Werbung!😂) Die Sendung war zwar alt, aber ich mochte sie wirklich sehr, denn sie hatte einfach so einen altmodischen Charme, den ich wirklich gerne ansah. Meine Freunde fanden das seltsam, aber das war mir relativ egal.
Als es fast aus war, klingelte es plötzlich an der Tür. Was? Wer konnte das sein? Ich schleppte mich zur Haustür und als ich sie öffnete, spürte ich, wie mein Herz sich zusammenzog. "Hey", sagte Melody. "Was willst du?", fragte ich genervt. "Naja, du warst heute nicht in der Schule und du beantwortest nicht meine Anrufe oder Nachrichten, also dachte ich, ich schau mal bei dir vorbei." Ich starrte sie fassungslos an. "Du willst jetzt nicht ernsthaft so tun, als wäre alles gut, oder?" Sie sah zu Boden. "Oder?", schrie ich fast schon regelrecht. Sie schluckte. "Es tut mir sehr leid, ich wollte das nicht, aber...meine Familie weiß nicht über mich bescheid und- und sie würden das nie akzeptieren." Sie tat mir leid. Aber ich wusste, dass ich jetzt stark bleiben musste. "Daran hättest du denken müssen, bevor du dir eine Freundin zulegst", sagte ich knapp und schlug ihr  die Tür vor der Nase zu. Ich sank gegen die Tür. Verdammt. Ich wollte doch mit ihr zusammen sein, aber nicht so! Da fiel mir auf, dass sie tatsächlich noch nie von ihrer Familie erzählt hatte. Noch nie. War sie denn so schlimm? Okay, bei ihrem Halbbruder konnte ich mir das schon irgendwie vorstellen, aber war das bei allen so? Ich schüttelte einfach nur müde den Kopf und ging zurück ins Bett.

Eine Lesbe kommt selten allein | ✅Where stories live. Discover now