Niemandem

4.8K 390 10
                                    

Ich musste dann doch wieder in die Schule, da es mir gesundheitlich besser ging und meine Mom mich zwang. Das war manchmal echt deprimierend. Also ging ich in die Schule. Ich bereitete mich mental schon darauf vor, was kommen würde: Eine traurige Freundin, drei nach meinem Zustand fragenden besten Freunde und eine Freundin, die mich nach einem Date mit einer anderen Freundin fragen würde. Klang doch schonmal nicht schlecht. Die erste Stunde war für mich die pure Hölle. Melody sah die ganze Zeit zu mir hinter und meine anderen Freunde (vor allem Alex) bombardierten mich mit Fragen. Ich saß einfach nur still da und versuchte, ruhig zu bleiben. Die nächsten zwei Stunden waren weniger schlimm, weil sowohl meine feste Freundin als auch meine Freunde es aufgegeben hatten. Und dann kam die Pause. Vor der hatte ich mich schon die ganze Zeit gefürchtet, denn da war kein Lehrer, der Ruhe von Alex und Tay verlangte und kein Unterricht, der Melody davon abhalten würde, mit mir zu reden. Also gesellte ich mich schnell zu Nicole, um mich zu verstecken. Was ordentlich nach hinten losging. "Und, hast du Tay jetzt gefragt?", wollte sie wissen. Verdammt, das hatte ich voll vergessen. "Hey, sorry, ich war gestern krank und hatte keine Zeit, ich mache es, sobald es geht, okay?" Sie nickte leicht enttäuscht. Da trafen mein und Melody's Blick sich und sie erstarrte. Und ich auch. Tja, jetzt war es wohl zu spät zum wegrennen. Sie kam zu uns rüber und sah Nicole feindseliger als sonst an. "Hallo Nicole, ich hoffe, du hattest einen schönen Tag und jetzt hau ab." Wir waren beide ziemlich überrascht von ihrer Ausdrucksweise, aber dann hob Nicole nur die Hände und machte sich aus dem Staub. Verräterin. Ich wandte mich mit genervtem Blick Melody zu. "Was ist?", fragte ich gespielt gelangweilt. Da sah ich es. Wut. Sie war noch nie wütend gewesen. Aber jetzt spiegelte sich in ihren Augen unbändige und unersättliche Wut. "Was ist? Was ist? Ich sag dir, was ist: Du ignorierst mich, knallst mir die Tür vor der Nase zu und dann lässt du mich nicht einmal erklären. Ich will dich nicht verlieren, Avalon, bitte hör mir nur zu!" Ich nickte. "Okay..." Sie schwieg. Und zwar eine ganze Weile. Geschlagen warf ich die Hände in die Luft und wollte mich umdrehen, da zog sie mich am Arm zurück und begann zu reden: "Mein Vater heißt nicht Silvermoon wie ich. Du kennst ihn bestimmt. Sein Nachname ist Shields und er ist einer der reichsten Männer Englands." Ich starrte sie mit offenem Mund an. Das war unmöglich. Oder doch nicht...? "Und wie soll ich dir das bitte glauben?", fragte ich, nachdem ich mich wieder eingekriegt hatte. Sie sah mich ernst an. "Ich sage die Wahrheit. Ich gehe hier auf die Schule, weil wir Kinder ihnen grundsätzlich ziemlich egal sind und meine Eltern sich nur für sich, Geld und Macht interessieren. Ich lebe bei Trevis, der manchmal, wenn er betrunken ist, einfach ausholt und da kann es passieren, dass ich mal ein blaues Auge bekomme. Ich habe dir davon nichts erzählt, weil ich wollte, dass du mich einfach wegen mir liebst und weil ich nicht wollte, dass du irgendwie in Gefahr gerätst. Du musst mir versprechen, das niemandem zu erzählen. Niemandem. Nicht einmal Alexander oder Taylor." Ich schluckte und sagte das nächstbeste, das mir einfiel: "Achso, du glaubst also, ich liebe dich?" Ich zog eine Augenbraue hoch und ich sah, wie ihre Schultern sich sichtlich entspannten. Sie lachte. "Wie könnte man mir denn nicht komplett verfallen?" Ich musste auch lachen und verdrehte die Augen. "Ach, ich wüsste da schon-" "Hey!" Sie boxte mir in den Arm und wir mussten noch mehr lachen. Da kamen auch endlich meine anderen Freunde und sie schienen auch froh, dass wir uns wieder vertragen hatten.

Eine Lesbe kommt selten allein | ✅Where stories live. Discover now