Trevis

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Jetzt ging es mir tatsächlich fast ganz gut. Fast. Denn da war noch das Problem mit Tay, das sich noch verschlimmerte, als Nicole zu mir kam und mich das fragte: "Okay, bitte sag das nicht Taylor weiter, aber ich würde sie gerne auf ein Date einladen, glaubst du, sie würde ja sagen?" Ihre Augen leuchteten erwartungsvoll. Oh scheiße. Ich hatte keine Ahnung, ob sie Alex noch mochte oder ob es inzwischen Nicole war. Ich wusste nicht einmal mehr, ob sie hetero war oder nicht. Manchmal war sie echt ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Also stotterte ich nur hilflos: "Äh, ähm, keine Ahnung, ich werde versuchen, was rauszufinden?" Nicole nickte, sie schien zufrieden mit der Antwort. "Hallo, Nicole." Zwei Arme legten sich von hinten um meine Hüften und ich wusste sofort, wer es war: Melody. Ich ließ mich in die Umarmung sinken. Sie und Nicole verstanden sich noch immer nicht wirklich, aber sie konnten einander wenigstens tolerieren. Wenn ich nicht wäre, könnten sie vermutlich die besten Freunde sein. Ich sah, wie schon wieder ein Junge demonstrativ auf Melodys Po sah und spannte mich an. Melody aber lächelte ihn mit dem schelmischsten Lächeln der Welt an und küsste mich auf die Wange. Ich schnurrte zufrieden und ich spürte ihr Lächeln an meiner Wange. Nicole schien das alles ziemlich peinlich zu sein, also ergriff ich wieder das Wort: "Wie gesagt, ich forsche mal nach, aber jetzt muss ich leider nach Hause." Ich löste mich aus Melodys Griff und nahm stattdessen ihre Hand. "Worum ging es da?", fragte sie neugierig. "Ach, nichts Wichtiges", versuchte ich es so beiläufig wie möglich abzutun. Sie sah mich noch einmal an und wandte dann den Blick ab. Ich spürte, wie ihr ganzer Körper sich anspannte, als ein schwarzer Mercedes vorfuhr. Ich verspannte mich auch. Das war derselbe wie der, in dem sie mit blauem Auge zur Schule kam. Ich nahm ihre Hand fester, als der selbe Typ wie damals ausstieg und uns direkt anstarrte. Melody ließ meine Hand los. "Avalon, du...du solltest jetzt gehen." Ich schüttelte energisch den Kopf. "Ich lasse dich sicher nicht nochmal mit dem alleine!" Sie lächelte sanft. "Bis morgen." "Nein, warte!" Sie wollte gehen, aber ich hielt sie zurück. "Wir sind jetzt ein Paar und das heißt, wir passen aufeinander auf!", sagte ich voller Überzeugung. Ihr Blick war voller Schmerz. "Bitte, Avalon..." Ich schluckte. Für ihre Sicherheit! Ich ging direkt auf den Typen zu, bis ich vor ihm stand. Er überragte mich mit über zwei Köpfen und seine Schulter waren doppelt so breit wie meine. Er trug eine Sonnenbrille und hatte eine Militärfrisur. Da stand Melody auch schon hinter mir. "Avalon...begrüße meinen Halbbruder Trevis." Ich drehte mich fassungslos zu ihr um. "Halb...bruder?" Sie sah zu Boden. "Hey", schnaubte Trevis. Ich sah ihn an. "Ähm, hallo, ich heiße Avalon." Er sah zu Melody. "What'che sain?" Ich hatte noch nie so einen krassen Akzent gehört, aber es hieß wohl: "Was sagt sie?" Ich schluckte, als Melody kurz übersetzte. Er grunzte und nickte mir zu. Er streckte seine Hand aus. "Trevis." Ich nickte zurück und nahm die Hand. Er drückte viel fester als nötig und ich biss mir auf die Lippen, um nicht loszuschreien. Er beugte sich zu mir hinunter. "Stay'way from ma sis, gottit?" Ich starrte ihn fassungslos an. "I don't think so, she's my-" Melody unterbrach mich schnell. "Friend. I'm her friend." Ich drehte mich noch einmal um. Was sollte das? Da sagte Trevis: "Dun care." Ich schluckte meine Wut hinunter. Was der Typ sagte, war mir egal, aber dass Melody uns leugnete? Vor ihrem eigenen Bruder? Frustriert drehte ich mich weg und ging, so schnell es mir möglich war, davon. Ich hörte meine Freundin noch rufen, aber das war mir in dem Moment ziemlich egal. Ich lief weiter, ohne noch einmal zurückzusehen.

Eine Lesbe kommt selten allein | ✅Where stories live. Discover now