Kapitel 43

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Da es ja schon etwas länger her ist (sorry, mein Leben dreht sich momentan nur um Schule, Geburtstage und meinen Abschlussball, der am Samstag stattfindet xD), kommt hier eine kleine Erinnerung, was zuletzt geschah:

#belly ist seit ca. zwei Monaten getrennt. Ben leidet. Mike versucht ihn mit Videospielen aufzumuntern, hat ihm allerdings gerade gebeichtet, dass er Ally in der U-Bahn getroffen hat. VORHANG AUF:

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„Hat Ally sonst noch was gesagt?" Ich hatte ein bitteres Gefühl im Magen, als ich Mike diese Frage stellte.

„Jap." Mein Mitbewohner machte eine Pause und starrte ausweichend auf den Bildschirm vor uns. Diablo III hatte ich allerdings schon völlig vergessen. „Sie war... recht gesprächig. Unter anderem hat sie mir erzählt, dass sie gerade unterwegs zu einer Therapiestunde ist."

„Therapie?", fragte ich ungläubig nach. „Wieso sollte Ally in Therapie gehen?"

War irgendwas passiert, wovon ich nichts wusste? Sollte ich wissen, worum es ging? War ich nicht für sie da gewesen? Ging es ihr inzwischen gut?

Scheiße, mache ich mir jetzt ernsthaft auch noch Sorgen um sie?

„Ich weiß nicht, wieso", meinte Mike bloß und zuckte mit den Schultern. „Sie hat aber irgendwie ruhiger gewirkt. Als wäre sie eher mit sich im Reinen oder so, scheint also was zu bringen, Mann... aber ich glaube... Ach, nein, vergiss es."

„Was glaubst du?!"

Und jetzt bemerkte ich erst, wie wütend ich eigentlich war.

Wütend, da Ally mich einfach so aus ihrem Leben gestrichen hatte. Wütend, da ich zwei Monate lang gedacht hätte, sie hätte es wegen Mason getan. Wütend auf mich selbst, weil ich all das einfach zugelassen hatte. Wütend, weil diese Welt und das Schicksal oft einfach nur Hurensöhne waren.

Wütend, weil Mike in diesem Moment nicht mit der Sprache herausrücken wollte.

„Mike. Was?", wiederholte ich die – zugegeben nicht besonders intelligent formulierte – Frage ungeduldig.

„Ich glaub, sie hat noch nicht mit dir abgeschlossen", sagte er schnell und hob abwehrend die Hände, als erwartete er, ich würde ihm im nächsten Augenblick meinen PlayStation-Controller an den Kopf knallen.

Reflexartig meldete sich ein hoffnungsvolles Kribbeln in meinem Bauch und ich hasste mich selbst dafür.

Zum Ausgleich setzte ich eine düstere Miene auf und verschob die Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen auf später. Ruhig bleiben. „Wieso denkst du das?"

„Sie hat eben einfach interessiert gewirkt. Und ich glaube nicht, dass sie so gesprächig war, weil sie mich besonders sympathisch findet. Wahrscheinlich hat sie gehofft, dass ich dir davon erzähle." Mike kratzte sich kurz am Kinn. „Sonst hätte sie sicher nicht erwähnt, dass sie einen ziemlichen Streit mit ihren Eltern hatte und sie seit über einem Monat keinen Kontakt mehr zu ihnen hat. Und das mit Mason hätte sie sonst wahrscheinlich auch eher für sich behalten. Ich glaube, sie will, dass du es weißt."

„Und wieso sagt sie mir das nicht selber?"

„Pfff... Woher soll ich das wissen? Bestimmt so eine schräge, unlogische Frauensache. Denkst du nicht ihr solltet euch einfach mal treffen? Euch aussprechen?"

Vielleicht nahm sie der Streit mit ihren Eltern ja so mit, dass sie sich eine Therapeutin gesucht hatte? Das taten doch mehrere Leute – einfach, um mit jemandem zu reden, der ein Außenstehender war und einen nicht verurteilte.

Aber es brachte nichts, sich jetzt in Theorien zu vergraben, die ich weder bestätigen, noch widerlegen konnte. Wenn ich ehrlich war, war ich sowieso noch mitten im Trennungsprozess und damit hatte ich alle Hände voll zu tun. Gerade jetzt sollte ich mein Pistazienmädchen so weit aus meinem Kopf verbannen, wie man jemanden verbannen konnte.

Ich wollte sie in diesem Augenblick nicht einmal sehen. Oder?

„Ben? Was denkst du?", holte Mike mich aus meinen Gedanken zurück.

„Wir sollten endlich diese Dämonen loswerden", antwortete ich, drängte alle Gefühle zurück und schloss den „Pause"-Bildschirm bei Diablo III.

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„Und damit sind wir eigentlich am aktuellen Stand..."

Nicky.

Ben verstummte und für einen Moment dachte er an nichts mehr, als an ihr trauriges Lächeln, das er im spärlichen Licht der Straßenlaternen kaum ausmachen konnte. Er hatte ihr das alles nicht erzählt, weil er Mitleid wollte. Nein. Sie hatte ihn gefragt – und sie sah trotz allem immer noch nicht so aus, als würde sie die Frage bereuen.

„Weißt du...", setzte sie an. „Weißt du denn jetzt, was du fühlst?"

Sie sah ihm dabei in die Augen und sein Herzschlag geriet für eine Sekunde aus dem Takt.

Er lachte leise, um das komische Gefühl abzuschütteln. „Nein, absolut nicht."

In Nickys Kopf überschlugen sich mehrere Möglichkeiten, wie diese Nacht noch ausgehen könnte. Sie war so aufgeregt, wie lange nicht mehr, doch gleichzeitig wusste sie nicht, wieso überhaupt. Denn eigentlich hatte ihr Bens Antwort nicht geholfen.

„Und jetzt?", fragte sie mit gesenkter Stimme und hielt den Augenkontakt. Verdammt, was tat sie da eigentlich?

„Gute Frage." Ben hatte die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben und bei seinen Worten bildeten sich kleine Wölkchen vor seinem Mund. „Du hast mir noch nicht verraten, was du zu Weihnachten machst."

Mittlerweile erwartete er das Schulterzucken von ihr bereits. „Naja, wir haben auf jeden Fall über die Feiertage hier geschlossen. Wahrscheinlich gehe ich morgen auf die jährliche Weihnachtsparty von einer Freundin. Letztes Jahr war es zwar ziemlich langweilig, aber wer weiß? Vielleicht ergibt sich ja ein Weihnachtswunder."

„Ja, vielleicht." Ben drehte den Kopf und seine Augen wanderten gen Himmel. „Vielleicht gibt's ja für uns beide ein kleines Wunder."

Während er da so stand und verloren die Weihnachtsbeleuchtungen in den Fenstern des gegenüberliegenden Wohnhauses betrachtete, fasste Nicky einen Entschluss. Zwei Schritte genügten, um direkt neben ihm zu stehen. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und drehte ihn in ihre Richtung. Alle Höflichkeitsfloskeln waren in den Hintergrund gerückt und es war ihr egal, was sich gehörte und was nicht. Ihr war egal, dass man jemanden, den man erst seit wenigen Stunden kannte, vermutlich nicht küssen sollte. Zumindest nicht, wenn man nüchtern war. 

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Das hier war das kürzeste Kapitel in ganz PzF. 
Und das letzte.
Ich bin so leer.

Der Epilog ist schon geschrieben, wird aber wohl noch überarbeitet. und kommt wahrscheinlich am Freitag. Ich weine schon mal. 

Pistazieneis zum FrühstückWhere stories live. Discover now