Kapitel 11

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‚Nur zu deiner Info: Ich hab am Freitag eine wichtige Prüfung. Was so viel heißt wie „Ich verkrieche mich die ganze Woche über in meinem Zimmer und kann keine Ablenkungen gebrauchen". Hast du mich verstanden, Hunter?'

Ich las Allys Nachricht auf meinem Handy erst am nächsten Morgen, sah aber, dass sie sie noch letzte Nacht gesendet hatte. Beim Gedanken an gestern musste ich schmunzeln. Es war schön. Wirklich, wirklich schön. Aber ich war ein Hosenscheißer – zumindest laut Mike. Irgendwie verstand ich sein Argument ja: Es wäre der perfekte Moment gewesen, um irgendeinen direkten Annäherungsversuch zu starten. In einer sternenklaren Nacht auf dem Dach eines Hochhauses – eine noch kitschigere Lokation wäre schwer zu finden. Trotzdem sprach Ally erst seit Montag mit mir. Sechs mickrige Tage, die sich bedeutsamer anfühlten als ein ganzes Leben.

Ich überflog die Nachricht nochmal und antwortete dann: ‚Also kannst du dich in meiner Anwesenheit nicht konzentrieren? Ist notiert.'

Nicht mal eine Minute später vibrierte mein Handy. ‚Bleib mir einfach vom Leib, dann bin ich glücklich.'

‚Autsch...'

‚Ben?'

‚Ja?'

‚Danke.'

Und schon wieder weckte sie in mir das Gefühl, dass mehr hinter ihren Worten steckte als es den Anschein hatte. Aber ich fragte nicht nach, wofür sie sich bedanken wollte. Es würde nur darin enden, dass ich wieder nach ihren Problemen fragte und das war scheinbar das letzte, was sie im Augenblick wollte.

„Ally?", fragte Mike plötzlich. Er war ins Wohnzimmer getreten, ohne dass ich es bemerkt hatte.

„Jap."

„Schon wieder?"

Immer.

„Keine Sorge. Für den Rest der Woche hast du deine Ruhe, was das angeht. Sie muss lernen", antwortete ich stattdessen und erst da wurde mir das Ausmaß dessen bewusst. Eine Ally-freie Woche. Was war nochmal das Gegenteil von Freudensprüngen? Sollte ich mich aus Frust im Boden verbuddeln?

„Okay..." Mike schien aus meiner Miene nicht ganz schlau zu werden. „Geht's dir gut?"

„Klar." Das meinte ich auch so. Klar, es hätte besser sein können, aber ich würde die Woche schon überleben. „Dir?"

„Sie mich an, Mann. Ich bin pure Energie, Motivation und Glück in einem." Er grinste so bescheuert wie nur möglich. „Lass uns heute zu dieser Studentenparty gehen. Du kannst dich nicht nur auf dieses eine Mädchen fixieren... Sie bringt dich noch um den Verstand. Immerhin hast du trotzdem dein eigenes Leben. Mach was draus, Mann! Heute. Bei der Party!" Mike war Feuer und Flamme und zappelte wild herum, sodass seine blonden Haare auf und ab wippten.

„Ermutigst du mich grad dazu, irgendeine Fremde abzuschleppen, obwohl Ally..." Ja, was denn nun eigentlich?

„Existiert?", half mir Mike auf die Sprünge. „Benjamin! Du bist nur einmal jung. Lass uns einfach hingehen und Spaß haben – ich befehle dir ja nicht, gleich der Erstbesten dein Bett vorzustellen... aber... man weiß nie, was sich ergibt."

„Und so was wie du hat eine Beziehung?" Ich lachte. Wenn Carina unser Gespräch nur hören könnte.

„Carina und ich sind beide erwachsen. Wir haben geklärt, wie das abläuft", meinte Mike selbstsicher.

„Achja? So wirklich darüber geredet, dass ihr es auch mal ab und zu mit anderen treibt? Und sie findet das okay?", fragte ich skeptisch.

„Äh, naja... Sagen wir mal, wir wissen, dass-"

Pistazieneis zum FrühstückWhere stories live. Discover now