Kapitel 39

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„Denkst du eigentlich, dass du machen kannst, was du willst, ohne Rücksicht auf mich zu nehmen? Bei Gott, Ally, ich war krank vor Sorge!" Liz stand nun bestimmt seit zehn Minuten in unserer Wohnung und schimpfte, was das Zeug hielt. „Und DU!" Ich zuckte zusammen, als ihr Zeigefinger verurteilend in meine Richtung schnellte. Hätte sie mich mit einem Dartpfeil beworfen, hätte es vermutlich dieselbe Wirkung auf mich gehabt. „Wieso warst du nicht zu erreichen? Ich hab dich angerufen. Oft!"

„Liz..." Ich stöhnte und hielt mir den Kopf. Verdammt, es war acht Uhr morgens an einem Samstag. Musste sie da schon so ein Theater veranstalten? „Wir waren gestern einfach lang unterwegs und haben geschlafen, bis du gerade vorhin ein Klingelkonzert veranstaltet hast."

Sie schnappte nach Luft und erinnerte mich dabei an einen nervösen Fisch. „Was hättet ihr denn getan, wenn ihr an meiner Stelle gewesen wärt? Adam und ich gehen auf das Konzert, während Ally zuhause bleibt und sich bemüht, nicht unser ganzes Zimmer mit ihrem Erbrochenem zu verseuchen. Zwei Stunden später bin ich wieder da und – huch: das Bett ist leer. Ich hab dir geschrieben, Ally. Hab dich angerufen. Hab Ben angerufen. Ich hab sogar mit Mike telefoniert, aber er hatte wie immer auch keine Ahnung von irgendwas. Wo warst du?"

„Unterwegs." Ally verdrehte die Augen. Liz und sie hatten eine ziemlich komplizierte Mutter-Tochter-Mitbewohnerinnen-Freundinnen-Beziehung. Anders konnte ich es nicht beschreiben. „Und ich hatte keinen Akku mehr."

„Du hättest mir trotzdem Bescheid sagen müssen", wiederholte Liz. „Wärst du denn umgekehrt einfach nur herumgesessen und hättest nichts getan, obwohl du keine Ahnung hast, wo ich stecke? Während ich krank bin?"

„Verdammt, ich hab keine Lust mehr, mir das anzuhören! Wir waren gestern mit Mason in einer Bar. Mit dem wundervollen, perfekten Mason!", platzte ich heraus. Meine Stimmung war nicht gerade die beste und mit jedem Wort, das der rosenkranztragende Kontrollfreak von sich gab, wurde der Himmel über mir grauer. „Schalt einfach einen Gang runter, Liz. Es ist nichts passiert, wir sind alle erwachsen und können auf uns selbst aufpassen. Und die Sushigeschichte war nicht einmal wahr – Ally wollte nur nicht mit auf das Konzert von diesem einschläfernden Streichquartett."

„Was?"

„Ben!"

Abwehrend hob ich die Hände. „Ist doch so." Bevor ich noch irgendetwas ausplaudern oder mich über Mason aufregen konnte, wandte ich mich säuerlich ab. „Ich bin müde. Ich geh wieder ins Bett."

Ich fühlte mich wie der ärgste Teenager. Aber ich hatte allen Grund dazu, schließlich wollte meine Freundin mir nicht erklären, was zwischen uns nicht stimmte und ihr Ex drängte sich wieder in ihr Leben, obwohl er wusste, dass sie mit mir zusammen war. Nachdem wir gestern nach Hause gekommen waren, hatte ich Ally noch einmal darauf angesprochen. Aber als ich sie fragen wollte, wie sie zu Mason stand, blockte sie vollkommen ab.
Ich bin mit dir zusammen. Verlangst du wirklich, dass ich mir da den Kopf darüber zerbreche, ob ich noch etwas für meinen... für Mason empfinde?

Weiter kam ich nicht. Konnte ich das verlangen? War es überhaupt sinnvoll oder würde ich mir damit am Ende nur ins eigene Knie schießen?

Als ich meine Zimmertür hinter mir ins Schloss krachen ließ, hoffte ich, damit auch den ganzen Scheiß auszusperren. Dummer Mason. Dumme Liz. Dumme Welt. Wieso musste ich ständig daran denken, wie Mason Ally angesehen hatte? Wollte sie ihn immer noch? Bereute sie, dass sie mit mir zusammen war?

„Hey..." Vorsichtig öffnete Ally die Tür, aber ich vergrub mein Gesicht nur noch tiefer in meinem Kopfpolster. „Alles okay?"

Jetzt drehte ich mich doch zu ihr rüber und lachte spöttisch auf. „Klar, und bei dir? Hat Mason dir wieder geschrieben?" Was ist bloß los mit dir? Das macht es nicht besser, Ben.

Pistazieneis zum FrühstückDonde viven las historias. Descúbrelo ahora