Kapitel 14

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Die Lichter waren bereits gedimmt und eine Werbeanzeige für Katzenfutter wurde an die Leinwand projiziert, als wir den Kinosaal betraten. Mit zwei Tüten Popcorn bewaffnet folgte ich Ally die paar Stufen hinauf zu unseren Plätzen. Der Proviant brachte mir allerdings nichts – als ich stolperte und der Länge nach mit einem lauten RUMMS hinfiel. Ein brennender Schmerz kroch durch meine Knie, die den Sturz abgefedert hatten, und ich verspürte ein komisches Ziehen in der Schulter, da ich meinen Oberkörper irgendwie verdreht hatte, um so viel von dem Essen zu retten wie möglich und es nicht unter mir zu begraben. Ich verkniff mir diverse Schimpfwörter, die mir auf der Zunge lagen.

Natürlich ruhten jetzt mehrere Augenpaare auf mir. War ja klar. Ich musste echt ein nettes Bild abgeben – toter Tollpatsch im Popcornregen. Man hätte mich in einem Gemälde verewigen sollen.

Ally – und ein paar andere Kinobesucher – lachten und auch ich grinste bloß und sah über den kurzen Schmerz hinweg.

„Tja... Was soll ich machen, wenn du so umwerfend bist?", meinte ich laut genug zu ihr, nachdem ich mühevoll wieder aufgestanden war.

Sie ging nicht auf meine Frage ein, sondern sah mich beleidigt an. „Du schuldest mir Popcorn."

„Die sind doch noch essbar!"

„Ja, schon, aber es ist nicht mehr alles drin. Ich werde also weniger essen können, als ich bezahlt habe."

„Ally... Ich hab dich eingeladen", bemerkte ich, obwohl ich wusste, dass sie sich nur zum Spaß beschwerte.

„Oh." Sie lachte und ließ sich auf einen gepolsterten Sitz fallen. „Hoppla. Stimmt... Aber du schuldest mir trotzdem irgendwann eine ganze Portion."

„Wer ist jetzt der Idiot von uns beiden?" Ich grinste sie an und reichte ihr ihr Popcorn.

Sie grinste zurück. „Du. Du wirst es immer sein, Hunter."

Der Film fing an und wir stellten unser Gemurmel ein. Hin und wieder huschte mein Blick nach rechts zu ihr. Ganz gebannt starrte sie auf die Leinwand und sog jede Faser der Handlung in sich auf. Es faszinierte mich, wie sie Geschichten, die ihr nicht gehörten, zu ihren eigenen machen konnte. Einfach indem sie diese las oder ansah.

Ungefähr zwei Stunden später war Split zu Ende und wir trotteten langsam hinaus.

„Ich mag Hedwig. Und Barry", murmelte Ally glücklich vor sich hin. „Es ist echt unglaublich, wie dieser eine Schauspieler dreiundzwanzig Persönlichkeiten darstellen kann. Das ist einfach... Wahnsinn!"

„Ja, er macht das wirklich genial", stimmte ich ihr zu, auch wenn ihre Begeisterung meine toppte. „Willst du jetzt dein Popcorn?"

„Bloß nicht! Ich glaub, dann muss ich kotzen."

„Okay", murmelte ich. Das war wohl nichts. „Wir könnten uns aber noch in das Café nebenan setzen?"

Sie überlegte kurz. „Ja, klingt gut. Wieso nicht?"

Ich zog an der Tür und angenehm kühle Luft schlug mir entgegen. „Mylady", forderte ich Ally auf, hindurch zu gehen.

„Vielen Dank, Sir." Ich folgte ihr in die dunkle Nacht hinaus und wir schlenderten Richtung Café.

„Wonach ist Ihnen an diesem Abend, wenn ich fragen darf?"

„Nun..." Sie fuhr ebenfalls in albern hoher Tonlage fort. „Ich wäre wohlgesinnt, mich mit Ihnen an einer Tasse Tee gütlich zu tun."

Ich hob abwehrend die Hände in die Höhe. „Gut, du hast gewonnen. Ich gebe mich kampflos geschlagen. Was seltsame, hochgestochene Ausdrucksweisen angeht, bist du die Nummer eins."

Pistazieneis zum FrühstückWhere stories live. Discover now