Kapitel 13

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„Wow. Was ist bloß aus meinem Bruder geworden, der sich maximal zwei Wochen lang für ein Mädchen interessiert hat? Bist du endlich erwachsen geworden?" Fiona zog eine Augenbraue hoch.

„Keine Ahnung. Und jetzt... lass das. Wir müssen nicht weiter drüber reden." Wieso es mir so unangenehm war, mit ihr über Ally zu reden, wusste ich nicht, doch ich vermied es, meine Schwester anzusehen.

„Gut... Aber was auch immer sie für Probleme hat, nutz sie nicht aus. Und gib ihr Zeit, ja? Sei ein Gentleman, Ben." Als ob sie mir das erklären müsste. „Schon klar - das weißt du alles selbst. Sie hat Glück, wenn das mit euch beiden was wird. So gern ich auch schlecht über dich rede, so ungern muss ich mir eingestehen, dass du auch gute Seiten hast."

„Ich glaube, das ist das erste Mal, dass du mir ein Kompliment gemacht hast."

„Keine Sorge", sagte Fiona. „Das wird nicht zur Gewohnheit, Bruderherz."

„Hoffentlich", jetzt fiel auch mir das Lächeln hundertmal leichter.

Als wir ein paar Stunden später alle vor einem Teller dampfendheißer Lasagne am Esstisch saßen, war ich wirklich glücklich, mal wieder zuhause zu sein. Ungeduldig stopfte ich mir einen Bissen in den Mund und verbrannte mir die Zunge.

„Ahhh..."

„Zwanzig Jahre alt und immer noch zu unfähig zum Essen?", zog mich Dad auf.

„Klar, Dad. Vielleicht geh ich damit irgendwann zum Zirkus", antwortete ich schwach. Das Brennen in meinem Mund beanspruchte meine Gedanken zu sehr für eine bessere Retourkutsche. Ja, okay. Mir wäre wohl sowieso nichts Besseres eingefallen.

„Und Ben? Hast du wieder ein paar tolle Fotos, die wir ausarbeiten sollen?", mischte Mum sich ein, um einen sowieso nicht ernsten Streit zu verhindern.

„Hm...", machte ich bloß. „Ein paar, vielleicht."

„Du kannst sie mir ja nachher zeigen." Mum war definitiv mein größter Fan, was das Fotografieren anging - und auch mein einziger. Mit ihrer Kunstbegeisterung war es ja auch kein Wunder, dass sie jedem stolz unter die Nase rieb, dass ihr Sohn Fotograf war. Nur, dass ich noch studierte und nicht erfolgreicher als ein Hobbyfotograf war, musste natürlich niemand wissen. „Und dann schauen wir, welche wir ausarbeiten lassen."

„Glaubst du nicht, dass ich das inzwischen selber erledigen kann?", fragte ich. Sie behandelte mich manchmal immer noch wie ein Baby.

„Oh." Es war ein gekränktes „Oh". Das verzweifelte „Oh" einer Mutter, die gebraucht werden will. Verdammt. „Ja, doch. Sicher. Mach ruhig."

Ich spürte schon, wie sich Dads strenger Blick durch meine Haut bohrte. „Mum... So war das nicht gemeint... Deine Hilfe dabei ist wirklich super. Ich meinte nur, dass es in der Stadt vielleicht schneller erledigt ist und will dir die Mühe nicht aufhalsen... Aber-"

Fiona fiel mir ins Wort: „Hast du Fotos von Ally?"

Elende Verräterin. Nie wieder würde ich ihr auch nur irgendwas erzählen.

„Ally?", fragten meine Eltern wie aus einem Mund neugierig. Mums verletzte Gefühle waren sofort vergessen. Ihre Augen hatten dieses hoffnungsvolle Schimmern, das sie immer gehabt hatte, wenn sie mich mit der Tochter ihrer besten Freundin verkuppeln wollte.

„Nein, ich hab kein Bild von ihr." Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, fiel mir ein, dass das nicht ganz stimmte. „Kein richtiges... Ich meine... nicht wirklich."

„Hast du jemanden kennengelernt?" Das alberne Grinsen im Gesicht meiner Mutter gab mir ein ungutes Gefühl. Ich spürte bereits, wie ich rot wurde und wenn das passierte, musste ich wohl nicht mal auf ihre Frage eingehen.

Pistazieneis zum FrühstückWhere stories live. Discover now