„Klar." Er grinste schwach. „Also... Ich hab irgendwie vermutet, dass du im Silver's bist. So viele Möglichkeiten gab's ja nicht, wo du stecken könntest. Also bin ich in die Bar gegangen und hab dich gesucht – wer hätte gedacht, dass an einem Montag so viel los sein kann..." Mike schüttelte den Kopf. „Oh Mann..." Dann machte er eine Pause, um den Kaffee aufzugießen. „Jedenfalls hat's etwas gedauert, bis ich dich gefunden habe. Wahrscheinlich war es so um zwei oder halb drei. Du warst... nicht gerade gut drauf." Seine Miene verdüsterte sich. „Und hast ziemlich wirres Zeug gebrabbelt. Außerdem hast du gestunken wie ein Komposthaufen. Mann. Es war nicht leicht, dich nach Hause zu zerren, aber irgendwie hab ich's geschafft. Hab dir einen Kübel neben's Bett gestellt und dich dazu überredet, wenigstens die Anzughose und die Jacke auszuziehen." Er sah mich nachdenklich an. „Mehr weiß ich auch nicht."

Ein Funken Erleichterung kam über mich. So schlimm klang das alles doch gar nicht mehr... zumindest versuchte ich mir das einzureden.

„Danke, Mike. Du bist der beste."

„Weiß ich doch, du Idiot. Und jetzt erzähl von gestern. Was ist zwischen Ally und dir passiert?", forderte er ungerührt. Wieso konnte er es nicht einfach vergessen?

Ich seufzte tief und nahm dankbar einen Schluck von dem Glas Wasser, das mein bester Kumpel mir nun brachte. „Sie hat erzählt, dass Mason sie gefragt hat, ob sie mit ihm nach Paris zieht." Die Übelkeit, die mich heimsuchte, wurde wieder schlimmer.

„Sie denkt doch wohl nicht wirklich darüber nach?", fragte Mike verwundert.

„Keine Ahnung... Sie... Eigentlich hat sie gemeint, sie wollte sich mir anvertrauen, weil ich mich beschwert habe, dass sie nicht mit mir spricht. Also nicht über die wichtigen Dinge – Probleme und Sorgen und so. Und dann hab ich alles kaputt gemacht. Sie öffnet sich mir endlich und sagt, was ihr durch den Kopf geht und ich frag sie nur, ob sie ihm klar gesagt hat, dass sie nicht mitgehen wird..."

„Das ist doch dein Recht, oder? Als ihr Freund solltest du wissen, ob sie nach Paris zieht oder nicht." Er sagte es wie einen albernen Scherz, aber ich ging nicht darauf ein.

„Sie hat nicht Nein gesagt, Mike", erklärte ich.

„Oh scheiße, Mann...", murmelte er bestürzt. Anscheinend hätte er damit echt nicht gerechnet.

„Ich hab keine Ahnung, wie das mit uns weitergehen soll... ich fühl mich so... machtlos."

Er überlegte und sagte für einen Moment nichts. „Kämpf um sie, Ben. Gerade jetzt solltest du noch einmal alles tun, was du kannst, um sie nicht zu verlieren. Ich kenn dich lang genug, um zu wissen, dass du dir sonst ewig Vorwürfe machen wirst..."

"Ich hab es satt, zu kämpfen. Seit ich sie kenne, hab ich gekämpft. Immer versucht, es ihr möglichst recht zu machen. Ich bin so viele Kompromisse eingegangen und es war mir egal. Ihre Eltern haben mich wie Dreck behandelt – und ich hab ihr zuliebe nichts gesagt. Sie hat es nicht wirklich fertig gebracht, über ihre Beziehung zu ihnen reden – und ich hab ihr zuliebe nichts gesagt. Sie wollte ihren besten Freund zurückbekommen – und ich hab ihr zuliebe nichts gesagt. Soll ich jetzt einfach so tun, als würde es mir nichts ausmachen, dass sie darüber nachdenkt, mich für Mason zu verlassen? Liegt es jetzt wirklich an mir, mir eine große Geste einfallen zu lassen, damit sie bei mir bleibt? Wer sagt, dass ich überhaupt noch verhindern kann, dass sie geht? Wahrscheinlich ist das alles sinnlos... und dafür hab ich einfach keine Energie mehr."

Ich hatte einen Kloß im Hals und war so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr. Mike verstummte. Offensichtlich wussten wir beide nicht weiter.

„Du kannst den Kaffee haben...", begann ich. „Ich geh wieder ins Bett."

Pistazieneis zum FrühstückWhere stories live. Discover now