„Was?", hörte ich mich ungläubig fragen, ohne bewusst den Mund bewegt zu haben.

„Mason geht zurück nach Paris", wiederholte sie ihre Worte.

Ich verstand, dass Ally nicht froh darüber war, sich erneut von ihrem besten Freund entfernen zu müssen, wo sie sich doch gerade wieder angefreundet hatten. Aber ich war froh. Was heißt froh? Ich war drauf und dran, die nächste Kirche zu stürmen und aus Dank eine Kerze anzuzünden oder so was. Aber dafür war es zu früh. Natürlich war das noch nicht alles.

„Ben...", sagte sie kraftlos. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck. Er spiegelte ein einziges Wort wider: Bedauern. Außerdem machte die Tatsache, dass sie mich beim Vornamen nannte, klar, dass sie unsicherer war als sonst. Und unglücklich. „Mason hat mich gefragt, ob ich mit ihm nach Paris gehe."

Dieser eine Satz reichte, um mich komplett aus der Bahn zu werfen. Mein Verstand verabschiedete sich, ich fühlte mich wie betäubt und bekam – so benebelt wie ich war – kaum mit, was hier eigentlich passierte. Scheiße, kam es mir wieder. Zu mehr Worten war ich nicht fähig, aber der dämliche Stolz in mir scheinbar schon.

„Oh. Das ist schön." Ich erkannte meine eigene Stimme kaum wieder. „Du solltest bald zu packen beginnen – immerhin will er in zwei Wochen schon fliegen, nicht wahr?"

„Denkst du das wirklich von mir? Dass ich einfach so verschwinde?" Es war nicht zu überhören, wie sehr sie das kränkte.

Wahrscheinlich hätte ich es hier noch retten können. Ziemlich sicher sogar. Aber ich war ein verdammter Idiot.

„Was soll ich sonst denken? Verdammt Ally... Wieso erzählst du mir so etwas, wenn du nicht vorhast, mit ihm abzuhauen?" Wut. Schmerz. Leere. Ich konnte nicht sagen, was mich am meisten steuerte.

Ally starrte mich ungläubig an, als hätte ich ihr eben ins Gesicht geschlagen. „Ich hab es dir erzählt, weil du wolltest, dass wir über solche Dinge sprechen. Du beschwerst dich doch immer, dass ich dir nichts erzähle und dass ich alles verdränge und so anstrengend bin."

„Also hast du Nein gesagt? Du hast Mason ganz genau erklärt, dass du nicht nach Paris fliegen wirst und er dich lieber vergessen sollte?", hakte ich skeptisch nach.

Volltreffer.

Erschrocken starrte sie an die Wand. Direkt auf die Wäscheleine, an der die Fotos aufgehängt waren, die ich ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Die Antwort blieb aus und ich stand auf.

Schweigend sah sie mir hinterher und kurz bevor die Tür hinter mir zuknallte, hörte ich sie ein klägliches „Warte!" schreien. Zumindest bildete ich es mir ein. So sicher war ich mir nicht mehr, denn ich stand noch mehrere Minuten draußen im Flur und nichts geschah. Sie blieb in ihrem Zimmer, die Tür öffnete sich nicht erneut und mein Kopf war wie leergefegt. Doch mir war kotzübel. Als würde jemand seinen gesamten Arm in meinen Mund stecken, um dann mit der Hand in meinen Gedärmen herumzuwühlen.

Irgendwann - vielleicht sogar schon nach wenigen weiteren Sekunden - machte ich mich auf den Weg nach Hause. Denn welchen Sinn hatte es, auf Worte zu warten, die den lähmenden Schmerz in meiner Brust sowieso nicht erträglicher machen konnten?

Als ich bei meiner Station aus der Straßenbahn stieg, entschied ich mich um. Wie könnte ich Mike jetzt unter die Augen treten? Er bräuchte nur hören, wie ich die Tür aufschloss und würde sich bereits sorgenvoll auf mich stürzen. Normalerweise war er niemand, der sofort bemerkte, wenn es jemandem schlecht ging. Aber die Sache mit Ally wühlte mich anscheinend so sehr auf, dass selbst für ihn nicht zu übersehen war, dass etwas nicht stimmte.

Die Wahl fiel also auf das Silver's Grade und ich war ab der ersten Sekunde dankbar für diesen Einfall. Flogging Molly war im gesamten Barbereich zu hören und die gemütliche Stimmung wurde durch das düstere Licht verstärkt. Es gelang mir, mich wie in einem anderen Land zu fühlen und all die Fremden wirkten, als wären sie mir ähnlicher als sonst jemand, obwohl ich mit Mikes Anzug absolut nicht in die Menge passte.

Untypischerweise war schon zu dieser frühen Stunde die Hölle los, denn ein Kerl feierte seinen Junggesellenabschied. Außerdem bemerkte ich ein Schild, das die tollsten Aktionen des Jahres für heute Nacht ankündigte. Welchen Sinn das an einem Montag machte, durchschaute ich kein bisschen, doch mir war es nur recht so.

Zunächst ließ ich mich an einem der Barhocker nieder und bestellte ein Bier, doch als es um mich herum immer enger und wärmer wurde, merkte ich, dass das nicht reichen würde. Links von mir, in unmittelbarer Nähe, drehte sich ein Kopf in meine Richtung. Sie hatte schwarzes Haar und lächelte mich freundlich an, während sie auf ihre Bestellung wartete.

„Was bringt an einem Montag nur so viele Leute hier her?", schrie sie über das Stimmengewirr hinweg in meine Richtung.

Ich zuckte mit den Schultern. „Montage sind scheiße." Als der Barkeeper zwei Cocktails vor ihr abstellte, nutze ich seine Anwesenheit und bestellte gegen meine Prinzipien Alkohol, der mir allein vom Geruch Übelkeit bescherte. Tequila.

Dann wollen wir mal anfangen, zu vergessen...

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Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Mensch bin, der gerne Trübsal bläst, sich seiner schlechten Laune hingibt und viele Dinge so lange zerdenkt, bis sie keinen Sinn mehr haben. Zur Zeit bin ich allerdings aus unerklärlichen Gründen extrem optimistisch, voller Tatendrang und glücklicher als normalerweise. (Nein, ich bin nicht schwanger *hust danke der Nachfrage, ShaedowX hust*)

Deshalb fällt es mir schwer, dieses Buch zu schreiben. Nehmt meinen Optimismus als Begründung oder Ausrede, falls das Kapitel die deprimierte Stimmung nicht gut genug rüberbringen kann. 

Wir kommen dem Ende immer näher - was mich auch unglaublich traurig macht und dafür sorgt, dass ich weniger gern daran schreibe. Um Nicky in mir selbst wiederzufinden: Ich mag keine Enden xD daher hat es länger gedauert als geplant, das hier zu schreiben. (Kroatienurlaub hin oder her. Ich hab es definitiv aufgeschoben)

LANGE REDE, KURZER SINN:

...

Okay, gar kein Sinn. Ich labere einfach viel zu gerne - Anzeichen einer Aufmerksamkeitsstörung? Wer weiß... xD Macht's gut!

~KnownAsTheUnknown

PS: AHJA! DAS WAR WICHTIG: Die Updates kommen jetzt vermutlich unregelmäßiger. Aber immer, sofort, wenn ich ein Kapitel fertig habe (viel fehlt uns eh nicht mehr... **Herz bricht**)

Pistazieneis zum FrühstückWhere stories live. Discover now